tag:blogger.com,1999:blog-63990465770306856762024-03-13T03:11:11.701+01:00Fernseher kaputtEin kleines gesellschaftskritisches (Micro-)Blogging-Projekt über Fernsehserien, Reality-TV, Talkshows und Nachrichten. Kritische Kommentare zur meistens tristen, manchmal verstörenden und viel zu oft empörenden Programmgestaltung vieler Fernsehanstalten.Fernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.comBlogger213125tag:blogger.com,1999:blog-6399046577030685676.post-63810440348858147002022-03-02T20:00:00.006+01:002022-03-02T20:14:35.819+01:00Österreichische Serien – ein kritischer Sammelband<p>Mit Beiträgen über <i>Kottan ermittelt</i>, <i>Ein echter Wiener geht nicht unter</i>, <i>Die Piefke Saga</i>, <i>Vorstadtweiber</i> u.v.m. sowie Interviews u.a. mit Karl Merkatz, Erika Deutinger und Ingrid Burkhardt. </p><p><span></span><span></span></p><a name='more'></a> <div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEin-XkqZkNwPtPgdA-Ss7uVyzgl771q3t48u4lGV-OL4_2W8LznrDdwUT6NaXpOs0621I2fuv-6dQ6QZ2YKSIdy5ymG0gQcDNqy_RUFEZ_qRkH0NAx6syAC4SBVP8PsZC0S6vtevJ6a1jpX4ouYf-iwiVxK5Y8GH2FUnFwkJIbzAj-SI5lqXJBVHyq-DQ=s2172" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="2172" data-original-width="1388" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEin-XkqZkNwPtPgdA-Ss7uVyzgl771q3t48u4lGV-OL4_2W8LznrDdwUT6NaXpOs0621I2fuv-6dQ6QZ2YKSIdy5ymG0gQcDNqy_RUFEZ_qRkH0NAx6syAC4SBVP8PsZC0S6vtevJ6a1jpX4ouYf-iwiVxK5Y8GH2FUnFwkJIbzAj-SI5lqXJBVHyq-DQ=s320" width="204" /></a></div><br /><p></p><p><i>Serielle Zustände – Annäherungen an die österreichische Fernsehlandschaft</i> beginnt, das scheint naheliegend, mit einem Text über Serienvorspanne. Kirchtürme und Landschaften sind es, die das österreichische Fernsehen besonders gern in Szene setzt, wobei in Bezug auf die Serien selbst durchaus ein zeitlicher Wandel beobachtbar ist: </p><p></p><blockquote> „Tatsächlich ergibt sich (...) die These, dass ab den 1990er Jahren verstärkt individualisierte Lebensentwürfe in Kombination mit (titelgebenden) Natur- oder Stadtlandschaften gezeigt werden und kaum mehr sozialrealistische Darstellungen im Fokus der erzählten Geschichten stehen. Es entstehen, ähnlich dem Heimatfilm der 1950er/1960er Jahre idealisierte Fernsehlandschaften, diesmal in touristisch bereits erschlossenen Orten, deren Figuren sich mit ihrer Umgebung auf besondere – heimatverbundene – Weise nahe fühlen.“<span style="font-size: x-small;"> (Christine Ehardt, „Die Vermessung der Serienwelt. Fernsehtopographien und- utopien im österreichischen Serienvorspann“, S. 16)</span></blockquote><p></p><p>Im ersten Kapitel, das angelehnt an die gleichnamige, im Buch aber nicht behandelte, Serie den Titel „Die liebe Familie“ trägt, finden sich Essays über die Serien <i>Ehekrieg- und Frieden</i> und <i>Vorstadtweiber</i>. Abgeschlossen wird das Kapitel mit ausführlichen Schauspieler*innen-Interviews aus den Casts von <i>Ein echter Wiener geht nicht unter</i>, <i>Kaisermühlen Blues</i> und <i>Trautmann</i>. </p><p>Im Kapitel „Ordnungen“ wird die österreichische Krimigeschichte aufgearbeitet. Der erste Beitrag beschäftigt sich mit Frauen- und Männerbildern in TV-Krimis der letzten 30 Jahre: </p><p></p><blockquote>„Marginalisiert wird das Thema häusliche Gewalt, das meist in eine Nebenstory verpackt ist, um Ermittler_innenteam und Publikum auf eine falsche Fährte zu führen, oder gar auf eine Art und Weise uminterpretiert wird, dass das Bedrohliche und Brutale doch wieder – aus dem Inneren der Familie – in einen Außenbereich rückt (…) In den wenigsten Fällen jedenfalls gibt es eine Verbindung zwischen häuslicher Gewalt und dem Mord selbst. Damit steht die Aufbereitung des Themas in klarem Widerspruch zur Realität, denn die Mehrzahl der in Österreich begangenen Mordverbrechen stehen in unmittelbarem Zusammenhang zu Aggression und Gewalt in der Familie.“ <span style="font-size: x-small;">(Claudia Paganini, „‘Wenn sie so fesch ist …‘. Frauen- und Männerbilder in 30 Jahren österreichischer Krimigeschichte“, S. 124)</span></blockquote><p></p><p>Weitere Essays im Kapitel „Ordnungen“ befassen sich mit der Darstellung von Sexarbeiterinnen im Wiener <i>Tatort</i> und den drei <i>Kottan ermittelt</i> Hauptdarstellern. </p><p>Mit „Exotismus und Tourismus“ ist das nächste Kapitel überschrieben. Der Eröffnungsbeitrag widmet sich der in Jugoslawien gedrehten Aussteiger*innen-Serie <i>Der Sonne entgegen</i>, ergänzt durch ein Interview mit dem Drehbuchautor Gerald Gam. In weiteren Beiträgen geht es um Erbschaften und soziale Mobilität in <i>Ein Schloß am Wörthersee</i> sowie Postnazismus und Zivilisationskritik in <i>Die Piefke Saga</i>. </p><p>Im Unterkapitel „Humor und Abgrund“ findet sich ein weiterer Essay über <i>Kottan Ermittelt</i> sowie ein Text über das <i>Kommissar Rex</i> Spin-off <i>Stockinger</i>. Abgeschlossen wird der Band mit Fernsehabgesängen auf die Netflix Serie <i>Freud</i> ("Sigmund im Bann der Dämonen") und das Multimediaprojekt <i>Endzeit</i>. </p><p>Florian Wagner, Georg Vogt, Wolfgang Liemberger, Christine Ehardt: <i>Serielle Zustände. Annäherungen an die österreichische Fernsehlandschaft</i>, Wien: Sonderzahl 2022. </p><b>Links:</b><br /><a href="https://sonderzahl.at/product/serielle-zustaende/" target="_blank">Serielle Zustände</a> beim Sonderzahl Verlag<br /><a href="https://www.facebook.com/OesterreichischeSerien/" target="_blank">Serielle Zustände</a> auf FacebookFernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6399046577030685676.post-53390236106014400582022-02-17T17:42:00.001+01:002022-02-17T17:45:07.620+01:00Dschungelcamp und Home Office<p>Staffel 15 von <i>Ich bin ein Star – holt mich hier raus</i> (RTL) war wahrscheinlich die Interessanteste seit der legendären 5. Die oft skurrile Gruppendynamik bot eine schöne Ablenkung vom aktuellen Zustand der Welt da draußen. Gerade wenn man Gruppendynamik zuletzt Anfang 2020 erlebt hat. <span></span></p><a name='more'></a><p></p><p>Es ist ein seltsamer Kontrast. Zumindest für die Privilegierten, die die letzten 2 Jahre größtenteils im Home Office verbrachten und sich so vor einer Corona Infektion schützen konnten. Selbst schon lange nicht mehr Teil einer realen Gruppe, ist es umso reizvoller sich eine solche im Fernsehen anzusehen.</p><p>Meine Sympathien waren von Beginn an klar bei Tara Tabitha, die nach einer traurigen aber mitreißenden Romanze mit dem späteren Dschungelkönig leider schon früh aus der Show herausgewählt wurde. Mit der <a href="https://www.youtube.com/watch?v=lCCeHInU4_s" target="_blank">Regenbogenmaschine</a> sorgte sie einst für einen Kult-Moment bei ATV. Ein Ausschnitt mit utopischer Strahlkraft. Die zweckfreie Regenbogenmaschine, die nur der Erschaffung von Schönem dient, als interpretatorisches Resultat der Begegnung mit der herrschenden Klasse. Die Reichen können sich echt alles leisten. Und Tara möchte ihnen ein bisschen gleichen. </p><p>Wenn man sonst kaum deutsches Privatfernsehen schaut, ist <i>Ich bin ein Star – holt mich hier raus</i> in Verbindung mit der Lektüre der <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Ich_bin_ein_Star_%E2%80%93_Holt_mich_hier_raus!#Staffel_15" target="_blank">Wikipedia Einträge der Kandidat*innen</a> die beste Zusammenfassung der letzten Jahre Reality TV. Aha, dieses Format gibt's auch. Und das ist die letzten 20-30 Jahre in dieser Karriere passiert. Spannend. </p><p>Für die Medienwissenschaftler*innen im Publikum gab es ebenfalls reichlich Kost. Nicht nur die ständigen Streits zwischen den Kandidat*innen um die Frage, wer eine echter Star und wer nur einer dieser „Social Media Leute“ sei. Auch RTL legte mit der härtesten Schatzsuche ever nach, bei der die Kandidat*innen konsensual eine <a href="https://www.youtube.com/watch?v=sAcHabFdbc4&t=97s" target="_blank">Reihung vornehmen mussten, wer von ihnen denn nun am authentischsten</a> sei. <br /></p>Fernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6399046577030685676.post-80019265654979018562022-02-10T13:13:00.002+01:002022-02-10T15:56:02.119+01:00Komödie oder Tragödie? Autosoziobiographische Erzählstrategien in Robert Webbs "How Not To Be A Boy" und Édouard Louis "Wer hat meinen Vater umgebracht"<p>Sowohl Édouard Louis als auch Robert Webb erwarben sekundäre Bildungsabschlüsse, besuchten Universitäten, wo sie an für ihre späteren Karrieren wichtigen Netzwerke anknüpfen konnten, machten dann aber im Feld der Kunst Karriere. Louis als Autor primär autobiographischer Schriften, in denen er über Klasse, Männlichkeit, Rassismus, Homophobie und ihm zugefügter sexualisierter Gewalt schreibt. Webb als Komiker und Schauspieler, der zunächst mit der Sketchshow <i>The Mitchell and Webb Look</i> (BBC Two) und später durch die Sitcom <i>Peep Show</i> (Channel 4) bekannt wurde. Insbesondere <i>Peep Show</i> lässt sich als Kommentar auf unterschiedliche Ausagierungsstrategien von männlicher Sozialisation lesen.</p><p><span></span></p><a name='more'></a>Die autosoziobiographischen Texte von Édouard Louis und Robert Webb haben gemeinsam, dass beiden Autoren ein sozialer Aufstieg gelungen ist. Geographisch betrachtet sind die Kindheiten beider in der Peripherie verortet. Beide verhandeln Männlichkeit. Ihre Ausgangspositionen waren unterschiedlich. Webb stammt aus einem bildungsfernen ländlichen Haushalt selbstständiger Arbeiter, Louis aus dem Lumpenproletariat. <p></p><p>Webb legt mit <i>How Not To Be A Boy</i> eine in formaler Hinsicht vergleichsweise konventionelle Autobiographie vor. Er unterteilt sein Werk in zwei Akte. Im ersten Akt sind den Kapiteln jeweils Überschriften vorangestellt, die gesellschaftliche Erwartungshaltungen an Buben thematisieren (u.a. „Boys Aren‘t Shy“, „Boys Are Never Teacher‘s Pet“, „Boys Don‘t Fall In Love (With Other Boys)“, „Boys Are Not Virgins“). Im zweiten Kapitel ist der Bub dann erwachsen geworden und es geht um gesellschaftliche Erwartungshaltungen an Männer (u.a. „Men Are Organized“, „Men Don‘t Need Therapy“, „Men Know Who They Are“).
<i> </i></p><p><i>Wer hat meinen Vater umgebracht</i> ist in insgesamt drei mit römischen Ziffern betitelte Abschnitte unterteilt. In diesen nutzt Louis teilweise Sterne, um Einzelgeschichten voneinander abzugrenzen bzw. fett gedruckte Jahreszahlen, wo ihm der zeitliche Kontext relevant erscheint. Dem Buch vorangestellt ist eine inszenatorische Anweisung, wie mit dem nachfolgenden Text zu verfahren wäre, würde man ihn als Theatertext zur Aufführung bringen. Abschnitt I startet mit der Frage nach den Gemeinsamkeiten von Rassismus, männlicher Vorherrschaft, Homophobie, Transphobie, Klassenherrschaft, kurz „für alle Phänomene sozialer Unterdrückung“ (S. 11). Antisemitismus nennt Louis nicht, ob er mitgemeint ist, sei dahingestellt. Die Gemeinsamkeit sozialer Unterdrückung sieht Louis jedenfalls – in Anlehnung an die amerikanische Humangeographin Ruth Gilmore – darin, dass sie für bestimmte Teile der Bevölkerung das Risiko eines verfrühten Todes bedeutet. </p><h2 style="text-align: left;">Szenen des Tanzes</h2><p>
Sowohl bei Louis als auch bei Webb findet sich jeweils eine Szene, in der es um eine tänzerische Einlage und die Reaktion der Väter auf ebendiese geht. Bei Louis handelt es sich um eine Szene der Kindheit, bei Webb um einen TV-Auftritt als Erwachsener. Louis beschreibt eine Szene, die sich zugetragen hat, als er etwa 9 Jahre alt war: </p><p style="text-align: left;"></p><blockquote> „(…) ich hatte beschlossen, das Konzert einer später aufgelösten Popband namens Aqua nachzustellen. Mehr als eine Stunde lang erfand ich Choreographien, Bewegungen, Gesten, ich gab die Anweisungen. Ich wollte die Sängerin sein, die anderen drei Jungs sollten die Backgroundsänger geben und auf unsichtbaren Gitarren spielen. Ich kam als Erster ins Esszimmer, die anderen folgten mir, ich gab das vereinbarte Signal, und wir fingen an, doch du wandtest sofort den Kopf ab. Ich begriff es nicht. Alle Erwachsenen schauten uns zu, nur du nicht. Ich sang lauter, tanzte mit exaltierten Bewegungen, damit du mich bemerkst, aber du schautest weg. Ich sagte, Papa, schau mal, schau mal, ich kämpfte, aber du sahst nicht hin.“ (S. 18)</blockquote><p></p><p>Der Kampf um die väterliche Aufmerksamkeit bekommt in der Bühnenfassung von <i>Wer hat meinen Vater umgebracht</i> (Regie: Christina Rast, Museumsquartier Halle E, 23.2.2020) viel Raum. Der Kampf um Beachtung zieht sich dort über mehrere Minuten. Der Text von Louis ist auf drei Schauspieler und zwei Schauspielerinnen aufgeteilt. Einer von ihnen tanzt in Drag auf einem übergroßen Esstisch vor einer übergroßen regungslosen Stoffpuppe in blauer Arbeiterkleidung, die den Vater darstellen soll. Der Vater sitzt, sein Kopf liegt in einer Pose der Erschöpfung auf der Tischplatte, so dass er seinen am Tischende gegenüber tanzenden Sohn nicht sehen kann. Édouard kämpft und kämpft, doch der Vater reagiert nicht auf ihn.</p><p>
Robert Webb tanzt im Alter von etwa 37 Jahren im Rahmen einer kompetitiven <i>Comic Relief</i> Charity Tanzschow die <a href="https://www.youtube.com/watch?v=Pwfa04iQyZI" target="_blank">Schlussszene aus dem erfolgreichen 1980er Jahre Tanzfilm</a> <i>Flashdance</i>. Webb setzt die Schilderung des Auftritts an das Ende der als „Overture“ betitelten Einleitung zu <i>How Not To Be A Boy</i> und schildert die inneren Kämpfe, die er davor und danach zu bestreiten hatte. Kritisch gelesen, propagiert der Film <i>Flashdance</i> eine Ideologie der wohlwollenden Autoritäten – sei es in Form des Chefs, des tanzenden Verkehrspolizisten oder der Fachjury, der die weibliche Hauptfigur am Ende des Filmes gegenübertritt. Die Autoritäten sind auch bei Robert Webb wohlwollende. Zum einen sein langjähriges Vorbild Stephen Fry und zum anderen sein Vater. Beide loben ihn. Letzterer spricht ihm am Abend des Auftrittes (und Sieges) auf die Sprachbox.
Webb legt bei der Transkription der Nachricht seines Vaters Wert darauf, seinen nordenglischen Akzent schriftlich abzubilden. Der Klassenwechsel wird bei Webb in weiterer Folge auch als bewusste Veränderung der eigenen Sprache thematisiert. Am Ende der „Overture“ schreibt Webb, er habe seinen Vater nicht zurückgerufen. Als er die Nachricht zum ersten Mal hörte, wusste er nicht, was er tun sollte. Aber nun wisse er, was zu tun sei und deutet mittels dem Schlusssatz „Come with me“ (S. 18) an, es sei die vorliegende Autobiographie, die es angesichts der Reaktion seines Vaters zu schreiben galt.</p><p>
Louis wird die Aufmerksamkeit des Vaters für seine Choreographie verwehrt. Für Webb ist es eine Stunde des Triumphs und der Bestätigung durch mehrere Autoritäten, sei es die Jury, Stephen Fry oder der Vater. Das Machtgefälle ist deutlich. Louis Drag Performance wird selbstbewusst geplant und vorgetragen, aber ignoriert. Bei Webb gibt es im Vorfeld Ängste und Selbstzweifel, die nach umfangreichen Proben in eine Erfolgsgeschichte münden.</p><h2 style="text-align: left;">Szenen der Gewalt</h2><p>
In beiden autobiographischen Texten werden Szenen innerfamiliärer Gewalt beschrieben. Webb schildert eindrücklich die von seinem Vater verbreitete Grundstimmung der Angst und wie seine älteren Brüder sie reproduzieren: </p><p></p><blockquote>„It‘s a static picture, of course, so we can‘t see that the Mummy‘s hands are shaking because she knows that the Daddy has spent all afternoon in the pub and has come home in one of his ‚tempers‘ (because that‘s what Daddies do). If, during tea, one of the Big Brothers speaks with his mouth full or puts his elbows on the table, the Daddy has been known to knock him clean off his chair. The Mummy will start shouting at the Daddy about this, but of course she can‘t shout as loud as the Daddy. No one can shout as loud as the Daddy or is as strong as the Daddy which is why the Daddy is in charge. The Little Brother will start crying at this point and will most likely be told to shut up by the Big Brothers who are themselves trying not to cry because that‘s another thing that they‘ve learned doesn‘t go down well with the Daddy.“ (S. 28) </blockquote><p></p><p>
In mehrfacher Hinsicht kontextualisierend räumt Webb wenig später ein: </p><p></p><blockquote>„You might be thinking ‚this is nothing‘ compared to your own experiences with a domestic hard-case. (…) The truth is, we were all terribly afraid of him. In any case, Mum was probably just biding her time at that point. She had already made her plans. Before the end of that first school year, she divorced him and he moved out.“ (S. 31)</blockquote><p></p><p>
Die Konstellation der Gewalt in Louis Familie folgt einer komplexeren patriarchalen Logik. Der Vater hat hier ausgehend von den gewaltvollen Erfahrungen mit seiner Familie den Grundsatz gefasst, auf die körperliche Züchtigung seiner Familie zu verzichten und hält sich auch daran. Als ihm von dem jungen Édouard mitgeteilt wird, dass dessen Mutter – seine Frau – dem drogenabhängigen Bruder hinter seinem Rücken Geld gibt, eskaliert die Situation:</p><p></p><blockquote>
„Mein Vater explodiert, er kann sich nicht zusammenreißen, wenn er belogen wird, dreht er durch. Er schmeißt sein Rotweinglas auf den Boden, es zerschellt, (…) er schreit so laut, dass meine Mutter Angst bekommt, sogar sie bekommt Angst, die sonst, an allen anderen Tagen ihres Lebens, immer wieder sagt, sie werde sich nie vor einem Mann fürchten (…). Er schreit weiter, jetzt gerät auch meine Mutter außer sich, sie keift, 'Bist du jetzt völlig irre oder was, ich warne dich, wenn eines meiner Kinder auch nur einen Glassplitter abkriegt, dann erwürg ich dich, dann bring ich dich um', mein Vater schlägt mit Fäusten auf die Wand ein (…)“ (S. 56)</blockquote><p></p><p>
Die vom Vater geäußerte Zuschreibung, wonach sein Sohn ein Versager sei, hebt den Konflikt auf eine noch höhere Eskalationsstufe: </p><p></p><blockquote>„Und da, beim Wort Versager, springt mein Bruder auf und greift meinen Vater an, er schlägt ihn, um ihn zum Schweigen zu bringen. Er schleudert meinen Vater gegen die Wand, mit all seiner Masse, seinem Gewicht, Schmerzensschreie, Flüche, Schmerzensschreie. Mein Vater wehrt sich nicht, er will seinen Sohn nicht schlagen, er tut nichts. Mir fielen die warmen Tränen meiner Mutter auf den Kopf, ich dachte: Geschieht dir recht, geschieht dir recht – sie versuchte immer noch, mir die Augen zuzuhalten, aber ich blinzelte zwischen ihren Fingern hindurch, ich betrachtete die roten Blutflecken auf den gelben Bodenfliesen.“ (S. 57)</blockquote><p></p><p>
Selbst im Reflexionsmodus des autobiographischen Textes gibt Louis sich nach wie vor die Schuld an der Gewalteskalation. Im Vergleich zu Webb tritt hier der gesellschaftstheoretisch geschulte Blick hinter die Selbstbezichtigung zurück. Die Erwähnung der gelben Bodenfliesen könnte in einem anderen Kontext gar als ein sich lustig machen über die innenarchitektonischen Entscheidungen eines Arbeiterhaushaltes funktionieren. Hier bilden sie ein starkes literarisches Motiv und kontrastieren die Gewaltsituation mit der Entscheidung über die Farbe der Fliesen, die in einem bürgerlichen Haushalt vielleicht anders getroffen worden wäre. </p><h2 style="text-align: left;">Erzählstrategie Humor</h2><p>Es würde nicht ganz zutreffen, Webbs <i>How Not To Be A Boy</i> als ausschließlich humoristisches Werk zu bezeichnen. Webb nuanciert seine Erzählstrategien, ist zuweilen ernst bis tragisch, etwa bei der Schilderung der Erkrankung und des Todes seiner Mutter oder der bereits weiter oben zitierten Schilderungen häuslicher Gewalt. Gerade in der humoristischen Darstellung gelingt es Webb, die Themen Klassenaufstieg, Habitus und hegemoniale Männlichkeit pointiert zu verhandeln. In der Einleitung findet sich ein Dialog zwischen Webbs 15jährigem und seinem 43jährigen Ich. Nachdem die Frage, wie es nur geschehen konnte, dass der 43jährige Webb nur noch vergleichsweise wenige Haare auf dem Hinterkopf habe, vorerst geklärt ist, geht der Dialog wie folgt weiter:</p><p></p><blockquote> „15: You sound quite posh. <br />43: Ah yes. Well, that was your idea. You want to sound like Stephen Fry, don‘t you? <br />15: What‘s wrong with that? <br />43: Nothing. I mean its a bit - <br />15: Look, I just don‘t want to sound like fucking Dad, all right? I want to be the opposite of Dad. <br />43: You‘ve just said two different things and the second one is impossible. <br />15: Worth a try.
