Freitag, 3. Juni 2011

9.-11. Juni 2011: Klassenproduktion - Fernsehen als Agentur des Sozialen

Kommende Woche veranstaltet das Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft eine fernsehwissenschaftliche Konferenz in Wien.

Der Ankündigungstext
"Die Tagung untersucht die Funktion des Fernsehens in Prozessen sozialer Differenzierung. Fernsehen 'beeinflusst' demnach nicht nur Kultur und Gesellschaft, in dem es Bilder und Narrative des Sozialen abbildet. Es ist vielmehr an der Fabrikation des Sozialen konstitutiv beteiligt, indem es Einzelnen und Kollektiven ermöglicht, Fragen der Lebensbedingungen und des Lebensstils zu problematisieren. Im Spannungsfeld zwischen 'Quality Television' und 'Unterschichtenfernsehen' greifen gegenwärtige, zeitdiagnostische Debatten nicht selten auf das Fernsehen als diskursiven Gegenstand zurück. Existierende soziale Differenzierungen werden in diesen Debatten aufgegriffen und auf spezifische Weise bearbeitet, vereindeutigt oder transformiert. Anhand dieser aktuellen gesellschaftspolitischen Debatten versucht die Tagung das wechselseitige Konstitutionsverhältnis von Fernsehen und Gesellschaft exemplarisch zu bestimmen."
Dieser Ankündigungstext ist zugegebenermaßen etwas schwammig und in seiner Terminologie teilweise problematisch. Wer sich davon nicht abschrecken lassen möchte, findet hier das vollständige Tagungsprogramm sowie kurze Abstracts zu den Vorträgen.

Problematisches Geschlechterverhältnis

Wirklich negativ fällt bei der Lektüre des Programmfolders das extrem ungleiche Geschlechterverhältnis bei den ReferentInnen auf. Nur vier Vorträge werden von Frauen - neun von Männern gehalten. Bei den Moderationen ist es - wie so oft - umgekehrt: 8 Frauen, aber nur 3 Männer moderieren. Das ist sehr bitter, insbesondere wenn man bedenkt, dass Theater-, Film- und Medienwissenschaft ein Studienfach ist, dass an der Universität Wien von deutlich mehr Frauen als Männern studiert wird.

Und um allfälliger Kritik an dieser Einschätzung von vornherein entgegenzutreten: Nein, der Überhang an Moderatorinnen gleicht die Tatsache, dass es deutlich mehr Referenten als Referentinnen gibt nicht aus. Vielmehr wird damit eine typische patriarchale Arbeitsteilung im akademischen Sektor aufs neue reproduziert.


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