Alan Partridge ist ein fiktiver TV- und Radiomoderator, den Steve Coogan, Armando Iannucci, Richard Herring und Stewart Lee einst für BBC Radio 4 erfunden haben. Die Karriere des von Coogan verkörperten Fernsehurgesteins hat eine Vielzahl von fiktiven und realen Stationen durchlaufen - begleitet von jeweils unterschiedlichen TV-Genres. Derzeit ist ein Alan Partridge Kinofilm in Planung - eine Autobiographie ist vergangenen September erschienen.
Alan ist nicht unbedingt ein Sympathieträger. Er ist konservativ, hält die Daily Mail für die beste Zeitung der Welt und befürwortet die Einführung der Todesstrafe für Mord und Landesverrat. Außerdem ist er ein unglaublich schlechter Moderator, produziert Live-Desaster am laufenden Band und findet in wirklich jeder Situation die falschen Worte.
Die Fallhöhe der Alan Partridge Figur steigert sich nicht zuletzt deshalb, weil Alan ein unglaublicher Heuchler ist, der größte Schwierigkeiten hat - und das teilt er vermutlich mit vielen konservativen Menschen - seine eigenen moralischen Standards einzuhalten. In diesem Zusammenhang leisten sich die AutorInnen der Alan Partridge Serien zwar auch die eine oder andere Plattheit - im Großen und Ganzen ist es aber höchst vergnüglich Alan zuzusehen, wie er sich immer wieder in peinliche Situationen manövriert.
Seine ersten Auftritte hatte Alan als Sportreporter im Radio. In der Nachrichtensatire The Day Today (BBC Two) lieferte er skurrile Reportagen von zumeist etwas überkanditelten Sportereignissen. Seinen großen Solo-Durchbruch hatte Alan mit der Chat-Show-Parodie Knowing Me Knowing You with Alan Partridge (BBC Two) bei der er Woche für Woche Rebecca Front und Patrick Marber in wechselnde Gästerollen auf seiner Couch begrüßen durfte.
Prägend ist vor allem die an einen ABBA-Song angelehnte Catchphrase, mit der er seine Gäste begrüßt: "Knowing me, Alan Partridge. Knowing you, [Name des Gastes]. Aha!" Im Idealfall antwortet der Gast/die Gästin darauf ebenfalls mit "Aha!" - tatsächlich funktioniert das nur in Ausnahmefällen. Dieses an sich schon absurde Begrüßungsritual findet in der Rubrik "Knowing Me, Alan Partridge, Knowing You, another Alan Partridge" zu sich, bei der Alan jeweils eine Person, die den selben Namen wie er trägt, ins Studio einlädt. Die fiktiven Quoten für die Show waren, wie es der fiktive BBC Programmdirektor formulierte, von Anfang schlecht und wurden in weiterer Folge noch schlechter.
Alan Partridge kündigt Knowing Me, Knowing You with Alan Partridge an:
Ein weiterer Grund für die Einstellung der Chat-Show dürfte Alans Hang zu Schleichwerbung, insbesondere für den deutschen Softdrink "Sprunt" sein. Mit der Karriere ging es seitdem kontinuierlich bergab, worüber wir in der Sitcom I am Alan Partridge (BBC Two) informiert werden. Es ist eine an Curb Your Enthusiasm (HBO) oder Lead Balloon (BBC Four/BBC Two) erinnernde Sitcom über das Leben von Alan, die damit beginnt, dass die BBC ihm mitteilt, es werde keine zweite Staffel von Knowing Me, Knowing You geben. Kurz zuvor wurde Alan von seiner Frau verlassen, weshalb er zu Beginn der ersten Staffel in ein Hotel einzieht. Er entlässt sämtliche MitarbeiterInnen seiner Produktionsfirma außer seine persönliche Assistentin Lynn (Felicity Montagu), die unter ständigen Schmähungen von Seiten Alans leiden muss und beginnt, an seiner Autobiographie zu schreiben, die sich in Staffel 2 als Verkaufsflop erweist.
Etwas irritierend ist, dass I am Alan Partridge, obwohl es sich um eine Single Camera Sitcom handelt, in der Postproduktion einem Livepublikum vorgeführt wurde. Die eingespielten Lacher sind gewöhnungsbedürftig. Sehenswert macht die Sitcom die große Zahl an Gastauftritten. Chris Morris als Bauernvertreter, den Alan vor den Kopf stößt, indem er sämtliche Landwirtschaftsklischees (Kunstdünger, Genmanipulation, Inzest) während eines Live-Radio Interviews abspult; Stephen Mangan als schmieriger Lexus-Fahrer; Graham Linehan und Arthur Mathews – die Macher von Father Ted (Channel 4) – als irische TV-Produzenten, die Alan als Moderator für eine irisch-englische Fernsehshow gewinnen wollen.
Chris Morris als Bauernvertreter:
Alan Partridge und die irischen Fernsehmacher:
Staffel 1 und Staffel 2 unterscheiden sich stark. Die Komik der ersten Staffel wird nicht zuletzt dadurch erziehlt, dass Alan das Hotelpersonal gehörig nervt, wogegen selbiges unterschiedliche Bewältigungsstrategien entwickelt, die im Spannungsfeld Dienstleistungslächeln vs. Unterdrückte Lachkrämpfe (großartig gespielt von Sally Phillips) angesiedelt sind. In der zweiten Staffel wohnt Alan gemeinsam mit seiner neuen Freundin Sonja (Amelia Bullmore) in einem Wohnmobil, das neben seinem - noch nicht ganz fertiggestellten - neuem Haus aufgestellt wurde.
Die Frage, wie es mit Alan, von dem man zuletzt hörte, dass er eine fiktive Radioshow bei einem fiktiven Lokalradiosender in Norwich moderiert, weiter geht, wird hoffentlich demnächst im Kino beantwortet.
Ein Format wie "Knowing Me, Knowing You with Alan Partridge" kann mensch sich heute kaum mehr anschauen. Vielleicht finden das Brit*innen lustig, die eine Parodie auf solche Fernsehformate zu schätzen wissen. Sowieso ist es mir meist unbegreiflich was die Brit*innen so toll an unglaublichem Fremdschämen finden. Meistens ist es doch nicht schön Menschen in peinlichen Situationen zu sehen die sich dann noch wie ein Arschloch verhalten (was Partridge ja meistens tut).
AntwortenLöschenDer Film dagegen ist unglaublich witzig, ich habe Tränen gelacht.