<br />43: Waste of time. Close your eyes and don‘t think of a pink elephant. <br />15: What? <br />43: Close your eyes and don‘t think of a pink elephant. <br />15: OK … (closes eyes) <br />43: What are you thinking of? <br />15: A pink elephant. <br />43: You‘ve got – you can open your eyes now – you‘ve got this idea of Dad as an abrasive northern male with an over-developed sense of adventure who takes women for granted and drinks too much. And you‘re about to spend twenty-five years trying to be ‚not that‘.“ (S. 15)</blockquote><p></p><p>
Wie schon weiter oben spielt die Sprache und die selbstgewählte Veränderung ebendieser im Rahmen des Klassenwechsels eine Rolle. Was Webb als überentwickelten Sinn für Abenteuer beschreibt, wird bei Louis gesellschaftlich im Kontext der ökonomischen Zwänge, denen sich Männer in der Arbeiterklasse fügen müssen, verortet. In direkter Ansprache wendet sich Louis an seinen Vater: </p><p></p><blockquote>„Du hast mit aller Macht darum gekämpft, jung zu sein, fünf Jahre lang, bist nach Südfrankreich gezogen, dachtest, dort unten ist wegen der Sonne das Leben schöner, weniger beschwerlich, du hast Mopeds geklaut, ganze Nächte durchgemacht, getrunken, so viel es ging. Du hast all das so intensiv und so aggressiv wie nur möglich gelebt wegen der Empfindung, dass es etwas war, das du stehlen musstest – genau, darauf wollte ich hinaus: Den einen wird die Jugend geschenkt, den anderen bleibt nichts anderes übrig, als sie sich zu stehlen. Eines Tages war es vorbei. Ich glaube, es lag am Geld, aber es war nicht nur das allein.“ (S. 36-37)</blockquote><p></p><p>
Webb schafft es mittels des Einsatzes humoristischer Darstellungsweisen, der männlichen Zurichtung in der Kindheit und den Widerstandsversuchen dagegen die Tragik zu nehmen. Er beruhigt sein 15jähriges Ich und nimmt den Druck aus der Situation. Das Gegenteil seines Vaters zu sein ist nicht möglich und sich ebendas als Ziel zu setzen ein aussichtsloser Kampf. Denn zwischen totaler Identifikation und totaler Ablehnung existiert viel Spielraum. Polemisch ließe sich hier anmerken, Webb als überzeugter Sozialdemokrat, betont die Spielräume im System. Das letzte Wort in <i>Wer hat meinen Vater umgebracht</i> ist hingegen „Revolution“ (S. 77) – ausgesprochen vom Vater selbst als politische Notwendigkeit.</p><h2 style="text-align: left;">Erzählstrategie Anklage</h2><p>Die humoristische Erzählstrategie ist der individuellen Selbstreflexion dienlich, der dramatische Erzählstil der gesamtgesellschaftlichen Umwälzung. Louis formuliert sehr klar, was es bedeutet, den herrschenden Verhältnissen nicht vermittelt, sondern direkt und körperlich ausgesetzt zu sein. </p><p></p><blockquote>„Die Herrschenden mögen sich über eine Linksregierung beklagen, sie mögen sich über eine Rechtsregierung beklagen, aber keine Regierung bereitet ihnen jemals Verdauungsprobleme, keine Regierung ruiniert ihnen jemals den Rücken, keine Regierung treibt sie jemals dazu, ans Meer zu fahren. Die Politik verändert ihr Leben nicht oder kaum. Auch das ist eigenartig: Sie bestimmen die Politik, obgleich die Politik kaum Auswirkungen auf ihr Leben hat. Für die Herrschenden ist die Politik weitgehend eine ästhetische Frage: eine Art, sich zu denken, sich zu erschaffen, eine Weltsicht. Für uns ist sie eine Frage von Leben und Tod.“ (S. 71)</blockquote><p></p><p>Louis Vater hat überlebt, aber er ist schwer gezeichnet und chronisch krank aufgrund der körperlichen Arbeit, die er verrichten musste, um seine Familie ernähren zu können. Trotzdem zwingt ihn der französische Staat, sich weiter für Arbeitsstellen, die harte körperliche Arbeit von ihm fordern, zu bewerben. Zwar wurde er noch nicht – wie es der Buchtitel suggeriert – umgebracht, die Frage, wer an seinem frühzeitigen Tod schuld sein wird, ist allerdings klar beantwortet. Im Unterschied zu Webb setzt Louis wenig Hoffnung in selbstreflexive Prozesse und er macht sehr klar, sowohl von konservativer als auch sozialdemokratischer und liberaler Politik enttäuscht zu sein. Macron, Sarkozy und Hollande werden in <i>Wer hat meinen Vater umgebracht</i> persönlich und zugleich stellvertretend für die drei dominanten politischen Strömungen angeklagt. Er schildert den körperlichen Verfall des Vaters als Folge konkreter politische Entscheidungen, die während der drei genannten Präsidentschaften gefällt und von den jeweiligen Präsidenten öffentlich gerechtfertigt wurde. </p><h2 style="text-align: left;">Fazit </h2><p>„Furchtbares hat die Menschheit sich antun müssen, bis das Selbst, der identische, zweckgerichtete, männliche Charakter des Menschen geschaffen war, und etwas davon wird noch in jeder Kindheit wiederholt“, schreiben Theodor W. Adorno und Max Horkheimer auf S. 40 der <i>Dialektik der Aufklärung</i>. Die Stärke beider besprochenen Autobiographien ist die Darstellung dieser kindlichen Zurichtung. Die politische Wirkmächtigkeit von Webb beschränkt sich dabei im Wesentlichen auf eine Kritik der hegemonialen Männlichkeit und prominenter Vertreter der INCEL-Bewegung. Humor scheint dabei ein gutes Mittel zu sein, die Lächerlichkeit männlicher Inszenierung sichtbar zu machen und einen entspannteren Umgang als etwas, wovon alle profitieren, nahezulegen. Webb bricht mit dem Emotionshaushalt seines Vaters, was eine Folge der im Buchtitel angelegten Fragestellung zu sein scheint. Kategorien wie Klasse sind bei ihm – dem Aufsteiger aus der ländlichen ArbeiterInnenklasse – zwar präsent, allerdings eher als Fundgrube für satirische Beschreibungen bildungsbürgerlicher sozialer Praxen im Kontrast zu den familiär eingeübten sowie der Veränderung seiner Sprache im Zusammenhang mit dem sozialen Aufstieg. </p><p>Louis hingegen tritt nicht nur als Verteidiger seines gewandelten Vaters auf, sondern auch als Verteidiger der Gelbwestenbewegung insgesamt. Er leugnet nicht den Rassismus und die Homophobie in der Bewegung, betrachtet es aber als positiv, dass von den Regierenden ignorierte Bevölkerungsgruppen nun den Herrschenden Angst machen. Ein Begriff von Antisemitismus und eine Kritik an antisemitischen Äußerungen in den Reihen der Gelbwesten bleibt jedoch bezeichnenderweise aus. Louis gelingt es, die diffuse Wut des zurückgelassenen Subproletariats formal zu übernehmen, und sie zu einer linken, antirassistischen und antihomophoben Wut, die sich gegen sozialdemokratische, konservative und liberale Präsidenten gleichermaßen richtet, zu transformieren. Die Erzählstrategie der Anklage macht dies möglich. Ob sich aber nicht gerade die Absurdität der antisemitischen Feindbildkonstruktion in der Gelbwestenbewegung und ihre Wurzeln nicht besser mittels Humors zur Kenntlichkeit entstellen ließen, wäre zumindest eine Überlegung wert. Populäre Werke zeitgenössischer Kritiker des Antisemitismus wie etwa die Reiseberichte Tuvia Tenenbaums legen dies zumindest nahe. </p><h2 style="text-align: left;">Literatur </h2><p>Horkheimer, Max/Adorno, Theodor W./[Adorno, Gretel], <i>Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente</i>, Fischer: Frankfurt am Main 14. Auflage, 2003.</p><p>Louis, Édouard, <i>Wer hat meinen Vater umgebracht</i>, Fischer: Frankfurt am Main 2019. </p><p>Wagner, Florian, „Die Gewaltverhältnisse und der Tanz in „Saturday Night Fever“, „Flashdance“ und „Footloose“, in: Binder, Sarah/Kanawin, Sarah/Sailer, Simon/Wagner, Florian, <i>Tanz im Film. Das Politische in der Bewegung</i>, Verbrecher: Berlin 2017. </p><p>Webb, Robert, <i>How Not To Be A Boy</i>, Canongate: Edinburgh 2017.</p>Fernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6399046577030685676.post-32387512319282993312018-04-19T13:11:00.000+02:002018-08-25T13:25:41.864+02:00CALL VERLÄNGERT! Österreichische Fernsehserien – Eine kleine Geschichte skurriler ZuständeEin offener Call for abstracts für einen kritischen Sammelband über österreichische Fernsehserien.<br />
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<a name='more'></a>Herausgegeben von Christine Ehardt, Georg Vogt und Florian Wagner.<br />
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Als ein Spezifikum des Fernsehens neben anderen audiovisuellen Laufbildmedien fällt vor allem dessen Hang zu seriellen Formaten ins Auge. Sie geben den Rahmen der Stoffentwicklung vor und begleiten das Publikum als regelmäßige Fernsehereignisse über einen längeren Zeitraum. Das prägt Sehgewohnheiten und – zumindest in den ersten Jahrzehnten des österreichischen Fernsehens – auch eine spezifische Öffentlichkeit im Sinn eines gemeinsamen Erfahrungshorizonts. <br />
Als längerfristige Phänomene mit breiter Öffentlichkeit bieten TV-Serien Einblick in die historische Verfasstheit der Gesellschaft. Der geplante Band möchte sie vor allem als kulturelles Phänomen erörtern und ins Licht aktueller Forschungsperspektiven rücken. <br />
Fernsehen als Kulturtechnik und dessen serielle Dimension im Speziellen trifft hier auf einen zweiten, auch durch und mit dem Fernsehen verstehbaren, Rahmen: Den des Staates Österreichs und seinen Verfasstheiten nach 1945. Mit seinem bis Mitte der 1990er Jahre bestehenden Fernsehmonopol bei gleichzeitigem Fehlen eines umfangreichen und öffentlich zugänglichen Programmarchivs nimmt Österreich eine Sonderstellung ein.<br />
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Sich auf österreichische Serien zu fokussieren soll dabei keineswegs heißen, die Globalgeschichte, in die sie eingebettet sind, auszublenden. Grade in der Adaption bestehender Formate zeigen sich aufschlussreiche Appropriationstendenzen, und auch im Export österreichischer Serien erweist sich die Adaptierung oft als aufschlussreich für das Originalformat. <br />
Der Gegenstand ist als „aus mehreren Folgen“ bestehendes Fernsehformat sehr breit umrissen. Auch die Beschäftigung mit Projekten die auf ein solches Format abzielten, aber in Entwicklung oder Pilotphase eingestellt wurden, ist sehr willkommen – ebenso wie das Fernsehspiel, Scripted Reality Formate und Telenovelas. <br />
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Unser Buch will eine Vielzahl von Zugängen transdisziplinär ausloten und österreichische Fernsehgeschichte als Medien- und Kulturgeschichte in Schlaglichtern abbilden. Es geht uns nicht um das ausstehende Großprojekt einer systematischen Fernsehgeschichtsschreibung des ORF und seiner privaten Konkurrenten sondern um exemplarische Auseinandersetzungen. Es sind qualitative wie quantitative wissenschaftliche Zugänge aus der ganzen Breite der Kultur-, Geistes- und Sozialwissenschaften willkommen. <br />
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Mögliche Themenkomplexe sind unter anderem Nation Building, soziale Authentifizierung, Bildpolitiken des Alltags, Migration, Arbeitswelt, Familien- und Geschlechterverhältnisse sowie der Umgang mit Vergangenheit. Auch Interdependenzen von Theater und Fernsehen, ästhetische Veränderungen nach ORF Reformen, Monopolverlust und dem Aufkommen von Web-Formaten können Ausgangspunkte kritischer Untersuchungen sein.<br />
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Die Verlagsentscheidung wird aufgrund der eingegangenen Textvorschläge und des letztlich zu erwartenden Volumens des Buches erfolgen. Ein Peer-Review Verfahren wird angestrebt. Die entstehenden Texte sollten etwa 15.000 bis 20.000 Zeichen umfassen. <br />
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<b>Ende des Calls:</b> 30. September 2018 <br />
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<b><i>Die Abstracts bitte als pdf, rtf, doc oder txt file an georg.vogt@univie.ac.at senden.</i></b>Fernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6399046577030685676.post-87358830907471348192016-09-17T15:15:00.001+02:002016-09-17T15:16:59.651+02:00Objektivität, Ausgewogenheit, NeutralitätWas läuft falsch in der medialen Berichterstattung über Rechtsextremismus?<br />
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<a name='more'></a>Das medial herrschende Verständnis von Neutralität scheint ein primär quantitatives zu sein. Das trifft auf den ORF, dem als öffentlich-rechtliche Anstalt ein Objektivitätsgebot auferlegt ist genauso zu wie auf private Medien, die nicht an derartige Vorgaben gebunden sind. <br />
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Betrachtet man etwa die Live-Analysen der TV-Konfrontationen anlässlich der Präsidentschaftswahlen, fällt auf, dass dort primär über die Performance der KandidatInnen sowie über ihre Kommunikationsstrategien gesprochen wird. Zu Fact-Checking und einer inhaltlichen Bewertung kommt es hingegen kaum. Diese Formalisierung der Politanalyse unter Hintanstellung einer inhaltlichen Plausibiltätsbewertung des Gesagten führt etwa dazu, dass rassistische, antisemitische oder einfach falsche Aussagen in politischen TV-Debatten mit FPÖ-Beteiligung kaum als solche benannt werden. Findet Fact-Checking dann doch einmal statt, wird dies in Österreich mitunter sogar als unerlaubter, parteiischer Eingriff interpretiert – etwa als sich Norbert Hofers Israel-Erinnerungen dank ORF Recherchen als falsch erwiesen. <br />
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Zu ausgewogener Berichterstattung gehört nicht nur, unterschiedliche Positionen zu Wort kommen zu lassen. JournalistInnen sollten auch die Ausgewogenheit zwischen PolitikerInnen-Statements und der Realität im Auge behalten. Dies würde in Bezug auf die Berichterstattung über und Debatten mit Rechtsextremen eine Auseinandersetzung mit Rassismus und Antisemitismus im Kontext eines postnationalsozialistischen Österreich erfordern. Dass eine solche nicht stattfindet, zeigt sich sowohl in der Wahl-Berichterstattung als auch in jener über rechtsextreme Gruppierungen ganz allgemein, wo neurechter und freiheitlicher Selbstinszenierung allzu oft unwissend zugearbeitet wird.<br />
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<i>Dieser Text erschien ursprünglich in der <a href="http://malmoe.org" target="_blank">MALMOE</a> #76.</i><br />
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<script id="fbbqhwb">(function(i){var f,s=document.getElementById(i);f=document.createElement('iframe');f.src='//button.flattr.com/view/?fid=my01gz&button=compact&url='+encodeURIComponent(document.URL);f.title='Flattr';f.height=20;f.width=110;f.style.borderWidth=0;s.parentNode.insertBefore(f,s);})('fbbqhwb');</script>Fernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6399046577030685676.post-90425559641362433922016-07-12T20:57:00.000+02:002016-07-13T00:15:08.553+02:00Star Trek Kommunismus: Was wäre das für 1 Life?Der kürzlich in ZEIT Campus erschienene Text "<a href="http://www.zeit.de/campus/2016-07/kommunismus-alternativlosigkeit-politische-beteiligung-jung-und-links" target="_blank">Warum ich Star Trek Kommunistin bin</a>" von Laura Meschede fordert ein Ende der vermeintlichen Alternativlosigkeit: "Wir hatten eine schöne Zeit mit Geld und Privateigentum. Aber jetzt ist es Zeit, sich zu verabschieden." Das "Geld und Privateigentum" explizit genannt werden, der Staat aber in der Kritik weitgehend außen vor bleibt, begründet die Schwäche der weiteren Analyse. Sowohl der von Star Trek, als auch der des dort vermuteten und von der Autorin in ähnlicher Form herbeigesehnten "Star Trek Kommunismus".<br />
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<a name='more'></a>"In der Star-Trekschen Zukunft gibt es keine Konkurrenz mehr und auch kein Geld", schreibt Meschede und irrt. Konkurrenzkämpfe sind ein wiederkehrendes Thema im Star Trek Universum - sowohl jene um Karrieren und Ressourcen als auch die um potentielle SexualpartnerInnen. Die Sache mit dem Geld mag zwar auf den Mikrokosmos des jeweiligen Raumschiffes in <i>Star Trek: The Original Series</i>, <i>Star Trek: The Next Generation</i> und <i>Star Trek: Voyager</i> zutreffen. Wer über Kommunismus bei Star Trek schreibt, sollte aber über <i>Star Trek: Deep Space Nine</i> nicht schweigen. Denn während "Kirk kaum ein Wort über Ökonomie verliert [...] und Picard vielleicht am ehesten für die Utopie einer nicht-kapitalistischen Gesellschaftsordnung stehen könnte, muss Sisko eindeutig Position beziehen - auf seiner von der Föderation verwalteten Station dominiert immerhin (entgegen früheren Versicherungen) Marktwirtschaft", so Karin Lederer (die verwendete Literatur ist am Ende des Textes aufgelistet).<br />
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<span style="font-size: large;"><b>Hoch die interplanetarische Solidarität?</b></span><br />
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In Meschedes ZEIT Text heißt es weiter, "die Weltregierung" in Star Trek fühle sich "für alle gleich zuständig". Tatsächlich ist über die politische Organisationsform der Föderation aber nur relativ wenig bekannt. Das Star Trek Wiki <a href="http://de.memory-alpha.wikia.com/wiki/Vereinigte_F%C3%B6deration_der_Planeten" target="_blank">Memory Alpha</a> weiß, dass es sich bei der Föderation um ein "föderales System [handelt], wobei jede Mitgliedswelt einen Abgesandten abstellt, die alle zusammen genommen den sogenannten Föderationsrat bilden, an dessen Spitze der Föderationspräsident steht". Die FöderationspräsidentIn ist RegierungschefIn, kann das Kriegsrecht ausrufen und hat den Oberbefehl über die Sternenflotte - viel Macht in den Händen einer Person. Wie die einzelnen Mitglieder des Föderationsrats jeweils entsendet werden, ob demokratisch oder anders, bleibt weitgehend im dunklen. Herauslesen lässt sich aber, dass wir es bestenfalls mit einem sehr rigiden Mehrheitswahlrecht zu tun haben, in dem die Stimmen der einzelnen WählerInnen höchst unterschiedlich gewichtet werden. Denn die vielen Planeten haben mutmaßlich unterschiedlich viele EinwohnerInnen. <br />
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Dass die Föderation sich nicht wie behauptet "für alle gleich zuständig fühlt", lässt sich an ihrer Außenpolitik ablesen. Deren Grundlage ist die oberste Direktive ihres bewaffneten Arms, der Sternenflotte, in der das Prinzip der Nicht-Einmischung in Prä-Warp Zivilisationen festgeschrieben ist. Das kann dann schon mal dazu führen, dass Zivilisationen ihrer selbst-, fremd- oder durch Umweltkatastrophen verursachten Auslöschung überlassen werden. Interplanetarische Solidarität gibt es nur für manche.<br />
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<span style="font-size: large;"><b>Pro Replikator!</b></span><br />
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Meschedes Text weißt zu Recht auf die Potentiale hochtechnisierten Planwirtschaft hin. Zugleich greift die Autorin aber einen Vorschlag auf, wonach man die Menschheit in drei Gruppen einteilen sollte: "Gruppe A: superproduktiv. Gruppe B: durchschnittlich produktiv. Und Gruppe C: nicht so produktiv." Entlohnt wird nicht mit Geld, sondern mit einem Arbeitszeit-Äquivalent. Letztlich handelt es sich dabei um eine Fortschreibung der Leistungsgesellschaft. Nur dass sich Leistung dann eben wirklich - und nicht nur als Teil des notwendig falschen Bewusstseins - wieder lohnt. Kommunistisch ist das aber nicht und selbst hinter das nicht wirklich kommunistische Star Trek Franchise fällt diese Forderung noch zurück. Denn der Replikator fragt niemanden, was er oder sie leistet. Er produziert nach dem verbalisierten Bedarf derer, die ihn Bedienen und das ist sehr kommunistisch von ihm.<br />
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Meschede schreibt: "Wie genau der Kommunismus aussieht, wenn er fertig ist, weiß ich nicht. Nicht einmal Karl Marx hat das im Detail beschrieben." Aus gutem Grund - birgt das detaillierte Entwerfen von Utopien vom Standpunkt einer auf Ausbeutung und Herrschaft basierenden Gesellschaft doch die Gefahr in sich, Teile dieser schlechten Gesellschaft auch in der Utopie ungewollt fortzuschreiben. Genau das passiert auch bei Star Trek, wo die Gesellschaft immer noch eine hierarchisch gegliederte ist, die ihre Spitzenpositionen zumeist weiß und männlich besetzt. Weil die genannten einfach mehr leisten (können)? Oder weil eine emanzipierte Gesellschaft eben doch (und gerade deshalb) eine ganz andere sein müsste?<br />
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"Bei den von Fans als utopisch wahrgenommenen Elementen der Star-Trek-Erzählung handelt es sich zumeist lediglich um Verlagerungen eines positiv verklärten Ist-Zustandes in die Zukunft", heißt es in einem Aufsatz zu Star Trek, der im Sammelband <i><a href="https://fernseherkaputt.blogspot.com/2013/07/kauft-dieses-buch.html">How I Got Lost Six Feet Under Your Mother. Ein Serienbuch</a></i> erschienen ist. Was hingegen Kommunismus bedeuten könnte, lässt sich am besten negativ, in Abgrenzung zur herrschenden Gesellschaft und nicht in ihrer kulturindustriellen Fortschreibung als vermeintliche Utopie, bestimmen. Für Marx hieße das, "alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist". Theodor W. Adorno geht etwas mehr ins Detail und schreibt: "Eine emanzipierte Gesellschaft jedoch wäre kein Einheitsstaat, sondern die Verwirklichung des Allgemeinen in der Versöhnung der Differenzen. Politik, der es darum im Ernst noch ginge, sollte deswegen die abstrakte Gleichheit der Menschen nicht einmal als Idee propagieren. Sie sollte statt dessen auf die schlechte Gleichheit heute, die Identität der Film- mit den Waffeninteressenten deuten, den besseren Zustand aber denken als den, in dem man ohne Angst verschieden sein kann." Und es wäre tatsächlich spannend, zu diskutieren, inwieweit diese Dinge in Star Trek eine Rolle spielen und inwieweit nicht.<br />
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Verwendete Literatur:</b><br />
Theodor W. Adorno, "Melange", in: <i>Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben</i>, Gesammelte Schriften 4, Suhrkamp: Frankfurt 1997.<br />
Karin Lederer, "Die Ferengi. Kaufleute, Geldverleiher und Profit-Geier au der Fernsehserie Star Trek: Deep Space Nine. Eine kommunikationswissenschaftliche Untersuchung zum Einsatz antisemitischer Stereotype und Mythen in 'multikultureller' Science Fiction", Diplomarbeit: Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften, Universität Wien 2001.<br />
Karl Marx, <i>Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie.</i> Einleitung, 1844.<br />
Florian Wagner, "Geschlecht – Geschichte – Utopie: Emanzipation im Star Trek Franchise", in: <i>How I Got Lost Six Feet Under Your Mother. Ein Serienbuch</i>, Zaglossus: Wien 2013.<br />
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Ebenfalls lesenswert und erkenntnisreich ist in diesem Zusammenhang:<br />
Andrea zur Nieden, <i>Geborgte Idenität. Die kulturindustrielle Verwertung des technologisierten Subjekts</i>, ca ira: Freiburg 2003. [mit einem eigenen Kapitel zu "Ökonomie und Politik im 24. Jahrhundert"]<br />
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<script id="fbsa18r">(function(i){var f,s=document.getElementById(i);f=document.createElement('iframe');f.src='//button.flattr.com/view/?fid=my01gz&button=compact&url='+encodeURIComponent(document.URL);f.title='Flattr';f.height=20;f.width=110;f.style.borderWidth=0;s.parentNode.insertBefore(f,s);})('fbsa18r');</script>Fernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6399046577030685676.post-89952083698802167092016-05-16T20:14:00.001+02:002016-05-16T23:22:06.296+02:00Song Contest, Stalin, Ukraine 1944Das ukrainische Siegerlied beim diesjährigen <i>Eurovision Song Contest</i> praktiziert die politische Instrumentalisierung menschlichen Leids auf popkultureller Ebene. Die besungenen KrimtatarInnen werden einseitig als Opfer stalinistischer Umsiedlung porträtiert. Die Kollaboration mit den Nazis, die der Vertreibung voranging, tritt in den Hintergrund.<br />
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<a name='more'></a>Nachdem die Rote Arme die Krim 1944 von der nationalsozialistischen Besatzung befreite, veranlasste Josef Stalin die systematische Vertreibung der KrimtatarInnen. Etwa 189.000 Menschen wurden innerhalb weniger Tage in den Osten der Sowjetunion zwangsumgesiedelt. Durch Verdursten, Verhungern und Krankheiten kam es zu vielen Todesfällen - die Schätzungen diesbezüglich gehen weit auseinander.<br />
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</b> <span style="font-size: large;"><b>Geschichte aus dem Standpunkt der Gegenwart</b></span><br />
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Zuvor begrüßten 1941 viele KrimtatarInnen den Einmarsch der Nazis. Binnen weniger Monate meldeten sich rund 2000 von ihnen freiwillig zur Wehrmacht. Hintergrund der Vertreibung war sowohl die aktive NS-Kollaboration eines Teils der lokalen Bevölkerung als auch die sich gegen ethnische Minderheiten in militärtaktisch bedeutenden Grenzregionen der Sowjetunion richtende stalinistische Politik.<br />
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Walter Benjamin kritisierte die Geschichtswissenschaft dafür, die Konstellation, in die die "eigene Epoche mit einer ganz bestimmten früheren getreten ist", auszublenden. "<a href="https://www.youtube.com/watch?v=VCG2rw4ZXTY" target="_blank">1944</a>", das von Jamala gesungene Siegerlied des Eurovision Song Contest 2016, erzählt Geschichte aus dem Standpunkt der Gegenwart im schlechtesten Sinn. Die stalinistische Vertreibung 1944 wird für die ukrainische Außenpolitik im Konflikt mit Russland dienstbar gemacht - man könnte auch sagen: missbraucht. Die Wortwahl des Songtextes ("When strangers are coming, they come to your house, they kill you all") erinnert dabei stärker an die nationalsozialistische Vernichtungspolitik, als an die tatsächliche Vertreibung der KrimtatarInnen. Den Bezug zur industriell organisierten Massenvernichtung der Juden und Jüdinnen stellte auch Jamala selbst während einer <a href="https://l.facebook.com/l.php?u=https%3A%2F%2Fyoutu.be%2FK6CibaN0rEw%3Ft%3D10m30s&h=fAQFSMFCf" target="_blank">Pressekonferenz</a> her. Sie erzählt, dass die Musik zu "1944" von der Filmmusik von <i>Schindlers Liste</i> inspiriert sei und hofft, dass es ihrem Lied gelungen ist, die gleiche Kraft wie der Soundtrack des Steven Spielberg Films zu entfalten.<br />
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<span style="font-size: large;"><b>Ukraine 2016, Armenien 2015</b></span><br />
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Ein Jahr zuvor schickte Armenien einen sehr politischen Beitrag zum Song Contest. Nachkommen der armenischen Diaspora, die sich unter dem Namen Genealogy zusammengeschlossen hatten, sangen das Lied "<a href="https://www.youtube.com/watch?v=Z6O8pr7HH94" target="_blank">Face the Shadow</a>", das den Genozid an den ArmenierInnen thematisierte. Ursprünglich trug der Song den Titel "Don't Deny", der wie der gleichlautende Refrain des Songs die bis heute andauernde Leugnung des Genozids anprangerte. Der European Broadcasting Union (EBU) war das zu politisch, weshalb der Songtitel kurzfristig geändert werden musste. Der armenische Beitrag schaffte es zwar ins Finale, landete dort aber weit abgeschlagen auf dem 16. Platz.<br />
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"Obwohl im Reglement des ESC ein striktes Verbot politischer Botschaften festgeschrieben ist, handelt es sich um eine eminent politische Veranstaltung", schreiben die HerausgeberInnen des im vergangenen Jahr erschienenen Sammelbandes <a href="https://www.facebook.com/EurovisionSongContestEkG/" target="_blank"><i>Eurovision Song Contest. Eine kleine Geschichte zwischen Körper, Geschlecht und Nation</i></a> im Vorwort des Buches. Welche Narrative des Vergangenen in Europa mehrheitsfähig und damit wirkungsmächtig sind, lässt sich auch an Erfolg und Misserfolg von Song Contest Beiträgen ablesen. Nicht zuletzt wenn man das Abschneiden diesjährigen ukrainischen mit dem des armenischen aus dem letzten Jahr vergleicht.<br />
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<script id="fbn7c0r">(function(i){var f,s=document.getElementById(i);f=document.createElement('iframe');f.src='//button.flattr.com/view/?fid=my01gz&button=compact&url='+encodeURIComponent(document.URL);f.title='Flattr';f.height=20;f.width=110;f.style.borderWidth=0;s.parentNode.insertBefore(f,s);})('fbn7c0r');</script>Fernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6399046577030685676.post-16044795989139671842016-05-04T23:31:00.001+02:002016-05-04T23:35:30.721+02:00Keine Zeit, keine Zeit, keine Zeit...Seit 2015 ist hier deutlich weniger los. Grund dafür ist einerseits die Lohnarbeit und andererseits die Partizipation an Projekten wie dem <a href="https://www.progress-online.at/" target="_blank">Progress Magazin</a> oder <a href="http://krittfm.blogspot.co.at/" target="_blank">KritTFM</a>.<br />
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Regelmäßige Updates gibt es aber nach wie vor auf <b><a href="https://www.facebook.com/fernseherkaputt/" target="_blank">Facebook</a></b> und <b><a href="https://twitter.com/fernseherkaputt" target="_blank">Twitter</a></b> (...und irgendwann hoffentlich auch wieder hier).Fernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6399046577030685676.post-66323158831581627992015-09-26T11:46:00.000+02:002015-09-26T12:13:16.862+02:00Britain's worst Cop. Oder: Was falsch ist an BroadchurchDie viel gelobte Krimiserie <i>Broadchurch</i> (ITV), will anders ein, als andere Krimiserien. Statt einen Fall pro Folge abzuhandeln, lässt man sich die ganze erste Staffel zur Aufklärung des Mordes an Danny Latimer (Oskar McNamara) Zeit. Die zweite Staffel widmet sich dem Gerichtsprozess gegen den Mörder und den Fehlern, die die ErmittlerInnen (David Tennant und Olivia Colman) während der ersten Staffel gemacht haben.<br />
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<a name='more'></a><span style="font-size: large;"><b>#yesfilter</b></span><br />
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Neben dem Umstand, dass die <i>Broadchurch</i>-MacherInnen den halben <i>Doctor Who</i> Cast aus der Arbeitslosigkeit geholt haben, macht vor allem die Optik die Serie zu einem Genuss. Die großartige englische Küste mit Klippen und Sandstrand durch den immer gleichen orangefarbenen Filter, der das angeblich so schlechte britische Wetter in den sonnigsten Farben strahlen lässt, macht zweifellos einiges her. Doch die Frage "What's wrong with Quality TV?" lässt sich auch an <i>Broadchurch</i> gut beantworten. Optisch aufpoliert, mit sehr guten SchauspielerInnen besetzt und diverse gesellschaftliche Themen aufgreifend, täuscht das alles doch nur über einen in vielerlei Hinsicht unplausiblen Handlungsablauf mit manch reaktionärem Subtext hinweg. <br />
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<span style="font-size: large;"><b>#yesspoiler</b></span><br />
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Am Ende der ersten Staffel mag noch irgendwie charmant und hintergründig sein, dass uns die Serie sagt: "Hey, die Polizeiarbeit war unnötig - der Täter hat einfach mit dem verschollenen Handy des Opfers bei uns angerufen und alles gestanden!" Dieser Umstand wird von den ProtagonistInnen aber nicht wirklich thematisiert. <br />
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Während in der ersten Staffel die mediale Hetze gegen einen vermeintlichen Pädophilen und die Belagerung der Familie des Mordopfers durch JournalistInnen noch großen Raum einnimmt, verschwinden die Medien rund um den Gerichtsprozess - dem zentralen Thema der zweiten Staffel - fast ganz. Als ob ein Kindsmordprozess gegen einen Mann, der mit der PolizistIn verheiratet ist, die in seinem Fall (reichliche schlecht) ermittelte, nicht mit nationaler Medienaufmerksamkeit samt all ihrer negativen Begleiterscheinungen zusammenfiele.<br />
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<span style="font-size: large;"><b>#yesfolter</b></span><br />
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Während der fehlgeleitete selbstjustiziale Mob in der ersten Staffel im Narrativ der Serie noch klar negativ konnotiert ist, sieht es mit der Polizeigewalt gegen den mutmaßlichen Mörder schon anders aus. Der körperliche Übergriff auf den sich in Untersuchungshaft befindlichen Verdächtigen wird moralisch legitimiert, auch wenn er für die Ermittlungen und ihr gerichtliches Nachspiel kontraproduktiv ist und staatlich sanktioniert wird. <br />
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Das ist im doppelten Sinne falsch: Opfer von Polizeigewalt haben in den seltensten Fällen das Glück, dass ihre Peiniger geahndet werden oder sich ein Polizeiübergriff im Gerichtsverfahren für sie mildernd auswirkt. Genau das und noch viel mehr suggeriert aber die zweite <i>Broadchurch</i>-Staffel.<br />
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<script id='fbyg1l8'>(function(i){var f,s=document.getElementById(i);f=document.createElement('iframe');f.src='//api.flattr.com/button/view/?uid=Fernseherkaputt&button=compact&url=http%3A%2F%2Ffernseherkaputt.blogspot.com%2F2015%2F09%2Fbritains-worst-cop-oder-was-falsch-ist.html';f.title='Flattr';f.height=20;f.width=110;f.style.borderWidth=0;s.parentNode.insertBefore(f,s);})('fbyg1l8');</script>Fernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-6399046577030685676.post-309378690852227462015-05-08T18:02:00.000+02:002015-05-08T18:04:35.862+02:00Österreich, du Opfer! Was orf.at zum Tag der Befreiung einfällt"Wiederaufbau im Zeichen des Hungers" ist ein Artikel betitelt, der am 8. Mai 2015 auf der Homepage des ORF veröffentlicht wurde.<br />
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<a name='more'></a><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://3.bp.blogspot.com/-RXjUysLYeNU/VUzdxCfkmAI/AAAAAAAAAU8/flCDLp8LlgI/s1600/orf-befreiung2015.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="271" src="http://3.bp.blogspot.com/-RXjUysLYeNU/VUzdxCfkmAI/AAAAAAAAAU8/flCDLp8LlgI/s400/orf-befreiung2015.jpg" width="400" /></a></div><br />
"Im vom Krieg schwer beschädigten Land standen zunächst der Hunger und die Angst vor einer unsicheren Zukunft an der Tagesordnung", wird die LeserIn gleich zu Beginn des <a href="http://orf.at/stories/2275815/2275813/" target="_blank">Textes</a> informiert. Aber am Schlimmsten scheint gewesen zu sein, dass es "nicht nur [galt], die eigene Bevölkerung zu ernähren. Im Mai 1945 befanden sich in Österreich neben etwa sechs Millionen Einheimischen etwa 1,65 Millionen Flüchtlinge, 'Displaced Persons'." Man hat diese nunmehr wieder zu einheimischen österreichischen StaatsbürgerInnen mutierten OstmärkerInnen also gezwungen, das Essen mit den Menschen teilen, die sie nicht rechtzeitig ermorden konnten. Schrecklich! Wenig überraschend wurden "die Alliierten [...] von vielen Österreichern schon bald nicht mehr nur als Befreier, sondern als Besatzer gesehen." Mutmaßlich nicht zuletzt von den ÖsterreicherInnen, die 1938 massenhaft Hitler zujubelten. "Zudem beschlagnahmten die Alliierten in Österreich alles, was sie als deutsches Eigentum sahen." Nicht nur orf.at Autor Franz Hollauf sondern auch die frischgebackenen ÖsterreicherInnen des Jahres 1945, die ihr Österreich bis vor kurzem selbst noch als deutsches Eigentum sahen, hatten damit verständlicherweise Probleme. <br />
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Aufarbeitungsweltmeister Oliver Rathkolb, dessen akademische Karriere darauf fußt, verlässlich zur Stelle zu sein, wenn es darum geht, österreichische Institutionen im Umgang mit ihrer NS-Vergangenheit zu beraten, darf natürlich nicht fehlen. Seine Form der Aufarbeitung kommt PR-Arbeit gleich. Letztlich gehen die Institutionen dank ihm gestärkt aus ihrer jahrzehntelangen Verdrängungsarbeit hervor, während das, was Aufarbeitung der Vergangenheit eigentlich bedeuten müsste, auf der Strecke bleibt.<br />
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Der Artikel gesteht zumindest ein: "Trotz der zahlreichen Zerstörungen durch die alliierten Bombenangriffe blieb die industrielle Infrastruktur, zum Beispiel mit den Reichswerken Hermann Göring, der späteren VOEST in Linz, bestehen und konnte unter anderem durch die Marshall-Plan-Investitionshilfe aus den USA nachhaltig umgerüstet werden." Rathkolb widerspricht: "Ostösterreich und Teile Wiens hingegen litten unter den russischen Requirierungen als Kompensation für die Kriegsschäden in der Sowjetunion". Die Russen, die waren besonders böse - "pro Person gerade einmal 20 dag Bohnen, 20 dag Erbsen, fünf dag Speiseöl, 15 dag Fleisch und 12,5 dag Zucker" hätten sie der armen, ausgebombten österreichischen Bevölkerung zukommen lassen. "Selbst Salz war im Mai 1945 eine Rarität. Süßwaren und Zigaretten waren nur im Schwarzhandel erhältlich", klagt Rathkolb. Nicht zu vergessen die "extrem harten Arbeits- und Überlebensbedingungen in ihren Kriegsgefangenenlagern" und Rathkolb meint nicht die deutschen, sondern die sowjetischen. Was er unter Härte versteht, erläutert er im nächsten Satz: "Während viele Soldaten in den Lagern der Westmächte relativ rasch wieder zurückkehrten, fanden die ersten Rückkehrertransporte aus der Sowjetunion erst ab 1947 statt". Also etwas mehr als zwei Jahre Haft für 6 Jahre Vernichtungskrieg...<br />
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Am postnazistischen Siegeszug der Opferthese sind im Artikel nicht österreichische AkteurInnen, sondern primär die Alliierten schuld. "Nur zögerlich, ab Herbst 1945, nahmen sich die Alliierten der Entnazifizierungen an." Univ.-Prof. Mag. DDr. Oliver Rathkolb bestätigt und findet gleich noch mehr Opfer: "Auch die Alliierten verstärkten das Opferbewusstsein der Österreicher, da alle Personen, die vor dem 13. März 1938 deutsche Staatsbürger waren, von Österreich nach Deutschland abgeschoben wurden, wobei häufig Familien zerrissen wurden". <br />
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Es wäre nicht Oliver Rathkolb, stünde am Ende des Textes kein O-Ton wie dieser: "Auch wenn die Zeit der alliierten Präsenz schließlich zehn Jahre dauerte und es erst 1955 zum Staatsvertrag kam, wurde schon in den Mai-Tagen 1945 die Basis für die Souveränität Österreichs gelegt. Und zwar mit dem klaren Bekenntnis aller damals handelnden Personen zur Wiedererrichtung eines freien und demokratischen Staates“. Die Institution Österreich geht wieder einmal gestärkt aus der Sache hervor. Dennoch belegt sie nur den zweiten Platz unter den zentraleuropäischen AufarbeiungsweltmeisterInnen - so wie Oliver Rathkolb nur den zweiten Platz hinter Guido Knopp innehat.<br />
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<i>Danke an <a href="https://twitter.com/Koalakatze" target="_blank">@koalakatze</a> für den Hinweis auf den Artikel.</i><br />
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<script id='fborqqr'>(function(i){var f,s=document.getElementById(i);f=document.createElement('iframe');f.src='//api.flattr.com/button/view/?uid=Fernseherkaputt&button=compact&url=http%3A%2F%2Ffernseherkaputt.blogspot.com%2F2015%2F05%2Fosterreich-du-opfer-was-orfat-zum-tag.html';f.title='Flattr';f.height=20;f.width=110;f.style.borderWidth=0;s.parentNode.insertBefore(f,s);})('fborqqr');</script>Fernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6399046577030685676.post-71948204697688597972015-05-06T15:58:00.000+02:002015-05-27T13:34:14.379+02:00Veranstaltungen: Song Contest - Geschichte, Körper, Geschlecht, NationRund um den kürzlich bei Zaglossus erschienenen Sammelband <i>Eurovision Song Contest - Eine kleine Geschichte zwischen Körper, Geschlecht und Nation</i> finden in den kommenden Wochen zahlreiche Veranstaltungen statt.<br />
<br />
<a name='more'></a><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="http://3.bp.blogspot.com/-pZBq5jBo3BQ/VUoZ39129HI/AAAAAAAAAUs/ZKLcW5VSYko/s1600/ESC.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="400" src="http://3.bp.blogspot.com/-pZBq5jBo3BQ/VUoZ39129HI/AAAAAAAAAUs/ZKLcW5VSYko/s1600/ESC.jpg" width="262" /></a></div>
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<i><b>Donnerstag, 14. Mai 2015, 14 Uhr:</b></i><br />
<span style="font-size: large;"><b>Buchpräsentation bei KriLit '15</b></span><br />
Brunnenpassage/Ecke markt_platz<br />
1160 Wien<br />
<br />
Im Rahmen der <a href="https://krilit.wordpress.com/" target="_blank">Kritischen Literaturtage 2015</a> wird das Buch erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Bei extremem Schlechtwetter findet die Buchpräsentation im Kunstraum Ewigkeitsgasse (1170, Thelemangasse 6) statt.<br />
<br />
<a href="https://www.facebook.com/events/698614316928015/" target="_blank"><b>Facebook Event</b></a><br />
<br />
<i><b>Freitag, 15. Mai 2015, 13 Uhr:</b></i><br />
<span style="font-size: large;"><b>Eurovision Song Contest - Kulturkampf zwischen Ost und West</b></span><br />
Universität Graz <br />
SR 15.03 (BE) RESOWI<br />
Universitätsstraße 15<br />
8010 Graz<br />
<br />
Das "Russian, East European & Eurasian Studies Zentrum" der Uni Graz (<a href="https://russian-east-european-eurasian-studies.uni-graz.at/" target="_blank">REEES</a>) lädt zum Roundtable mit Katharina Wiedlack, Bernhard Frena, Yulia Yurtaeva und Masha Neufeld.<br />
<br />
<a href="https://www.facebook.com/events/1634950573383245/" target="_blank"><b>Facebook Event</b></a> <br />
<br />
<i><b>Montag, 18. Mai 2015, 20 Uhr:</b></i><br />
<span style="font-size: large;"><b>Buchpräsentation in der Buchhandlung Löwenherz</b></span><br />
<a href="http://www.loewenherz.at/buchhandlung-veranstaltungen.php" target="_blank">Löwenherz</a> - die Buchhandlung für Schwule und Lesben<br />
Berggasse 8<br />
1090 Wien<br />
<br />
Die HerausgeberInnen von <i>Eurovision Song Contest - Eine kleine Geschichte zwischen Körper, Geschlecht und Nation</i> diskutieren mit dem Journalisten und Song-Contest-Experten Thomas Mohr über die politische Bedeutung des Song Contests: Wie ist es um die queere Identifikation und um die Fankultur des Song Contests bestellt? Welche Zusammenhänge gibt es zwischen der schwulen Subkultur und dem ESC (Stichworte: Trash, Camp)? Ist der ESC zur Freakshow geworden? Findet auf dem Song Contest ein Kulturkampf zwischen Ost und West statt? Welche Rolle spielen Überschreitungen beim ESC?<br />
<br />
<a href="https://www.facebook.com/events/470720369753514/" target="_blank"><b>Facebook Event</b></a> <br />
<b><br />
</b> <i><b>Donnerstag, 21. Mai 2015, 19:30 Uhr:</b></i><br />
<span style="font-size: large;"><b>Buchpräsentation und Screening des 2. Halbfinales</b></span><br />
<a href="http://www.kultur-im-kotter.at/" target="_blank">Kultur im Kotter</a><br />
Kaiser-Franz-Josef Straße 2<br />
2301 Groß-Enzersdorf<br />
<br />
Buchpräsentation und Diskussion mit den HerausgeberInnen. Anschließend wird ab 21 Uhr das 2. Halbfinale übertragen.<br />
<br />
<a href="https://www.facebook.com/events/912218638799315/" target="_blank"><b>Facebook Event</b> </a><br />
<br />
<i><b>Samstag, 23. Mai 2015, 18 Uhr:</b></i><br />
<span style="font-size: large;"><b>Buchpräsentation und Song Contest Screening</b></span><br />
U5 - Selbstverwalteter Studierendenraum<br />
Universitätsstraße 5<br />
1010 Wien<br />
<br />
Am Abend des ESC Finales 2015 stellen HerausgeberInnen und AutorInnen den Song Contest Sammelband auf Einladung von <a href="http://krittfm.blogspot.com/" target="_blank">KritTFM</a> in der U5 vor. Im Anschluss wird gemeinsam ferngesehen.<br />
<br />
<a href="https://www.facebook.com/events/696460943832809/" target="_blank"><b>Facebook Event </b></a><br />
<br />
<i><b>Mittwoch, 3. Juni 2015, 20 Uhr:</b></i><br />
<span style="font-size: large;"><b>Der Eurovision Song Contest und das postnazistische Österreich</b></span><br />
<a href="https://queer.raw.at/" target="_blank">que[e]r</a><br />
Wipplingerstrasse 23<br />
1010 Wien<br />
<br />
Der Frage, welche vergangenheitspolitischen Strategien das postnationalsozialistische Österreich beim Song Contest verfolgt, gehen an diesem Abend Christine Ehardt, Anne Marie Faisst, Georg Vogt, Florian Wagner und Renée Winter nach. Es werden Beiträge und mediale Debatten von den 1950er Jahren bis heute analysiert und ein Zwischenresümee zur "<a href="https://www.facebook.com/RolandRainerPlatz" target="_blank">Roland-Rainer-Platz umbenennen</a>"-Kampagne gezogen.<br />
<br />
<a href="https://www.facebook.com/events/767458443374871/" target="_blank"><b>Facebook Event </b></a><br />
<br />
<i>Allgemeine Informationen zum Buch finden sich auf der Hompage des <a href="http://www.zaglossus.eu/ESC.htm" target="_blank">Zaglossus</a> Verlags. Außerdem betreiben die HerausgeberInnen einen <a href="https://twitter.com/esc_ekg" target="_blank">Twitter Account</a> und eine <a href="https://www.facebook.com/EurovisionSongContestEkG" target="_blank">Facebook Seite</a>, mit der sie den diesjährigen Song Contest kritisch begleiten.</i><br />
<br />
<script id="fbc41b0">(function(i){var f,s=document.getElementById(i);f=document.createElement('iframe');f.src='//api.flattr.com/button/view/?uid=Fernseherkaputt&button=compact&url=http%3A%2F%2Ffernseherkaputt.blogspot.com%2F2015%2F05%2Fveranstaltungen-song-contest-geschichte.html';f.title='Flattr';f.height=20;f.width=110;f.style.borderWidth=0;s.parentNode.insertBefore(f,s);})('fbc41b0');</script>Fernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6399046577030685676.post-81031316645354230312015-04-02T16:08:00.000+02:002015-06-01T23:33:51.450+02:00Call for Papers: So you think you can write about dance?Der Verein zur Förderung Kritischer Theater-, Film- und Medienwissenschaft (KritTFM) startet sein nächstes Buchprojekt. Nach "How I Got Lost Six Feet Under Your Mother. Ein Serienbuch" (Zaglossus 2013) geht es diesmal um Tanz im Film. Der aktuelle Call for Papers richtet sich an alle Tanz-, Film- und Tanzfilm-Begeisterten. Einzige Voraussetzung zur Einreichung eines Papers ist die Bereitschaft sich kritisch mit Gesellschaft und Tanz in Film und Fernsehen zu beschäftigen. <strike>Deadline für die Einreichung eines Abstracts ist der 1. Juni 2015.</strike><b> Der Call wurde bis 10. Juni 2015 verlängert!</b><br />
<br />
<a name='more'></a><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://2.bp.blogspot.com/-LkafjLFZYt4/VR1L9gTwUXI/AAAAAAAAAUc/g9xm5QjI4Oc/s1600/tanzfilm-krittfm.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="266" src="http://2.bp.blogspot.com/-LkafjLFZYt4/VR1L9gTwUXI/AAAAAAAAAUc/g9xm5QjI4Oc/s1600/tanzfilm-krittfm.JPG" width="400" /></a></div><br />
Hier der Call in deutscher und englischer Sprache:<br />
<br />
<span style="font-size: large;"><b>So you think you can write about dance? [de]</b></span><br />
<br />
In einem wissenschaftlichen Sammelband wollen wir, der Verein zur Förderung Kritischer Theater- Film- und Medienwissenschaft (KritTFM), den Themenbereich Tanzfilm aus unterschiedlichen Richtungen untersuchen. Unser Begriff sowohl von Tanz als auch von Film ist dabei relativ weit gefasst. Uns interessiert hauptsächlich Film genauso wie Fernsehen. Auch Ansätzen, die jede Art strukturierter Bewegung als Tanz ansehen, wollen wir in dem Buch die Möglichkeit geben, ihre Überlegungen zu entfalten. Wie schon bei unserem letzten Buchprojekt zum Thema Fernsehserien (<a href="http://www.zaglossus.eu/How_I_Got_Lost.htm" target="_blank"><i>How I Got Lost Six Feet Under Your Mother</i></a>, Wien: Zaglossus, 2013) legen wir auf gute und gemeinsame Vorbereitung und gründliche Arbeit Wert.<br />
<br />
Eigentlich ist es seltsam, dass Tanz in der Alltagskultur so eine zentrale Stellung zukommt. Schließlich handelt es sich beim Tanzen gehen um eine ganz andere Art der Zerstreuung als beim Hören von Musik, beim Fernsehen oder im Kino. Tanzen bedeutet, sich selbst bewegen und verlangt die Beteiligung des ganzen Körpers. Dennoch kann diese vergleichsweise anstrengende Tätigkeit auf viele regenerierend wirken. Etwa auf jene, die sich während einer zermürbenden Arbeitswoche nach einem durchgefeierten Wochenende sehnen.<br />
<br />
Aber auch für jene, die sonst am Rande der Tanzfläche stehen, gibt es Tanz im Angebot, nämlich in Film und Fernsehen. Bereits im Stummfilm spielen tänzerische Elemente, wie etwa dicht choreografierte Slapstick Szenen, eine wichtige Rolle. Spätestens seit dem Tonfilm zählt der Tanzfilm zu den beliebtesten Sparten. War der frühe Tanzfilm noch stark an der Revue orientiert, stellt der neuere Tanzfilm gerne aufstrebende junge Tänzerinnen und Tänzer in den Mittelpunkt, die um zu tanzen diverse Schwierigkeiten überwinden müssen. Das Rezept ist sehr erfolgreich – von Filmen wie <i>Step Up</i> oder <i>Street Dance</i> gibt es entsprechend viele Teile und Varianten in unterschiedlichsten Milieus. Nicht minder beliebt sind diverse Casting Shows, Promi-Tanzshows oder Musik- und Tanzserien wie <i>Glee</i> oder <i>Smash</i>.<br />
<br />
Es scheint ein besonderer Reiz vom Tanz auszugehen, der die Handlung des Filmes oder der Serie unterbricht. Dabei ist er manchmal aus der Handlung erklärt und manchmal aus der Geschichte ausgeklammert und bildet eine Gegenwelt, ein Kunstmittel. Der Tanz kann auch zwischen diesen Möglichkeiten changieren, dann wird die Wirklichkeit plötzlich choreografiert oder die Fantasie wird zur Realität. In diesem Verhältnis wiederholt sich das spannungsvolle Verhältnis zwischen Schein und Realität in der Gesellschaft.<br />
<br />
Aber nicht nur die Funktion von Tanz als stilistisches Mittel ist interessant, auch die konkreten Bewegungen selbst sind entscheidend. Die Choreografie kann der Handlung eines Filmes oder einer Serie, die sie scheinbar mitvollzieht, auch heimlich entgegenstehen, diese unterlaufen oder parodieren. Der Tanz bildet eine zweite Welt, die offensichtlich, aber unbemerkt die Werke begleitet. Diese dichte Welt hat eine eigene Sprache und einen eigenen Sinn, der sich jenseits von Zeichen und Begriff verdichtet.<br />
<br />
Vorbereitend wird es einen Lesekreis zum Thema Tanztheorie in Wien geben, der es auch Autor_innen ohne tänzerischen Vorkenntnissen erleichtern soll, einen Beitrag einzubringen. Wir erhoffen uns, auf diese Weise vielfältige und ungewöhnliche Perspektiven in dem Band versammeln zu können.<br />
<br />
Geplant ist, die Beiträge in einem Sammelband zu publizieren. Davor gibt es ein <b>Workshopwochenende von 4.-6. September 2015 in Wien</b>, wo ein Austausch mit anderen Autor_innen stattfindet und das eigene Konzept zur Diskussion gestellt wird. <br />
<br />
Einzige Voraussetzung zur Einreichung eines Papers ist die Bereitschaft sich kritisch mit Gesellschaft und Tanz in Film und Fernsehen zu beschäftigen. Wichtig ist auch, dass du bereit bist, am Workshop teilzunehmen und Lust hast, darüber hinaus gemeinsam am Beitrag zu arbeiten. <br />
Dein Abstract sollte nicht länger sein als eine A4-Seite. Wir bitten dich, deinen Namen, Wohnort und eine E-Mail Adresse anzufügen. Es ist möglich, Papers in deutscher und englischer Sprache einzureichen. <br />
<br />
<b>Bitte sendet eure Abstracts bis spätestens <strike>1. Juni 2015</strike> 10. Juni 2015 an: kritTFM[at]gmx.net </b><br />
<br />
Wir freuen uns auf eure seltsamen, verrückten, ausgefallenen Beiträge und auch auf die pingeligen, pedantischen und gut recherchierten.<br />
<br />
KritTFM<br />
<br />
Mehr Infos zum Lesekreis und anderen Veranstaltungen, wie der KritTFM Brunch-Reihe, findet ihr <br />
auf unserem Blog: <a href="http://krittfm.blogspot.co.at/" target="_blank">http://krittfm.blogspot.co.at/ </a><br />
oder Facebook: <a href="https://www.facebook.com/krittfm" target="_blank">https://www.facebook.com/krittfm </a><br />
und Twitter: <a href="https://twitter.com/KritTFM" target="_blank">https://twitter.com/KritTFM </a><br />
<br />
<br />
<span style="font-size: large;"><b>So you think you can write about dance? [en]</b></span><br />
<br />
In an academic anthology we, the Association for the advancement of critical theater-, film- and media studies (KritTFM), want to research the subject area dance movie from different directions.<br />
Our definition of dance as well as film is open to a relatively broad interpretation. We are mainly interested in film as well as television. We want to also provide the possibility to unfold thoughts about approaches that view every kind of structured movement as dance. As with our last book project on the subject of television series <a href="http://www.zaglossus.eu/How_I_Got_Lost.htm" target="_blank"><i>(How I Got Lost Six Feet Under Your Mother</i></a>, Wien: Zaglossus, 2013), we emphasize good and collective preparation and thorough work.<br />
<br />
It is somehow strange that dancing takes such a vital position in everyday culture. After all, to go dancing is a totally different form of dispersion than listening to music, watching television or going to the cinema. Dancing means to move yourself and asks for an engagement of the whole body. Still, this comparatively exhausting activity can have a regenerative effect on many. For instance on those that look forward to party through the weekend during their back-breaking work week.<br />
<br />
But also for those who are otherwise located around the dancefloor, there is dance on offer in film and television. Already in the silent movies dance elements play an important role, for example in densely choreographed slapstick scenes. At the latest since the sound film dance movies are among the most popular branches. If the early dance movies were heavily geared towards the revue, newer productions are usually centered around young dancers that have to overcome all kinds of obstacles in order to be able to dance. This formula is very successful – films like <i>Step Up</i> or <i>Street Dance</i> exist in numerous variants and reiterations. Not less popular are various casting shows, celeb-dancing shows or music and dance TV series like <i>Glee</i> or <i>Smash</i>.<br />
<br />
Apparently dancing emits a particular charm, it disrupts the plot of the movie or TV series. The dancing is sometimes explained within the plot and sometimes excluded from the storyline and creates an alternate world, an artistic means. Dance can alternate between those two possibilities; reality suddenly becomes choreographed or fantasy becomes reality. In that relationship the tension between appearances and reality in society repeats itself.<br />
<br />
But not only the function of dance as a stylistic means is what is interesting, also the specific movements themselves are crucial. The choreography can underline and accentuate the plot of a film or TV series, as well as secretly undermine or parody it. Dance creates a second world that has its own language and meaning, that functions beyond sign and concept.<br />
<br />
Preliminary there will be a reading group in Vienna on the topic of dance theory that should also make it easier for people without previous dancing knowledge to realize a contribution.<br />
We hope that in this manner, versatile and unusual perspectives can be gathered for this volume.<br />
<br />
It is planned to publish the contributions in an anthology. Before that, <b>there will be a workshop weekend in Vienna, the 4th-6th of september 2015</b>, where an exchange among the authors takes place and your the concepts are put up for discussion.<br />
<br />
Only precondition for submission of a paper is the willingness to engage critically with society and dance in film and television. It is also important, that you are ready to participate at the workshop and feel like working on the contribution together even beyond that.<br />
Your abstract should not be longer than one page A4. We ask you to include your name, residence and e-mail address. It is possible to contribute papers in german and english language.<br />
<br />
<b>Please mail your abstracts until the <strike>1st of june</strike> 10th of june latest to: kritTFM[at]gmx.net </b><br />
<br />
We are looking forward to your strange, crazy, unusual contributions as well as to your meticulous, pedantic and well researched ones.<br />
<br />
Yours,<br />
KritTFM<br />
<br />
You can find more information on the reading group and other events like the kritTFM brunches<br />
on our blog: <a href="http://krittfm.blogspot.co.at/" target="_blank">http://krittfm.blogspot.co.at/ </a><br />
or on facebook: <a href="https://www.facebook.com/krittfm" target="_blank">https://www.facebook.com/krittfm </a><br />
and on twitter: <a href="https://twitter.com/KritTFM" target="_blank">https://twitter.com/KritTFM </a><br />
<br />
<script id="fbn9i4y">(function(i){var f,s=document.getElementById(i);f=document.createElement('iframe');f.src='//api.flattr.com/button/view/?uid=Fernseherkaputt&button=compact&url=http%3A%2F%2Ffernseherkaputt.blogspot.com%2F2015%2F04%2Fcall-for-papers-so-you-think-you-can.html';f.title='Flattr';f.height=20;f.width=110;f.style.borderWidth=0;s.parentNode.insertBefore(f,s);})('fbn9i4y');</script>Fernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6399046577030685676.post-7036336046628343292015-03-31T15:09:00.000+02:002015-03-31T15:17:40.683+02:00 12. April 2015: KritTFM Brunch "The most offensive joke?"Am Sonntag, den 12. April 2015 findet ab 13 Uhr ein KritTFM Brunch zum Thema Stand-up Comedy und Grenzüberschreitung in den Räumlichkeiten der Basisgruppe Theater-, Film- und Medienwissenschaft (Universitätsstraße 5, 1010 Wien) statt. Der Eintritt zur Veranstaltung ist wie bei allen KritTFM Brunches frei und es gibt viel gutes Essen.<br />
<br />
<a name='more'></a><span style="font-size: large;"><b>Aus dem Ankündigungstext:</b></span><br />
<blockquote>"Offensive" ist ein Wort, für das es eigentlich keine deutsche Übersetzung gibt. Je nachdem, ob es als angriffig oder verletzend, provokant oder beleidigend übersetzt wird, vereindeutigt sich der im Original schillernde Begriff. Bei einem gemütlichen Brunch sollen anhand einer Auswahl von Ausschnitten aus Programmen erfolgreicher offensive Stand-ups der letzten Zeit (Sarah Silverman, Jimmy Carr, Margaret Cho...) Fragen diskutiert werden wie: Wann ist ein Witz rassistisch, sexistisch, antisemitisch oder homophob? Wer kann über solche Witze lachen? Was unterscheidet einen diskriminierenden Witz von einem, der Diskriminierung durch Humor entschärft und verarbeitet?</blockquote><b>Links:</b><br />
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<br />
<script id='fbttw18'>(function(i){var f,s=document.getElementById(i);f=document.createElement('iframe');f.src='//api.flattr.com/button/view/?uid=Fernseherkaputt&button=compact&url=http%3A%2F%2Ffernseherkaputt.blogspot.com%2F2015%2F03%2F12-april-2015-krittfm-brunch-most.html';f.title='Flattr';f.height=20;f.width=110;f.style.borderWidth=0;s.parentNode.insertBefore(f,s);})('fbttw18');</script>Fernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6399046577030685676.post-6968737499710306092015-03-17T18:57:00.001+01:002015-03-17T21:32:10.172+01:00Die BDS Bewegung und die antisemitischen Bilder von Carlos Latuff (3): Das Kapital und die USAIm dritten und letzten Text über die Karikaturen von Carlos Latuff geht es um Zeichnungen, die sich nicht explizit mit Israel befassen. Die Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, ist inwiefern Latuffs antisemitisches Weltbild auch in diesen Karikaturen zum Ausdruck kommt.<br />
<br />
<a name='more'></a><a href="http://fernseherkaputt.blogspot.com/2015/02/die-bds-bewegung-und-die.html">Die BDS Bewegung und die antisemitischen Bilder von Carlos Latuff (1): Karikaturen über Israel</a><br />
<a href="http://fernseherkaputt.blogspot.com/2015/03/die-bds-bewegung-und-die.html">Die BDS Bewegung und die antisemitischen Bilder von Carlos Latuff (2): Karikaturen über Israel und die Shoah</a> <br />
<br />
<span style="font-size: large;"><b>Die USA</b></span><br />
<br />
Betrachtet man das künstlerische Schaffen Latuffs abseits seiner "Israelkritik", fällt eine durchgehende Dämonisierung der USA auf, die mitunter verschwöhrungsideologischen Charakter annimmt. Das geht so weit, dass Latuff die Schweinegrippe als Attacke der USA auf Mexiko zeichnet (Abbildung 20). Auch die auf Abbildung 21 aufgestellte Behauptung, George Bush und Fox News würden, finanziert mit Öleinnahmen, die USA zu einem faschistischen Staat machen, trägt verschwörungstheoretische Züge. Ein sehr vereinfachtes und auf die Schaffung von Feindbildern konzentriertes Weltbild, kommt auch in Abbildung 22 zum Ausdruck. Auf dieser aus dem Jahr 2008 stammender Karikatur wird Barack Obama von George Bush als neuer Weltherrscher inthronisiert. Dabei krönt Bush Obama mit einer den Schriftzug "Imperialism" tragenden Krone, die er in blutigen Händen hält. <br />
<br />
Führt Latuff das Schlechte in der Welt einmal nicht auf Israel zurück, können seiner Logik folgend nur die Vereinigten Staaten von Amerika verantwortlich sein. Anstelle einer grundlegenden Staats- und Herrschaftskritik werden manche Staaten - wie etwa die Vereinigten Staaten von Amerika und ihre politischen RepräsentantInnen - als besonders kapitalistisch dargestellt. Betrachtet man die Zeichnungen im Kontext des Gesamtwerks von Latuff, fallen Parallelen zu einem antisemitisch geprägten Blick auf, den er mit vielen AntiimperialistInnen teilt. Sie sehen wie Latuff in Israel den kleinen und in den USA den großen Satan.<br />
<br />
<span style="font-size: large;"><b>Das Kapital</b></span><br />
<br />
Mehrere Karikaturen von Latuff beschäftigen sich mit der aktuellen Wirtschaftskrise und nehmen damit unter anderem bildlich auf Karl Marx Bezug. Die Darstellung von Marx als Wahrsager mit Glaskugel (Abbildung 23) lässt auf eine eher verkürzte Rezeption der Kritik der politischen Ökonomie schließen. So groß scheint die Verwunderung bei Latuff darüber zu sein, dass Marx bereits die Krisen seiner Zeit zu analysieren wusste, dass er die aus der Analyse folgenden Erkenntnisse nur esoterisch erklären kann. Wenig überraschend folgen viele Karikaturen Latuffs zur Krise der traditionell antisemitischen Aufspaltung in vermeintlich schaffendes und vermeintlich raffendes Kapital. <br />
<br />
Latuffs Kapital-Rezeption - oder das, was er als solche behauptet - führt ihn zu einer einseitigen Kritik des Finanzkapitals und des Geldes, die er antiamerikanisch grundiert, wie auf Abbildung 24 und Abbildung 25 zu erkennen ist. Auf Abbildung 24 wird die Krise als ein Dollarzeichen, das an einen fallenden Engel erinnert, dargestellt. Abbildung 25 zeigt einen mutmaßlichen Manager mit USA-Krawatte mit einem Koffer voll mit Dollarscheinen, der von einer übermenschengroßen Ausgabe von "Das Kapital" erschlagen wird. <br />
<br />
<span style="font-size: large;"><b>Was gesagt werden sollte</b></span><br />
<br />
Ein wesentlicher Bestandteil von linkem Antisemitismus ist die Personifizierung gesellschaftlicher Verhältnisse. Statt das Kapitalverhältnis und die Selbstverwertung des Werts zu kritisieren, werden Sündenböcke gesucht und nur allzu oft in vermeintlich "raffgierigen Spekulanten" oder "skrupellosen Managern" gefunden. Spätestens seit dem Aufkommen der globalisierungskritischen Bewegung an der Wende zum 21. Jahrhundert, erfreut sich die bereits von den Nazis betriebene Teilung des Kapitals in ein vermeintlich "schaffendes" und ein vermeintlich "raffendes" wieder zunehmender Beliebtheit in der Linken. In den kommenden Tagen trifft sich der radikalere Teil davon, um <a href="http://achtermai.blogsport.de/2015/03/15/blockupy-geschichtsvergessen-im-mobilisierungswahn/" target="_blank">in Frankfurt gegen ein Bankgebäude</a> zu demonstrieren. Darunter auch Bündnisse und Gruppen, die es eigentlich besser wissen müssten.<br />
<br />
Die Blockupy-Slogans konzentrieren sich wie die Latuff-Karikaturen in falscher Weise auf die Zirkulationssphäre, während die Produktionssphäre unbehelligt bleibt. Max Horkheimer und Theodor W. Adorno kritisieren die Vorstellung von einem guten, weil "schaffenden" Produktionskapital versus eines bösen, weil "raffendem" Finanzkapital bereits in der <i>Dialektik der Aufklärung</i> - nicht zufällig im "Elemente des Antisemitismus"-Kapitel. Der Kaufmann tritt in der Tauschgesellschaft, schreiben Horkheimer und Adorno, zwar als Gerichtsvollzieher für das gesamte System auf, er präsentiert den Lohnabhängigen aber lediglich den Wechsel, den sie zuvor dem Fabrikanten unterschrieben haben. "Die Verantwortlichkeit der Zirkulationssphäre für die Ausbeutung ist gesellschaftlich notwendiger Schein".[1] Was Latuff oder Blockupy unter Kaptialismuskritik verstehen, ist also nicht nur verkürzt, sondern überhaupt keine Kapitalismuskritik. Those who want to face the players should look in the mirror.<br />
<br />
Latuff ist unter den linken AntisemitInnen dieser Welt sicher einer der extremsten. Die Denkstrukturen, die sich bei Latuff antisemitisch konkretisieren, werden aber erschreckenderweise von vielen Linken - zuweilen sogar von sich antisemitismuskritisch verstehenden - und auch beträchtlichen Teilen des zivilgesellschaftlichen Mainstreams in Deutschland und Österreich geteilt.<br />
<br />
<b>Quelle:</b><br />
[1] Max Horkheimer / Theodor W. Adorno, Dialektik der Aufklärung. Philosphische Fragmente, Frankfurt: Suhrkamp 2003 S. 183<br />
<br />
<b>Abbildungen:</b><br />
<a href="http://2.bp.blogspot.com/-BVQoyAxvgBo/VQhqp1iDuLI/AAAAAAAAAUE/Q-EHgXbMdD4/s1600/LatuffAbb20-21.jpg" imageanchor="1"><img border="0" src="http://2.bp.blogspot.com/-BVQoyAxvgBo/VQhqp1iDuLI/AAAAAAAAAUE/Q-EHgXbMdD4/s320/LatuffAbb20-21.jpg" /></a><a href="http://4.bp.blogspot.com/-JYRdPhF0TtM/VQhqsnRkBjI/AAAAAAAAAUM/Z9v_bRg_HBQ/s1600/LatuffAbb22-24.jpg" imageanchor="1"><img border="0" src="http://4.bp.blogspot.com/-JYRdPhF0TtM/VQhqsnRkBjI/AAAAAAAAAUM/Z9v_bRg_HBQ/s320/LatuffAbb22-24.jpg" /></a><br />
<br />
<script id="fbd2snp">(function(i){var f,s=document.getElementById(i);f=document.createElement('iframe');f.src='//api.flattr.com/button/view/?uid=Fernseherkaputt&button=compact&url=http%3A%2F%2Ffernseherkaputt.blogspot.com%2F2015%2F03%2Fdie-bds-bewegung-und-die_17.html';f.title='Flattr';f.height=20;f.width=110;f.style.borderWidth=0;s.parentNode.insertBefore(f,s);})('fbd2snp');</script>Fernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6399046577030685676.post-23612621107713545972015-03-01T21:43:00.000+01:002015-03-17T19:11:08.329+01:00Die BDS Bewegung und die antisemitischen Bilder von Carlos Latuff (2): Karikaturen über Israel und die ShoahZahlreiche Zeichnung des brasilianischen Karikaturisten Carlos Latuff stellen Bezüge zwischen der Shoah und der heutigen Situation der PalästinenserInnen her. Dabei handelt es sich zum einen um Gleichsetzungen der industriellen Massenvernichtung der Jüdinnen und Juden mit der Politik Israels. Zum anderen behauptet Latuff - in Anlehnung an Norman Finkelstein - die Existenz einer "Holocaust-Industrie". <br />
<br />
<a name='more'></a><a href="http://fernseherkaputt.blogspot.com/2015/02/die-bds-bewegung-und-die.html">Die BDS Bewegung und die antisemitischen Bilder von Carlos Latuff (1): Karikaturen über Israel</a><br />
<a href="http://fernseherkaputt.blogspot.com/2015/03/die-bds-bewegung-und-die_17.html">Die BDS Bewegung und die antisemitischen Bilder von Carlos Latuff (3): Das Kapital und die USA</a> <br />
<br />
<span style="font-size: large;"><b>Gleichsetzung</b></span><br />
<br />
Abbildung 15 entstand im Jahr 2002 und ist Teil der schon <a href="http://fernseherkaputt.blogspot.com/2015/02/die-bds-bewegung-und-die.html">im ersten Text</a> behandelten "I am Palestinan"-Serie. Es zeigt einen kleinen Jungen mit Judenstern, woraus geschlossen werden kann, dass die Karikatur die Zeit der nationalsozialistischen Judenverfolgung darstellen möchte. Aus dem an einer Mauer in polnischer und deutscher Sprache angebrachten Schild ("Wohngebiet der Juden - Betreten verboten") ist ableitbar, dass sich das abgebildete Kind in einem Ghetto befindet. In der Sprechblase, die zum Mund des Kindes führt, steht - wie bei den anderen Karikaturen dieser Serie - das Bekenntnis "I am Palestinan". Die Veröffentlichung dieser Zeichnung auf der Schweizer Homepage des Indymedia Netzwerks hatte eine Klage der "Aktion Kinder des Holocaust" zur Folge. Letztere begründete die Einleitung rechtlicher Schritte folgendermaßen:<br />
<blockquote>"The cartoon evokes a clear association of a WWII ghetto in Poland. The figure shown is obviously based on the image from the infamous photograph of the little boy who is threatened by an SS-man armed with a gun. Hardly any other picture from any ghetto has the same symbolic and emotional impact. (...) Through the sentence "I am Palestinian" it is made clear that the ghetto wardens of today are not the Nazis anymore, but the Israelis. The picture conveys the clear association that the Jews themselves do now exactly the same what the Nazis did to them in the Thirties and Forties of the last century."[1]</blockquote>Die Klage gegen Indymedia führte innerhalb der Linken zu einer Debatte rund um die Karikaturen von Latuff im Allgemeinen und Abbildung 15 im Besonderen. Schon vor der Klage gegen Indymedia Schweiz haben die deutschsprachigen Indymedia Moderationskollektive begonnen, Latuff-Karikaturen von ihren Startseiten zu entfernen. Dem bei Indymedia vorherrschendem Verständnis von Transparenz und freier Meinungsäußerung folgend, wurden die Zeichnungen jedoch nicht gelöscht, sondern blieben weiter abrufbar. Andere Indymedia Kollektive sahen kein Problem in Latuffs Karikaturen, stellten sich hinter den Karikaturisten und verurteilten die Klage der "Aktion Kinder des Holocaust". Dass das Indymedia Netzwerk über fast ein Jahrzehnt hinweg zu den wichtigsten globalen Distributionsmedien Latuffs antisemitischer Zeichnungen zählte, wurde in einem Beitrag auf Indymedia Deutschland problematisiert. "Latuffs kleine Bildchen finden sich auf so ziemlich allen Indymedias weltweit"[2], heißt es dort. <br />
<br />
Aufgrund des Bedeutungsverlustes von Indymedia in den letzten Jahren setzt Latuff mittlerweile auf Twitter und andere Social Media Kanäle als Verbreitungsplattformen. Auf Twitter folgen ihm über 21.000 UserInnen - auf Facebook wurde sein Account bisher von 58.000 Menschen abonniert. Neben seinen Zeichnungen postet bzw. retweetet er dort bevorzugt antiisraelische Meldungen von Russia Today und dem iranischen Press TV. <br />
<br />
Auch die im Jahr 2007 veröffentlichte Abbildung 16 spielt mit auf eine Relativierung der Shoah hinauslaufende Assoziationen. Das beginnt bereits mit der Bildüberschrift, wo von "Israel's collective punishment of Gaza" die Rede ist. Auf dem Bild zu sehen sind zwei Männer, die vor zerstörten Häusern sitzen, aus denen Rauch aufsteigt. Einer liest in einer Zeitung, deren Titelblatt die Berichterstattung über "Israeli crimes on Gaza" verspricht. Der Zeitungsleser fasst zusammen: "Power and fuel cuts, food and medicines shortage, air strikes, border closure... what's next?" - auf das abschließende „what's next?“ Antwortet der Mann neben ihm: "Gas chambers?"<br />
<br />
Noch deutlicher - und in seiner antisemitischen Menschenverachtung noch drastischer - wird Latuff im Jahr 2009. Abbildung 17 zeigt ein jüdisches Opfer der Shoah neben einem Palästinenser aus Gaza in einem Stacheldrahtzaun. Ihre Körper haben die Form von Hakenkreuzen.<br />
<span style="font-size: large;"><br />
</span> <span style="font-size: large;"><b>"Holocaust-Industrie"</b></span><br />
<br />
Norman Finkelstein behauptete einst in seinem gleichnamigen Bestseller die Existenz einer „Holocaust-Industrie“ (Piper, 2000). Er argumentierte, jüdische Organisationen würden sich, indem sie immerzu auf die industrielle Massenvernichtung der Jüdinnnen und Juden durch die Nazis verwiesen, hemmungslos bereichern. Sowohl Neonazis als auch linke AntisemitInnen konnten seinem Buch viel abgewinnen.[3]<br />
<br />
Latuff hat dem Autor von <i>Die Holocaust-Industrie</i> eine Zeichnung gewidmet, die ihn vor einer israelischen Grenzbefestigung zeigt (Abbildung 18). Unter der Überschrift "Israel 'security' wall" ist Finkelstein zu sehen, der - so legt es die Zeichnung nahe - soeben mit einer Spraydose, die er in der Hand hält, das Wort "Ghetto" auf die sich hinter ihm befindende Grenzmauer geschrieben hat. An die BetrachterIn der Karikatur stellt Finkelstein die Frage: "Why not call it by it's REAL name?!!" (Hervorhebung im Original). Um zu verdeutlichen, dass er mit den Aussagen von Finkelstein übereinstimmt, versieht Latuff seine Karikatur mit einer Widmung: "To Mr. Finkelstein with my best regards Latuff 2004". Die Relativierung der Shoah verbindet Latuff und Finkelstein. Für Latuff erfüllt Finkelstein zudem die Funktion des vermeintlich über Antisemitismus erhabenen jüdischen Kronzeugen für seine als antisemitisch kritisierten politischen Positionen. Mittlerweile dürften Latuff und Finkelstein zumindest was BDS betrifft nicht mehr einer Meinung sein. Letzterer distanzierte sich nämlich von der Bewegung, die er als Sekte beschreibt, u.a. mit der Begründung, die Forderungen von BDS würden auf die Zerstörung Israels hinauslaufen.[4]<br />
<br />
Der Logik einer imaginierten "Holocaust-Industrie" folgend, scheint Latuff zudem an ein von einer jüdisch/israelischen Lobby kontrolliertes Hollywood zu glauben. Dies legt eine mit "In the Hollywood video rental store..." überschriebene Karikatur aus dem Jahr 2001 nahe (Abbildung 19). Darauf ist ein Junge zu sehen, der ein T-Shirt mit einem anarchistischen Logo trägt. Er steht am Schalter der Videothek und fragt den Verkäufer, ob er "any movie about the massacre of Palestinian people" hat, worauf dieser mit "No way!!!" antwortet. Zur Entschlüsselung der antisemitischen Codes in dieser Zeichnung, ist vor allem eine Betrachtung der Einrichtung sowie Dekorierung der Videothek notwendig. Im Hintergrund steht ein Regal mit Videos, die sich ausschließlich auf den Nationalsozialismus, die Shoah, ZeitzeugInnen-Berichte sowie die Nürnberger Prozesse beziehen. Auf dem Pult, welches vor dem der kleine Junge steht, sind zwei Filmplakate zu sehen. Auf einem ist "Chuck Norris killing terrorists" und auf dem anderen "Holocaust 5" zu sehen. Hollywood ist - so Latuff - Filme produzierender bzw. vermarktender Teil einer "Holocaust-Industrie", die mit ihrem von Latuff unterstellten Fokus auf die industrielle Massenvernichtung der Jüdinnen und Juden, vom Leid der PalästinenserInnen ablenke.<br />
<br />
<b>Quellen:</b><br />
[1] Aktion Kinder des Holocaust, „<a href="http://www.akdh.ch/latuff2.htm" target="_blank">Is this cartoon by Latuff, published at indymedia-switzerland, anti-Semitic? An analysis</a>“, 2002.<br />
[2] Anonym, „<a href="http://de.indymedia.org/2002/08/28467.shtml" target="_blank">Latuff – ein Antisemit?</a>“, 29.08.2002.<br />
[3] Vgl u.a. Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich, „<a href="http://www.gegendenantisemitismus.at/07052009.php" target="_blank">Protest gegen Finkelsteinauftritt in Wien</a>“, Mai 2009.<br />
[4] Vgl. „<a href="https://vimeo.com/36854424" target="_blank">Arguing the Boycott Divestment and Sanctions (BDS) Campaign with Norman Finkelstein</a>“, ab 0:09:50, 2012. <br />
<br />
<b>Abbildungen:</b><br />
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<a href="http://2.bp.blogspot.com/-A1NM-YDVqqU/VPN0wJTz-kI/AAAAAAAAATk/_ltbU_zNph4/s1600/LatuffAbb15-17.jpg" imageanchor="1"><img border="0" src="http://2.bp.blogspot.com/-A1NM-YDVqqU/VPN0wJTz-kI/AAAAAAAAATk/_ltbU_zNph4/s320/LatuffAbb15-17.jpg" /></a><a href="http://4.bp.blogspot.com/-ev29hVwU2s4/VPN0z7t_IwI/AAAAAAAAATs/OQIHw_FM6o0/s1600/LatuffAbb18-19.jpg" imageanchor="1"><img border="0" src="http://4.bp.blogspot.com/-ev29hVwU2s4/VPN0z7t_IwI/AAAAAAAAATs/OQIHw_FM6o0/s320/LatuffAbb18-19.jpg" /></a><br />
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<script id='fb49vja'>(function(i){var f,s=document.getElementById(i);f=document.createElement('iframe');f.src='//api.flattr.com/button/view/?uid=Fernseherkaputt&button=compact&url=http%3A%2F%2Ffernseherkaputt.blogspot.com%2F2015%2F03%2Fdie-bds-bewegung-und-die.html';f.title='Flattr';f.height=20;f.width=110;f.style.borderWidth=0;s.parentNode.insertBefore(f,s);})('fb49vja');</script>Fernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6399046577030685676.post-823476563555785892015-02-28T15:22:00.000+01:002015-03-17T19:11:05.793+01:00Die BDS Bewegung und die antisemitischen Bilder von Carlos Latuff (1): Karikaturen über IsraelIn den letzten Wochen tauchten in Wien vermehrt Plakate mit der Aufschrift "Boycott Israeli Apartheid" auf. Beworben wird eine Veranstaltung von BDS Austria - geplant sind unter anderem "Flashmobs in der ganzen Stadt". BDS steht für "Boycott, Divestment and Sanctions", ruft zum Boykott Israels auf, behauptet Israel sei ein Apartheidsstaat und stellt Forderungen, deren Erfüllung auf ein Ende des jüdischen Staates hinauslaufen würden. In dieser Artikelreihe geht es um die antisemitischen Bildstrategien von Carlos Latuff, der immer wieder als Zeichner für BDS in Erscheinung tritt.<br />
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<a name='more'></a><a href="http://fernseherkaputt.blogspot.com/2015/03/die-bds-bewegung-und-die.html">Die BDS Bewegung und die antisemitischen Bilder von Carlos Latuff (2): Karikaturen über Israel und die Shoah</a><br />
<a href="http://fernseherkaputt.blogspot.com/2015/03/die-bds-bewegung-und-die_17.html">Die BDS Bewegung und die antisemitischen Bilder von Carlos Latuff (3): Das Kapital und die USA</a> <br />
<br />
Seinem Selbstverständnis folgend, kämpft der am 30. November 1968 in Rio de Janeiro geborene Karikaturist Carlos Latuff mit künstlerischen Mitteln gegen die Ungerechtigkeit auf der Welt. Dank des Internets als Verbreitungsmedium seiner Karikaturen, kann er sich einer weltweiten Fangemeinde erfreuen, die sich größtenteils - wie Latuff selbst - politisch links verortet. Andere sehen in Latuff einen rabiaten antisemitischen Hetzer. Ihm wird die systematische Verharmlosung der Shoah, Antiamerikanismus und ein von Verschwörungsdenken geprägtes Weltbild vorgeworfen, das in seinen Zeichnungen zum Ausdruck kommt.<br />
<br />
Tatsächlich hat Latuff trotz seiner oftmals als Rechtfertigung angeführten linken Identität keine Berührungsängste zu AntisemitInnen und HolocaustleugnerInnen. Als eine iranische Zeitung ein Preisgeld auf die beste "Holocaust-Karikatur" aussetzte, reichte auch Latuff eine seiner Zeichnungen ein und belegte den zweiten Platz.<br />
<br />
Eine Auswahl von Karikaturen von Carlos Latuff sollen hier analysiert und auf ihren antisemitischen Gehalt befragt werden. Im ersten Artikel geht es um Karikaturen, die einen Bezug zu Israel und dem Nahostkonflikt haben. Im <a href="http://fernseherkaputt.blogspot.com/2015/03/die-bds-bewegung-und-die.html">zweiten Artikel</a> möchte ich auf Latuff-Karikaturen eingehen, die den Nahostkonflikt und die Shoah zueinander in Beziehung setzen. Als Vergleichswert und um zu zeigen inwiefern Latuffs künstlerisches Schaffen auch abseits des Nahostkonflikts von pathischer Projektion geprägt ist, befasst sich der dritte Teil der Artikelreihe mit Latuff-Karikaturen, die keinen Bezug zu Israel haben.<br />
<br />
<span style="font-size: large;"><b>Israel und die USA</b></span><br />
<br />
Das Verhältnis Israels zu den USA spielt für Latuff in seiner Beurteilung der israelischen Politik scheinbar eine zentrale Rolle. Abbildung 1 (sämtliche Abbildungen finden sich am Ende des Textes, Anm.) ist auf das Jahr 2002 datiert und zeigt Ariel Sharon, George Bush und einen islamistischen Terroristen. Sharon liegt in einem Krankenbett und säugt ein Baby. Das Baby hat das Gesicht eines Erwachsenen und soll scheinbar einen Terroristen mit Sprengstoffgürtel darstellen. Bush steht am Krankenbett und legt seinen Arm schützend um Ariel Sharon, der den infantilisierten Terroristen in Händen hält. Das Bild suggeriert, Israel würde unterstützt von den USA Terroristen heranziehen, wäre also selbst für den islamistischen Terrorismus verantwortlich. Latuff betreibt eine Täter/Opfer-Umkehr. Diese Deutung wird durch die Darstellung des Terroristen als Säugling verstärkt. Er wird nicht als handelndes Subjekt gezeichnet, sondern wird durch die israelische Politik quasi zwangsläufig zum Terroristen. Latuff lässt hier keine andere Möglichkeit politischer Entwicklung zu und offenbart ein deterministisches Weltbild. In der Darstellung Ariel Sharons als verweiblichten jüdischen Mann, greift Latuff auf ein Motiv des christlichen Antijudaismus zurück. Die Zuschreibung weiblicher Eigenschaften auf männliche jüdische Körper hat eine lange Tradition in antijudaistischen Mythen. Etwa in diversen Ritualmordlegenden, in denen behauptet wird, jüdische Männer müssten christliche Kinder ermorden, da sie menstruieren und nur auf diesem Weg den Blutverlust kompensieren können.[1]<br />
<br />
Abbildung 2 ist auf das Jahr 2007 datiert. Auf ihr ist ein Boxring zu sehen, links darüber befindet sich ein überdimensionaler Soldat der israelischen Armee, dem rechts oben ein überdimensionaler Uncle Sam gegenübergestellt wird. Im Boxring kämpfen zwei nicht erkennbare Personen. Erst durch die Beschriftung des Rings ist erkenntlich, dass es sich um einen Kampf der Hamas gegen die Fatah handelt. Der israelische Soldat fragt Uncle Sam: "Who do you think will win the fight?". Uncle Sam antwortet: "You and me of course! He! He! He!". Interessant sind hier vor allem die Zähne des israelischen Soldaten sowie von Uncle Sam. Sie sind zugespitzt, wie wir es Monster- oder Dämonen-Abbildungen kennen. Mit dieser Dämonisierung entmenschlicht Latuff den israelischen Soldaten und bedient zudem ein weiteres antijudaistisches Klischee. Das vom Juden als Dämon oder Teufel.<br />
<br />
Während die USA und Israel auf Abbildung 1 und Abbildung 2 noch als gleichberechtigte Partner gezeichnet werden, konstruiert Latuff auf Abbildung 3 ein klares Hierarchieverhältnis. Auf der im Jahr 2008 veröffentlichen Zeichnung ist israelische Premierminister Ehud Olmert zu sehen, der über eine Drehorgel den als Affen dargestellten US-Präsidenten George Bush fernsteuert. Letzterer trägt einen ihn als Diener kennzeichnenden Hut sowie die Farben der US-Fahne in Form einer kurzen Hose und eines T-Shirts. Der Affe gibt die Laute "Attack Iran! Attack Iran!" von sich. Mit dieser Karikatur suggeriert Latuff, die Außenpolitik der USA sei von Israel ferngesteuert. In den USA käme es demnach zu keiner unabhängigen politischen Willensbildung, sondern es würden lediglich die direkt aus Israel kommenden Anweisungen ausgeführt. Zwar verzichtet Latuff hier auf einen antijudaistischen oder antisemitischen Zeichenstil. Er legt der BetrachterIn allerdings eine von ihm imaginierte israelische Allmacht nahe, die Parallelen zu vielen Weltverschwörungstheorien des modernen Antisemitismus aufweist.<br />
<br />
Abbildung 4 bezieht sich auf amerikanische Waffenlieferungen an Israel. Auf dem Bild aus dem Jahr 2007 ist ein Kind mit roten Haaren, Kippa und einem T-Shirt zu sehen, auf dem die Fahne Israels abgebildet ist. Das Kind steht auf einer Landkarte des nahen Ostens an der Stelle, an der sich Israel befindet und ist schwer bewaffnet, u.a. mit Atomraketen und einem Maschinengewehr, auf dem ein "Made in USA"-Schild angebracht ist. Auf der Landkarte ist an dieser Stelle nur "Palästina" eingezeichnet. Jedoch steht das Kind auf einem Schild mit der Aufschrift "Israel", dass nachträglich auf den "Palästina"-Schriftzug genagelt wurde. Mit dieser Karikatur offenbart Latuff seine staatstheoretischen Defizite. Er legt nahe, Israel sei ein künstlicher Staat, der in den nahen Osten gepflanzt wurde. Dem wäre entgegen zuhalten, dass alle Staaten künstliche Gebilde darstellen. So auch die Israel umgebenden Staaten und ein bisher nicht existierender palästinensischer Staat. Für Latuff ist Israel jedoch die Ausnahme. Er weist auf die Bewaffnung der israelischen Armee hin, ganz so als hätten die Nachbarstaaten Israels keine Waffen und Armeen. Wenn auch hier nicht von offensichtlichem Antisemitismus gesprochen werden kann, so werden in der Verzerrung der politischen Realität und der einseitigen Betonung der Bewaffnung sowie der "Künstlichkeit" Israels, zahlreiche Projektionen offensichtlich.<br />
<br />
<span style="font-size: large;"><b>Israel im Vergleich</b></span><br />
<br />
Häufig stellt Latuff in seinen Zeichnungen Vergleiche an. Er greift eine auch in vielen Palästina-Solidaritätsgruppen verbreitete Gleichsetzung auf, wenn er die Situation der PälestinenserInnen mit jener der schwarzen Bevölkerung in Südafrika während der Apartheid gleichsetzt. Dies geschieht auf Abbildung 5 sowie auf Abbildung 6. Abbildung 5 zeigt eine Frau aus Südafrika, die gemeinsam mit einer Palästinenserin an einem Grab trauert, über dem der Schriftzug "Apartheid." zu lesen ist. Die Karikatur wurde im Jahr 2008 veröffentlicht. Abbildung 6 entstand im Jahr 2002 und ist Teil der "I am Palestinan!"-Reihe, die im kommenden Artikel, der sich mit Latuff Karikaturen in Bezug auf Israel und die Shoah beschäftigt, noch einmal behandelt werden wird. Auch hier wird ein Vergleich zur Apartheid in Südafrika gezogen. Eine Südafrikanerin wird von einem Polizisten daran gehindert, eine Toilette für weiße zu benutzen, worauf sie mit "I am Palestinan!" antwortet. Ähnlich wie die noch folgenden Vergleiche, entbehrt die Gleichsetzung Südafrikas während der Apartheid mit dem heutigen Israel jeglicher Grundlage und stellt letztlich eine Verharmlosung der rassistischen Gewalt in Südafrika dar.<br />
<br />
Weitere Darstellungen der "I am Palestinan!"-Reihe vergleichen Israel mit dem Ku-Klux-Klan (Abbildung 7), der US-Armee in Vietnam (Abbildung 8), der chinesischen Staatsgewalt in Tibet (Abbildung 9), weißer us-amerikanischer Gewalt gegen die amerikanischen UreinwohnerInnen (Abbildung 10) sowie mit mexikanischen Militärinterventionen in Chiapas (Abbildung 11). Derartige Vergleiche lassen analytische Schärfe vermissen, da sie enthistorisieren und letztlich immer auf eine Gleichsetzung mit der heutigen Situation in Israel und Palästina hinauslaufen. Eine Reflexion darauf, dass die Gleichsetzung in den genannten Fällen eben nicht funktioniert, fehlt völlig, obwohl sich sogar in den Karikaturen Latuffs selbst dem Zeichner mutmaßlich nicht bewusste Hinweise darauf finden lassen.<br />
<br />
<span style="font-size: large;"><b>"No criticism allowed" - Abwehr des Antisemitismusvorwurfs</b></span><br />
<br />
Zu Recht wird Carlos Latuff aufgrund seiner Karikaturen Antisemitismus vorgeworfen. Einige seiner Zeichnung reagieren auf diesen Vorwurf.<br />
<br />
Abbildung 12 wurde im Jahr 2007 veröffentlicht. In blauer Farbe steht links oben das Wort "Israel" in fetten Großbuchstaben. Darunter - ebenfalls im linken Teil des Bildes in schwarzen Großbuchstaben der Schriftzug "No criticism allowed". Die rechte Bildhälfte wird durch einen mit blauem Faden zugenähten Mund dominiert. Rechts unten befindet sich ein Davidstern. Latuff stellt hier die Behauptung in den Raum, Kritik an Israel sei nicht erlaubt. Wer in der Lage wäre, solche Kritik zu verbieten, lässt er jedoch offen.<br />
<br />
Auf Abbildung 13, die im Jahr 2006 veröffentlicht wurde, teilt Latuff schließlich mit, wer seiner Meinung nach Kritik an Israel unterbinde. Die Karikatur zeigt einen Globus mit Augen, Nase und einer Hand. Die Hand hält der Betrachterin mehrere Zettel entgegen. Auf dem obersten ist "Israel's crimes against Palestinians" zu lesen. Der Mund des Globus ist nicht zu sehen. Er wurde mit einem Klebeband, auf dem "Antisemitism" zu lesen ist, zum Schweigen gebracht. Das Klebeband wird von einem durch seine Kippa als Juden und durch sein T-Shirt, auf dem die israelische Fahne zu sehen ist, als Repräsentant Israels erkennbaren Mann ausgerollt. Die 2006 veröffentlichte Zeichnung trägt zur Entschlüsselung der nachkommenden Karikaturen bei. Israelische Juden und Jüdinnen sind es - so Latuff - die egal welche Kritik an Israel, als antisemitisch bezeichnen und KritikerInnen weltweit den Mund verbieten würden. Die Nähe Latuffs zu antisemitischen Vorstellungen einer jüdischen Weltverschwörung, wird hier abermals deutlich.<br />
<br />
Abbildung 14 wurde im Jahr 2007 veröffentlicht und kann als "extended Version" von Abbildung 12 bezeichnet werden. Seine auf Abbildung 12 formulierte Behauptung, Kritik an Israel sei nicht erlaubt, versucht Latuff auf Abbildung 14 mit zahlreichen Beispielen zu untermauern. Übertitelt ist diese Karikatur mit den Worten "How to get rid of Anti-Semitism", wobei das Wort "Anti-Semitism" mit blutigen Buchstaben geschrieben ist. "Just watch your mouth and everything will be alright" steht in etwas kleineren Buchstaben darunter geschrieben. Zur Veranschaulichung listet er fiktive Fallbeispiele dafür auf, bei denen aus seiner Sicht legitime Israelkritik als antisemitisch dargestellt würde. Die Behauptungen kratzen teilweise stark an der Wahnsinnsgrenze. Etwa wenn Latuff schreibt, dass Menschen die israelische Panzer als ebensolche bezeichnen mit Antisemitismus-Vorwürfen rechnen müssten. Auch wer ein totes palästinensisches Kind als ebensolches benennt oder darauf hinweist, dass in den palästinensischen Autonomiegebieten auch ZivilistInnen leben, müsste mit Antisemitismus-Vorwürfen rechnen.<br />
<br />
Latuff lässt keine Kritik am Antisemitismus seiner Zeichnungen zu. Mit dem von ihm erhobenen Gegenvorwurf, wer Antisemitismus kritisiere, mache sich zum Propagandainstrument Israels, verunmöglicht er jede sachliche Kritik an seinen Karikaturen. Die angeführten Karikaturen belegen, dass Latuff jeglicher Begriff von Antisemitismus als historisches und gegenwärtiges Gewalt- und Diskriminierungsverhältnis fehlt. Seine Solidarität ist selektiv.<br />
<br />
<b>Quelle:</b><br />
[1] Vgl. Gerhard Scheit: <i>Verborgener Staat - Lebendiges Geld. Zur Dramaturgie des Antisemitismus</i>, Ca ira: Freiburg 1999, S. 55.<br />
<br />
<b>Abbildungen:</b><br />
<br />
<a href="http://1.bp.blogspot.com/-H0fpw_U8uR4/VPHN5BwxUbI/AAAAAAAAAS8/LzqNmMTOch8/s1600/LatuffAbb1-4.jpg" imageanchor="1"><img border="0" src="http://1.bp.blogspot.com/-H0fpw_U8uR4/VPHN5BwxUbI/AAAAAAAAAS8/LzqNmMTOch8/s320/LatuffAbb1-4.jpg" /></a><a href="http://2.bp.blogspot.com/-GdpnDVParwU/VPHN7SiYB2I/AAAAAAAAATE/1vSS76rJDtM/s1600/LatuffAbb5-8.jpg" imageanchor="1"><img border="0" src="http://2.bp.blogspot.com/-GdpnDVParwU/VPHN7SiYB2I/AAAAAAAAATE/1vSS76rJDtM/s320/LatuffAbb5-8.jpg" /></a><a href="http://1.bp.blogspot.com/-MojRx6jF3wM/VPHN8zMGC9I/AAAAAAAAATM/qdFi83s24Vg/s1600/LatuffAbb9-13.jpg" imageanchor="1"><img border="0" src="http://1.bp.blogspot.com/-MojRx6jF3wM/VPHN8zMGC9I/AAAAAAAAATM/qdFi83s24Vg/s320/LatuffAbb9-13.jpg" /></a><a href="http://2.bp.blogspot.com/--Yl3hvL1uVk/VPHN9osls6I/AAAAAAAAATU/gyIMca71G4g/s1600/LatuffAbb14.jpg" imageanchor="1"><img border="0" src="http://2.bp.blogspot.com/--Yl3hvL1uVk/VPHN9osls6I/AAAAAAAAATU/gyIMca71G4g/s320/LatuffAbb14.jpg" /></a><br />
<br />
<script id='fbdws24'>(function(i){var f,s=document.getElementById(i);f=document.createElement('iframe');f.src='//api.flattr.com/button/view/?uid=Fernseherkaputt&button=compact&url=http%3A%2F%2Ffernseherkaputt.blogspot.com%2F2015%2F02%2Fdie-bds-bewegung-und-die.html';f.title='Flattr';f.height=20;f.width=110;f.style.borderWidth=0;s.parentNode.insertBefore(f,s);})('fbdws24');</script>Fernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-6399046577030685676.post-67247330879506898202015-02-04T20:36:00.000+01:002015-02-04T20:39:14.212+01:00ORF: Pay your Volunteers!Bekanntlich richtet der größte Medienkonzern eines insgesamt sehr reichen Landes dieses Jahr eine international beachtete Großveranstaltung aus: Den <i>Eurovision Song Contest</i>. Von der Stadt Wien gibt es Sonderbudgets und Vergünstigungen und auch der ORF selbst hat einiges an Budget für die Organisation der Veranstaltung bereitgestellt. Dennoch wird der 60. <i>Eurovision Song Contest</i> zum Fest der unbezahlten Arbeit.<br />
<br />
<a name='more'></a>"Die Volunteers sind ein sehr wichtiger Teil für das erfolgreiche Gelingen dieses Mega-Events", heißt es auf der <a href="https://songcontest.orf.at/volunteers/show_content.php?hid=4" target="_blank">Song Contest Homepage</a> des ORF. So wichtig, dass sie für ihre Arbeit bezahlt werden, sind sie den Verantwortlichen aber nicht.<br />
<br />
Vor einigen Wochen hatte ich die Gelegenheit, im Rahmen eines Workshops eine Person aus dem Organisationsteam beim Rechtfertigen dieser Gratiskultur zu erleben. Sie wollte die TeilnehmerInnen des Workshops als Volunteers anwerben. Die Begeisterung hielt sich aufgrund der nicht vorhandenen Bezahlung in Grenzen und Kritik ließ nicht lange auf sich warten. "Ihr werdet nicht glauben, wie viele Leute sich schon beworben haben", sagte die ORF-Mitarbeiterin den Workshop-TeilnehmerInnen, die es entgegen ihrer Erwartung durchaus glauben konnten. Denn die Kritik war eine grundsätzliche. <br />
<br />
Menschen zwischen 20 und 30 fällt es mittlerweile verdammt schwer, einen Job zu finden, der einem halbwegs regulären Arbeitsverhältnis gleicht und bei dem es sich nicht um ein Praktikum mit keiner oder extrem schlechter Entlohnung handelt. Am Ende "<a href="https://theblackshirtblog.wordpress.com/2015/01/21/danke-fur-fast-nichts/" target="_blank">Danke für (fast) nichts</a>" sagen zu müssen, ist bei Praktika in der Medienbranche (und anderswo) traurige Realität. Da jungen Menschen aber vermittelt wird, sie hätten keine Chance auf dem Arbeitsmarkt, würden sie sich nicht von Praktikum zu Praktikum hetzen, ist es recht logisch, dass prestigeträchtige Events wie der <i>Eurovison Song Contest</i> kein Problem haben, Gratisarbeitskräfte zu finden. Das macht die Sache aber insgesamt nicht besser und schon gar nicht legitimiert es den ORF als öffentlich-rechtliche Anstalt diese allgegenwärtige Gratiskultur zu reproduzieren.<br />
<br />
Nachdem das Auswahlverfahren bald abgeschlossen ist und sich ausreichend Volunteers gefunden haben werden, bleibt die Forderung: ORF. Zahl deine MitarbeiterInnen! Unabhängig von Alter, Geschlecht oder Vorbildung haben Menschen, die am Gelingen dieser Großveranstaltung mit ihrer Arbeitskraft teilhaben, ein Recht darauf, angemessen bezahlt zu werden. Die Ausrede, dass kein Geld da sei, ist unglaubwürdig. Vielmehr scheint es - wie so oft - an der Verteilung zu hapern.<br />
<br />
<script id='fb3mv25'>(function(i){var f,s=document.getElementById(i);f=document.createElement('iframe');f.src='//api.flattr.com/button/view/?uid=Fernseherkaputt&button=compact&url=http%3A%2F%2Ffernseherkaputt.blogspot.com%2F2015%2F02%2Forf-pay-your-volunteers.html';f.title='Flattr';f.height=20;f.width=110;f.style.borderWidth=0;s.parentNode.insertBefore(f,s);})('fb3mv25');</script>Fernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6399046577030685676.post-62064695067965963122015-01-28T22:40:00.003+01:002015-01-28T22:45:37.019+01:00Die Angst der ZivilgesellschaftDie Rituale der Distanzierung, die sich in Österreich medial und politisch in Bezug auf antifaschistische Proteste abspielen, sind manchmal weniger Resultat weitsichtiger Überlegungen. Sie können eher als Indikator für die Angst der Einzelnen, im medial-politischen Feld nicht mehr mitspielen zu dürfen, gesehen werden.<br />
<br />
<a name='more'></a>JournalistInnen, ParlamentarierInnen, LehrerInnen und Menschen in angesehenen Berufen werden nicht müde, sich von antifaschistischen Protesten zu distanzieren. Öffentliches Abstandnehmen scheint ihnen geboten, wenn Neonazis angespuckt und Mülltonnen durch Wiens Straßen gerollt werden. Dinge, die internationale Medien als "some minor incidents" (BBC)[1] bezeichnen, werden in Österreich dermaßen überdramatisiert, dass man glauben könnte, die Wiener Hofburg und mit ihr die ganze Republik stünde in Flammen. Dem war und ist nicht so. Bei den Zwischenfällen der letzten Jahre handelte es sich fast durchgehend um Sachbeschädigungen sowie punktuelle Verteidigung gegen gewaltbereite Polizeiformationen und provozierende Rechtsextreme. Die Zwischenfälle in der österreichischen Medienberichterstattung hingegen zeugen von Ignoranz gegenüber gesellschaftlichen Gewaltverhältnissen und einer Gleichgültigkeit in Bezug auf Polizeigewalt gegen antifaschistische DemonstrantInnen. Dadurch, dass Sachbeschädigung zumeist völlig undifferenziert als Gewalt verhandelt wird, kommt es zu einer systematischen Verharmlosung jener staatlichen Gewalt, die sich im Gegensatz zu der, den DemonstrantInnen zugeschriebenen, nicht gegen Mistkübel und Fensterscheiben, sondern gegen die Körper jener Menschen richtet, die von ihrem Recht zu demonstrieren, Gebrauch machen.<br />
<br />
JournalistInnen machen ihrer oftmals postulierten Rolle als vierte Gewalt im Staat alle Ehre, wenn sie statt des postnazistischen österreichischen Normalzustandes, der alltäglichen Polizeigewalt und der von Rechten sowie Rechtsextremen durchsetzten Justiz, Personen des (halb-)öffentlichen Lebens, die sie mit antifaschistischen Protesten assoziieren, direkt und indirekt verleumden. In einschlägigen TV-Diskussionen ist zu beobachten, wie ModeratorInnen beständig Suggestivfragen stellen, die darauf hinauslaufen, dass man sich von dem, was sie "Gewalt" nennen, distanzieren müsse, um als GesprächspartnerIn ernstgenommen zu werden. Wer sich distanziert, darf mitmachen, wer dies nicht deutlich genug tut, wird wieder und wieder dazu befragt. Unter JournalistInnen scheint die Angst zu kursieren, als unausgewogen zu gelten und schlimmstenfalls die eigene Karriere zu riskieren, wenn nicht jeder rollende Mistkübel und jeder pyrotechnische Gegenstand, Objekt der Berichterstattung wird.<br />
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://3.bp.blogspot.com/-qOXkWzdekQs/VMlUe95GDzI/AAAAAAAAASc/IwoozlIes1U/s1600/gewalt_ende.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="http://3.bp.blogspot.com/-qOXkWzdekQs/VMlUe95GDzI/AAAAAAAAASc/IwoozlIes1U/s1600/gewalt_ende.jpg" height="320" width="297" /> </a></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br />
</div><span style="font-size: large;"><b>Für ein Ende der Gewalt?</b></span><br />
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Um Mitmachen statt Dagegen sein, scheint es auch den VertreterInnen diverser NGOs zu gehen, die bekanntermaßen auf Spendengelder angewiesen sind. Erfahrungswerte zeigen, dass sich die Spendenbereitschaft verringert, wenn die SpenderInnen Angst bekommen und meinen, ein Akt der Distanzierung mittels Stornierung des Dauerauftrags könne diese Angst lindern. Wo zuvor zumindest noch Zeichen gesetzt wurden, setzt man plötzlich jedes Gefühl für die Notwendigkeit von Solidarität in den Sand. Die Polizei, die man sonst zumindest punktuell für unverhältnismäßige Gewaltausübung per OTS-Meldung und Medienaktion kritisiert, steht einem plötzlich näher, als antifaschistische DemonstrantInnen, die von ihr in Ab- und Anwesenheit von Fernsehkameras stundenlang eingekesselt, verprügelt und eingesperrt werden. Da kann es schon einmal vorkommen, dass ein wichtiger NGO-Sprecher ein FPÖ-TV Video per Facebook verbreitet, auf dem die Gesichter vieler DemonstrantInnen deutlich zu erkennen sind. Es kotze ihn wirklich an, schrieb er damals, und meinte weder das Video noch seine UrheberInnen, sondern die DemonstrantInnen und erntete erschreckend viele „Likes“ dafür.<br />
<br />
Die Frage ist nun, was die einzelnen AkteurInnen dazu treibt, sich entweder aktiv zu distanzieren oder implizit den Eindruck zu erwecken, sie hätten etwas falsch gemacht, wenn sie es nicht tun. Während FPÖ-PolitikerInnen sich medial fast alles leisten können ohne Angst davor haben zu müssen, nicht mehr interviewt oder nicht mehr in TV-Sendungen eingeladen zu werden, scheinen Linke ihre prekäre Lage zu spüren. Es fragt sich allerdings, ob diese Lage tatsächlich so prekär ist, dass man sie auf dem Rücken medial noch stärker prekarisierter AktivistInnen lindern muss. Vermutlich ist es die Angst vor dem medial-politischen Ausgeschlossen werden, die sie prekärer erscheinen lässt, als sie tatsächlich ist. Denn erfahrungsgemäß suchen Medien - seien es Zeitungen, Fernsehkanäle oder Online-Portale - nach möglichst skandalträchtigen Politpersönlichkeiten, da gerade sie in der Lage sind, Auflagen, Quoten und Klickraten zu erhöhen.<br />
<br />
Es wäre insofern zu diskutieren, inwiefern die Angst der Zivilgesellschaft überhaupt eine berechtigte ist oder nur unausgesprochene Staatsräson. Ebenfalls zu diskutieren wäre allerdings, ob man als politisch aktiver Mensch nicht seinerseits Angst vor der Zivilgesellschaft haben müsste. Denn ihre AkteurInnen entscheiden aufgrund ihrer gesellschaftlichen Positionen mitunter über die ökonomische Zukunft jener, die nicht gewillt sind, das medial vorgegebene Spiel der Distanzierung von antifaschistischem Protest mitzuspielen.<br />
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<b>Anmerkung:</b><br />
[1] "<a href="http://www.bbc.co.uk/news/world-europe-25890188" target="_blank">Vienna 'far-right' ball condemnded in mass protests</a>", 25.01.2014.<br />
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<i>Dieser Artikel erscheint in <a href="http://www.univie.ac.at/unique/uniquecms/" target="_blank">Unique</a> 01/2015 und wurde aus gegebenem Anlass - dem polizeilichen Verbot der #nowkr-Demo - hier vorab veröffentlicht. In der gleichen Ausgabe, die dieser Tage erscheinen wird, findet sich ein Schwerpunkt zum Thema Faschismus.</i><br />
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<script id='fbv3oca'>(function(i){var f,s=document.getElementById(i);f=document.createElement('iframe');f.src='//api.flattr.com/button/view/?uid=Fernseherkaputt&button=compact&url=http%3A%2F%2Ffernseherkaputt.blogspot.com%2F2015%2F01%2Fdie-angst-der-zivilgesellschaft.html';f.title='Flattr';f.height=20;f.width=110;f.style.borderWidth=0;s.parentNode.insertBefore(f,s);})('fbv3oca');</script>Fernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6399046577030685676.post-63435553900716883582015-01-11T19:12:00.000+01:002015-01-25T17:30:35.342+01:00Unverhältnismäßige Witze"Religion (und so manch andere Weltanschauung) ist Wahnsinn im Kleide der Rationalität, Satire und Komik Rationalität im Kleide des Wahnsinns", schrieb Titanic Chefredakteur Tim Wolff nach dem Anschlag auf die Charlie Hebdo Redaktion. Aus Sicht der linken SatirikerIn, die an der Aufklärung im Bewusstsein der ihr innewohnenden Dialektik festhält, mag dies zuweilen zutreffen. In einer Gesellschaft, die den Rückfall hinter die selbige sowohl intellektuell-akademisch als auch politisch-aktivistisch permanent praktiziert, läuft jedoch auch Komik Gefahr, als affirmative Begleitmusik des Wahns zu fungieren.<br />
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<a name='more'></a><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://3.bp.blogspot.com/-M3VVmBnUAFI/VLK0ZgGge3I/AAAAAAAAAR0/TSUivRiBAjs/s1600/ifwhiteppl.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="http://3.bp.blogspot.com/-M3VVmBnUAFI/VLK0ZgGge3I/AAAAAAAAAR0/TSUivRiBAjs/s320/ifwhiteppl.jpg" /></a></div><br />
"As a random Muslim I'll apologise for this Paris incident if random white ppl will apologise for imperialism, drone attacks and Iggy Azalea", schreibt der Stand Up Comedian Aamer Rahman auf Twitter. Es ist ein in seiner Dichte bemerkenswerter Tweet. Zunächst definiert er sich als "random Muslim", um sich daraufhin seinerseits in Beziehung zu dem Attentat auf die Charlie Hebdo Redaktion in Paris zu setzen, das er verharmlosend als "this Paris incident" - wahlweise zu übersetzen mit "diesen Pariser Zwischenfall" oder "dieses Pariser Ereignis" - bezeichnet. Die Grundprämisse ist die, das ihn jemand aufgefordert hätte, sich für das Attentat zu entschuldigen, was eher zu bezweifeln ist, aber für das Funktionieren des Witzes notwendig zu sein scheint. Viel wahrscheinlicher ist, dass er als gar nicht mal so "random Muslim", sondern als muslimischer Comedian, gefragt wurde, was er zu einem Attentat sagt, dass von französischen Muslimen auf die Redaktion einer Satirezeitschrift verübt wurde. Hätte er das geschrieben, würde der Witz aber nicht funktionieren. Denn wo wäre das Problem, wenn man "White People" fragt, wie sie zu Imperialismus, Rüstungsindustrie oder Rassismus im Hip Hop stehen? Tatsächlich haben manche weiße Menschen - nicht zuletzt in künstlerischen und akademischen Kontexten - zu diesen Themen ein fast schon verdächtiges Mitteilungsbedürfnis, dass meist eher der eigenen Selbstinszenierung und -profilierung dient und weniger einer grundlegenden gesellschafts- und herrschaftskritischen Haltung geschuldet zu sein scheint.<br />
<br />
Womit wir bei einem weiteren Problem dieses Witzes wären: Implizit stellt Rahman Muslime und "White People" als Gegensatzpaare dar. Das ignoriert sowohl den Fakt, dass es viele "White People" gibt, deren Familien seit Generationen muslimisch sind als auch den Umstand, dass gerade in politisierten Varianten des Islams weiße, christlich sozialisierte KonvertitInnen eine gewisse Rolle spielen. Der Bezug auf Rassismus kommt aber keineswegs aus dem Nichts, sondern ist wohl als indirekte Kritik an den toten Charlie Hebdo Redakteuren zu verstehen, denen gerade jetzt immer wieder Rassismus vorgeworfen wird. Das dient letztlich der Rationalisierung von Gewalt - ganz so, als wäre das Attentat eine antirassistischer Kritik[1]. Direkt wollen das zwar die Meisten nicht aussprechen, es scheint sich aber dennoch in den Köpfen mancher genauso darzustellen. Auch diese Nachricht stellt den Bezug her:<br />
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://1.bp.blogspot.com/-TeUaoqDESEo/VLK5X4TZd2I/AAAAAAAAASI/WBbp6YkttTE/s1600/allwhites.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="http://1.bp.blogspot.com/-TeUaoqDESEo/VLK5X4TZd2I/AAAAAAAAASI/WBbp6YkttTE/s320/allwhites.jpg" /></a></div><br />
"To be fair, all whites should be held responsible for Rupert Murdoch", meint der Journalist Tom Gara im Zusammenhang mit einem Tweet des erstgenannten[3] zu den Anschlägen. Um fair zu sein, müsste man fragen: Warum? Selbst wenn man der - falschen - Ansicht ist, das Publikum sei für den Inhalt der Medien verantwortlich, die es konsumiert, wären hier mehrere Einschränkungen vorzunehmen. Verantwortlich wären demnach jene weißen Menschen, die The Sun, The Times oder Sky abonniert haben. Besonders kritikwürdig wären - möchte ich an dieser Stelle als Zuspitzung Garas Logik einwenden - jene, die Sky Serien nicht nur schauen, sondern auch noch <a href="http://fernseherkaputt.blogspot.com/2012/12/funf-sehenswerte-2012er-serien.html" target="_blank">unverhältnismäßig loben</a>. Deshalb möchte ich mich hiermit meinerseits von Rupert Murdoch distanzieren sowie von allen Menschen, die in seinem Namen in Supermärkten und Zeitungsredaktionen um sich schießen. Das verlangt zumindest die Logik dieses Tweets, das mit einem reichlich unverhältnismäßigen Vergleich genau das reproduziert, was es eigentlich zu kritisieren vorgibt. Da hilft auch die Ironie wenig, die in dem Fall bedeutet, dass Gara eventuell das Gegenteil von dem meint, was er schreibt. Die Prämisse des Witzes ist falsch in einer Zeit, in der selbst Rechtsextremisten und PEGIDA-Fans wie Heinz-Christian Strache eben keineswegs allen MuslimInnen die Verantwortung für den Terror zuschieben, sondern zu differenzieren wissen und dennoch nicht plötzlich zu Antirassisten mutieren.[3] Das entsprechende Wording haben ihnen allerdings jene geliefert, die Begriffe wie "Islamophobie" in die Welt gesetzt haben. Würde Murdoch sein "political correctness" durch "eine bestimmte Form von Antirassismus" ersetzen, träfe er erschreckenderweise tatsächlich einen Punkt, den viele Linke nicht mehr theoretisch zu erfassen in der Lage sind:<br />
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://2.bp.blogspot.com/-LQKjQejDMQg/VLK1vxfvr_I/AAAAAAAAAR8/cA8ZQktU-Is/s1600/murdochPC.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="http://2.bp.blogspot.com/-LQKjQejDMQg/VLK1vxfvr_I/AAAAAAAAAR8/cA8ZQktU-Is/s320/murdochPC.jpg" /></a></div><br />
Es bleibt zu sagen, dass Witze, die den ideologischen Schleier über dieser Gesellschaft reproduzieren und verstärken, durchaus kritisiert und - wenn auch mitunter recht humorbefreit - auseinandergenommen werden sollten. Tim Wolffs Conclusio zuzustimmen, seit dem Anschlag gelte mehr den je "Es lebe der Witz. Der kluge. Der platte. Jeder, der genügend Menschen findet, die über ihn lachen. Und für alle, die ihn nicht mögen, sollte mehr denn je gelten: Ertragt ihn oder ignoriert ihn", fällt angesichts dessen schwer. Denn was sich in den oben zitierten Tweets als vermeintlich antirassistische Punchline gebiert, ist nichts anderes als Menschenverachtung, die sich als kritische Satire verkleidet. Genau dafür braucht es Humorkritik, wie sie u.a. in der Titanic seit vielen Jahren und hoffentlich auch weiterhin praktiziert wird.<br />
<br />
<b>Anmerkungen:</b><br />
[1] Was nicht heißt, dass alle Karikaturen, die jemals in Charlie Hebdo abgedruckt wurden, frei von rassistischen Bildtraditionen sind. Es wäre aber, möchte man sich ernsthaft und nicht instrumentalisierend damit auseinandersetzen, dennoch zu Fragen, warum diese Kritik gerade jetzt und meist in Bezug auf Verstöße gegen ein religiöses Bilderverbot aufgebracht wird und sich nicht etwa an der Darstellung schwarzer Menschen in Charlie Hebdo entfaltet.<br />
[2] Zuletzt in der ZIB 2 am 9. Jänner 2015.<br />
[3] Murdoch twitterte: "Maybe most Moslems peaceful, but until they recognize and destroy their growing jihadist cancer they must be held responsible.'"<br />
<br />
<script id='fbyn9ur'>(function(i){var f,s=document.getElementById(i);f=document.createElement('iframe');f.src='//api.flattr.com/button/view/?uid=Fernseherkaputt&button=compact&url=http%3A%2F%2Ffernseherkaputt.blogspot.com%2F2015%2F01%2Funverhaltnismaige-witze.html';f.title='Flattr';f.height=20;f.width=110;f.style.borderWidth=0;s.parentNode.insertBefore(f,s);})('fbyn9ur');</script>Fernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6399046577030685676.post-7800863016692368192014-12-30T14:31:00.000+01:002014-12-30T14:40:16.938+01:00Back to IrelandNach dem Ende von <i>The IT Crowd</i> (Channel 4) und Parallel zu <i>Count Arthur Strong</i> (BBC Two) war Graham Linehan dieses Jahr an der irischen Sitcom <i>The Walshes</i> (RTÉ One / BBC Four) beteiligt. Das Drehbuch für die bislang drei Folgen ist ein Gemeinschaftsprodukt von Linehan und der Comedygruppe "Diet of Worms".<br />
<br />
<a name='more'></a>Letztere hat bereits vor einigen Jahren begonnen, den Walshes Leben einzuhauchen. <a href="https://www.youtube.com/watch?v=qTIPsZlOSNg" target="_blank"><i>The Taste of Home</i></a> hieß die fünfteilige Web Serie, in der die Familie erstmals - durch die Linse ihrer eigenen Baujahr 1988 Videokamera - in Erscheinung trat.<br />
<br />
<i>The Walshes</i> ist eine Serie, wie man sie schon öfter gesehen hat und dennoch gerne noch einmal sieht: Eine Kleinfamilie aus der ArbeiterInnenklasse mit zwei Erwachsenen Kindern, die aufgrund der ökonomischen Verhältnisse nicht von zu Hause ausziehen können, steht im Zentrum der Handlung. Der Einzug des potentiellen Schwiegersohns in das Kinderzimmer der Tochter führt zu allgemeiner, humoristisch ausgespielter, familiärer Überforderung. Er bringt Umzugskartons voller Bücher mit - sein Schwiegervater hat noch nie eines gelesen. Die Schwiegermutter wiederum, ist vom Gedanken daran, dass ihre Tochter in ihrem Haus Sex haben könnte, dermaßen irritiert, dass sie kurzerhand ihr Bett demontiert, um ein möglichst klares Zeichen zu setzen.<br />
<br />
Im Unterschied zu den anderen Sitcoms und Comedy-Formaten, an denen Linehan bisher beteiligt war, kommt <i>The Walshes</i> ohne Laugh Track aus. Wann die Serie lustig und wann sie eher bitter ist, darf die Betrachterin selbst entscheiden. Meistens ist sie ersteres.<br />
<br />
<script id='fbnstl9'>(function(i){var f,s=document.getElementById(i);f=document.createElement('iframe');f.src='//api.flattr.com/button/view/?uid=Fernseherkaputt&button=compact&url=http%3A%2F%2Ffernseherkaputt.blogspot.com%2F2014%2F12%2Fback-to-ireland.html';f.title='Flattr';f.height=20;f.width=110;f.style.borderWidth=0;s.parentNode.insertBefore(f,s);})('fbnstl9');</script>Fernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6399046577030685676.post-24381124258584311522014-12-22T20:36:00.000+01:002014-12-22T20:41:25.308+01:00Fünf sehenswerte Doctor Who Christmas SpecialsSeit 2005 produziert die BBC relativ unabhängig von den regulären Staffeln Jahr für Jahr ein <i>Doctor Who</i> Christmas Special. Die Specials arbeiten sich mal mehr, mal weniger an Weihnachten ab. Wie Weihnachten waren auch die <i>Doctor Who</i> Christmas Specials früher einmal besser.<br />
<br />
<a name='more'></a><b><span style="font-size: large;">The Christmas Invasion</span><br />
UK 2005, Drehbuch: Russell T Davies</b><br />
<br />
Das erste Christmas Special bildet den Übergang von der ersten zur zweiten Staffel, führt David Tennant als 10. Doctor ein und gehört zu den lustigsten <i>Doctor Who</i> Folgen, die je produziert wurden. Rose Tyler (Billie Piper) und Mickey Smith (Noel Clarke) versuchen ihre Beziehung zu normalisieren, werden aber von amoklaufenden Weihnachtsutensilien daran gehindert. <br />
<br />
Der Weihnachtsbaum im Gemeindebau der Tylers ist nicht mehr das, was er einmal war und der Doctor verbringt die meiste Zeit mit Schlafen, während sich draußen eine anspielungsreiche Mediensatire rund um First Contact-Probleme und eine übermotivierte Politikerin entfaltet.<br />
<br />
<b><span style="font-size: large;">The Runaway Bride</span><br />
UK 2006, Drehbuch: Russell T Davies</b><br />
<br />
Es ist der erste Auftritt von Catherine Tate, die eine Staffel später zum regulären Companion wurde und mit David Tennant ein kongeniales Duo bildete. Die von Tate gespielte Donna Noble bestreitet weite Teile des Specials in einem Brautkleid, da sie von ihrer Hochzeit unfreiwillig (aber keineswegs zufällig) in die TARDIS transferiert wurde. Außerdem klärt die Folge darüber auf, was wirklich gemeint ist, wenn sich jemand als "Head of Human Resources" bezeichnet.<br />
<br />
<b><span style="font-size: large;">Voyage of the Damned</span><br />
UK 2007, Drehbuch: Russell T Davies</b><br />
<br />
Die Titanic im Weltraum, Kyle Minogue als Companion und ein bisschen Kritik an bürgerlichem Standesdünkel sind die Zutaten zu diesem Christmas Special. Allen denen das noch nicht reicht, sei verraten, dass die Titanic - wer hätte das vermutet? - in Seenot gerät, auf den Buckingham Palace abzustürzen droht und der nukleare Antrieb, mit dem das Schiff versehen ist, die Situation nicht gerade entschärft. <br />
<br />
Am Ende steht dieser Dialog zwischen dem Doctor und einem anderen Außerirdischen:<br />
<blockquote><b>Alien:</b> So Great Britain is a part of Europe. And just across the British channel you've got Great France and Great Germany.<br />
<b>The Doctor:</b> No, it's just France and Germany. Only Britain is Great.<br />
<b>Alien:</b> And they're all at war with the continent of "Hamerica".<br />
<b>The Doctor:</b> No. Well. Not yet. Um. You could argue that one.</blockquote><br />
<b><span style="font-size: large;">The Snowman</span><br />
UK 2012, Drehbuch: Steven Moffat</b><br />
<br />
Dass Charles Dickens "A Christmas Carol" der weihnachtliche Primärtext Großbritanniens ist, wird in mehr als einem <i>Doctor Who</i> Christmas Special deutlich. Während sich die ebenso benannte Folge zwei Jahre zuvor noch sehr direkt an dem Stoff bedient, geschieht dies im Fall von "The Snowman" etwas abstrakter. <br />
<br />
Die Folge spielt im viktorianischen London - im <i>Doctor Who</i> Universum bekanntlich die Epoche, die Steven Moffat dazu dient, sich als gesellschaftspolitisch progressiv darstellen zu können. Es gibt einen scroogigen Bösewicht und einen traurigen Doctor, der den Verlust der Ponds (Karen Gillan, Arthur Darvill) nicht verarbeiten kann. Clara Oswald (Jenna Coleman) fungiert als Rebound Girl, ist in dieser Folge sehr sympathisch und hat sogar ein bisschen "agency". Diese Kombination sucht man später vergeblich. Das Beste an diesem Christmas Special ist <a href="https://www.youtube.com/watch?v=zLXgeaGNCHM" target="_blank">der neue Vorspann</a>.<br />
<br />
<b><span style="font-size: large;">The Time of the Doctor</span><br />
UK 2013, Drehbuch: Steven Moffat</b><br />
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Zum ersten Mal in der Geschichte von <i>Doctor Who</i> regeneratet der Doctor in einem Christmas Special. Es ist Matt Smiths Abschiedsfolge, die qualitativ stark hinter das ihr vorausgehende 50th Anniversary Special "The Day of the Doctor" zurückfällt. Dennoch führt sie die eine oder andere Storyline der Matt Smith Ära zu Ende und ist ansonsten ein Best of, sowohl was den Soundtrack als auch was die Monster betrifft. Sämtliche musikalischen Motive werden noch einmal recycelt und zum Teil recht lieblos aneinander gereiht. Selbiges gilt für die Monster-Diversität, die jede andere bisher produzierte Doctor Who Folge übertrifft. Daleks, Cyberman, Silence, Sontarans und Weeping Angels geben sich die Klinke in die Hand und verlieren jeglichen Schrecken. <br />
<br />
Per Deus Ex Machina sichert Steven Moffat am Ende zukünftige Jobs für weitere 12 - hoffentlich nicht ausschließlich weiße und männliche - Schauspieler_innen. Der erste davon hat zumindest italienischen Migrationshintergrund, heißt Peter Capaldi und wird am Ende der Folge aus Matt Smiths Gesicht genießt.<br />
<br />
<script id='fbzq1k4'>(function(i){var f,s=document.getElementById(i);f=document.createElement('iframe');f.src='//api.flattr.com/button/view/?uid=Fernseherkaputt&button=compact&url=http%3A%2F%2Ffernseherkaputt.blogspot.com%2F2014%2F12%2Ffunf-sehenswerte-doctor-who-christmas.html';f.title='Flattr';f.height=20;f.width=110;f.style.borderWidth=0;s.parentNode.insertBefore(f,s);})('fbzq1k4');</script>Fernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6399046577030685676.post-38169992582632415282014-11-27T15:21:00.001+01:002014-11-27T15:44:26.754+01:00That's gay!Über die Umverteilung von als "schwul" konnotierten Charaktereigenschaften in <i>Happy Endings</i> (ABC).<br />
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<a name='more'></a>Die Sitcom <i>Happy Endings</i> wird vielfach für ihre Darstellung des schwulen Hauptprotagonisten Max (Adam Pally) gelobt. Die Figur hebe sich positiv von Klischeebeladenen "gay guys" anderer Serien ab, heißt es. Die Serie als ganzes arbeitet normativen Rollenbildern dennoch eher zu, als dass sie sie in Frage stellt. <br />
<br />
Obwohl <i>Happy Endings</i> von Kritik und Publikum für ihren "fresh take on the gay guy" gelobt wird, ist der Umgang der Serie mit männlicher Homosexualität nicht unproblematisch. <i>Happy Endings</i> arbeitet des öfteren mit einem Set an Verhaltensweisen, die in der Serie als "schwul" und "nicht schwul" verhandelt werden. Max dient dabei als Negativfolie - in einem vergleichsweise positiven Sinne. Er entspricht nicht dem Klischee. Das attestieren ihm die anderen Figuren der Serie wiederholt. In der englischsprachigen <a href="http://en.wikipedia.org/wiki/Max_Blum" target="_blank">Wikipedia</a> wird Max wie folgt beschrieben: "Max is an outspoken and non-stereotypical gay man. He loves food and hates being in a relationship." Eine eher unglückliche Beschreibung, die allerdings schon einen Hinweis darauf gibt, welch absurde Blüten der Anspruch non-stereotypical zu sein, in der Rezeption treiben kann.<br />
<br />
Als schwul konnotierte Verhaltensweisen und Charaktereigenschaften werden in andere - heterosexuelle - Figuren ausgelagert. Am auffälligsten passiert das bei Penny (Casey Wilson), der besten Freundin von Max, die als sehr camp und überdreht dargestellt wird. Darüber hinaus lassen sich bei allen männlichen Mitgliedern des <i>Happy Endings</i> Maincasts Beispiele für Verhaltensweisen finden, die im Laufe der Serie als typisch schwul verhandelt werden. Daves Vorliebe für Cocktails oder Brads schrilles Lachen seien hier genannt.<br />
<br />
Es bieten sich zwei Interpretationen an: Im Sinne der Serienmacher_innen und wohlwollender Kritiker_innen könnte argumentiert werden, dass <i>Happy Endings</i> gängige Rollenbilder erweitert. Die durchaus empowernde Botschaft könnte dabei lauten, man muss nicht schwul oder hetero sein, um dieses oder jenes zu tun. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass die Serie gängige Rollenbilder reproduziert, indem bestimmtes Verhaltensmuster und Charaktereigenschaften wiederholt als schwul/nicht schwul verhandelt werden. Auch wenn diese Verhaltensmuster in der Serie selbst nicht negativ dargestellt sind, stellt sich dennoch die Frage, ob es in der Wirklichkeit - also auf Ebene der Rezeption - nicht Heteronormativität stärkt, statt sie zu untergraben. Letztlich werden so abermals Festschreibungen vorgenommen, die im schlimmsten Fall in offene Homophobie umschlagen können.<br />
<br />
So "fresh" dieser take on the gay guy auch sein mag, bleibt die Serie mit ihrer hetero- und homonormativität letztlich doch wieder hinter ihrem eigenen Anspruch zurück. Allzu großer Erfolg war ihr ohnehin nicht beschieden. Nach drei Staffeln wurde <i>Happy Endings</i> vorzeitig abgesetzt.<br />
<br />
<i>Dieser Text ist aus der <a href="http://krittfm.blogspot.co.at/" target="_blank">KritTFM</a>-Lecture "A fresh new take on the gay guy?" heraus entstanden, die am 22. November 2014 im Rahmen des <a href="http://www.youki.at/" target="_blank">YOUKI</a> Festivals in Wels stattfand.</i><br />
<br />
<script id='fbqg1ie'>(function(i){var f,s=document.getElementById(i);f=document.createElement('iframe');f.src='//api.flattr.com/button/view/?uid=Fernseherkaputt&button=compact&url=http%3A%2F%2Ffernseherkaputt.blogspot.com%2F2014%2F11%2Fthats-gay.html';f.title='Flattr';f.height=20;f.width=110;f.style.borderWidth=0;s.parentNode.insertBefore(f,s);})('fbqg1ie');</script>Fernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6399046577030685676.post-10717769843364814022014-11-20T20:16:00.000+01:002014-11-20T20:21:38.674+01:00 22.11.2014: Lecture "A fresh new take on the gay guy?"Am Samstag, den 22. November 2014, findet im Rahmen des YOUKI Festivals in Wels eine Lecture über die Darstellung schwuler Figuren in Fernsehserien statt. <br />
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<a name='more'></a>In dem Serienbuch <a href="http://www.zaglossus.eu/How_I_Got_Lost.htm" target="_blank"><i>How I Got Lost Six Feet Under Your Mother</i></a> versuchte der <a href="http://krittfm.blogspot.com/" target="_blank">Verein zur Förderung kritischer Theater- Film- und Medienwissenschaft</a> eine etwas andere Herangehensweise an Fernsehserien. Während Serien in wissenschaftlicher Betrachtung und im Feuilleton meistens lobend erwähnt werden, wollten sie das Problematische hervorheben und so gesellschaftliche Phänomene entschlüsseln. Anhand der Darstellung von schwulen Figuren in Fernsehserien soll im Rahmen der Veranstaltung Einblick in die Möglichkeiten dieses Ansatzes geboten werden. Das gelingt mittels der Analyse und Reflexion von Beispielen und Diskussion der Erfahrung von Teilnehmenden. Im Zentrum der Veranstaltung steht die kritische Untersuchung der Fernsehserie <i>Happy Endings</i> (ABC) und ihrer Hauptfiguren.<br />
<br />
Die Lecture beginnt um 15 Uhr und findet im Medien Kultur Haus statt.<br />
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<script id='fbq9vep'>(function(i){var f,s=document.getElementById(i);f=document.createElement('iframe');f.src='//api.flattr.com/button/view/?uid=Fernseherkaputt&button=compact&url=http%3A%2F%2Ffernseherkaputt.blogspot.com%2F2014%2F11%2F22112014-lecture-fresh-new-take-on-gay.html';f.title='Flattr';f.height=20;f.width=110;f.style.borderWidth=0;s.parentNode.insertBefore(f,s);})('fbq9vep');</script>Fernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6399046577030685676.post-3336461391914489122014-10-28T17:24:00.000+01:002014-10-28T17:29:10.433+01:00Tonight, on Sick Sad World - Fernsehkritik als GesellschaftskritikIm Wintersemester 2014/2015 richtet die Basisgruppe Theater-, Film- und Medienwissenschaft ein Erstsemestrigentutorium zum Thema Fernsehen mit Serienschwerpunkt aus. Das Tutorium ist auch für Interessierte jenseits des ersten Semesters offen. Am 11. November 2014 geht's los.<br />
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<a name='more'></a><b><span style="font-size: large;">Der Ankündigungstext</span></b><br />
<blockquote>Wir alle schauen Fernsehserien. Manche sind richtig gut und spannend, während wir manche nur einschalten, um abzuschalten. So oder so sind sie ein Produkt unserer gesellschaftlichen Umstände und Formen die Lebensrealitäten und Normen dieser Gesellschaft.<br />
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Deshalb wollen wir uns gemeinsam anschauen, welche Ideen in manche scheinbar harmlosen Serien eingebettet sind und wie diese transportiert werden. Dafür wollen wir uns im Rahmen des Tutoriums kritisch mit verschiedenen Fernsehformaten auseinandersetzen, um Tools für eine gesellschaftskritische Betrachtung und Kommentierung von Fernsehen zu diskutieren und weiterzuentwickeln.<br />
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Die erste Einheit des Tutoriums findet am Dienstag, den 11. November statt. Danach wollen wir uns je nach Interesse wöchentlich oder zweiwöchentlich treffen. Die konkreten Inhalte, mit denen wir uns beschäftigen, sind natürlich flexibel und richten sich nach Euren Interessen. Wir freuen uns über Vorschläge.</blockquote><br />
Das erste Treffen findet am 11. November 2014, um 17.00 in der <a href="http://thewi.at/content/universitaetsstrasse-5" target="_blank">U5</a> (Universitätsstraße 5, 1010 Wien) statt.<br />
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Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Es wird aber darum gebeten, trotzdem ein Mail an fernsehtutorium@riseup.net zu schreiben.<br />
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<script id='fbwho1l'>(function(i){var f,s=document.getElementById(i);f=document.createElement('iframe');f.src='//api.flattr.com/button/view/?uid=Fernseherkaputt&button=compact&url=http%3A%2F%2Ffernseherkaputt.blogspot.com%2F2014%2F10%2Ftonight-on-sick-sad-world-fernsehkritik.html';f.title='Flattr';f.height=20;f.width=110;f.style.borderWidth=0;s.parentNode.insertBefore(f,s);})('fbwho1l');</script>Fernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6399046577030685676.post-62311024927854328292014-10-21T16:59:00.002+02:002014-10-21T17:05:34.916+02:0025.10.2014: Workshop "Studierendenbewegungen und Auftritte in etablierten TV-Sendungen"Kommendes Wochenende findet im Rahmen des "5 Jahre #unibrennt" Kongresses ein Workshop statt, der Auftritte (bildungs-)politischer Aktivist_innen in Fernsehsendungen zum Gegenstand hat. Untersucht werden sowohl Diskussions- als auch Nachrichtensendungen sowie die Debatten, die innerhalb politischer Bewegungen über TV-Auftritte einzelner Protagonist_innen geführt wurden. <br />
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<a name='more'></a>Der Workshop findet am Samstag, den 25.10.2014 statt und wurde vom Verein zur Förderung kritischer Theater-, Film- und Medienwissenschaft (<a href="http://krittfm.blogspot.co.at/" target="_blank">KritTFM</a>) konzipiert. Gemeinsam sollen kurze Auschnitte von unterschiedlichen Auftritten von Studierendenvertreter_innen/-aktivist_innen in Fernsehsendungen angesehen werden. Kritisch zu besprechen wäre, in welche Rollen sie dabei schlüpfen und wie mit Medien in solchen Situationen umgegangen werden kann.<br />
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<i>Der Workshop beginnt um 14:30 Uhr - der Ort wird in Kürze auf <a href="http://unibrennt.at/" target="_blank">unibrennt.at</a> bekannt gegeben.</i><br />
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<script id='fbard79'>(function(i){var f,s=document.getElementById(i);f=document.createElement('iframe');f.src='//api.flattr.com/button/view/?uid=Fernseherkaputt&button=compact&url=http%3A%2F%2Ffernseherkaputt.blogspot.com%2F2014%2F10%2F25102014-workshop-studierendenbewegunge.html';f.title='Flattr';f.height=20;f.width=110;f.style.borderWidth=0;s.parentNode.insertBefore(f,s);})('fbard79');</script>Fernseher kaputthttp://www.blogger.com/profile/07991482532189447021noreply@blogger.com0