Donnerstag, 17. Februar 2022

Dschungelcamp und Home Office

Staffel 15 von Ich bin ein Star – holt mich hier raus (RTL) war wahrscheinlich die Interessanteste seit der legendären 5. Die oft skurrile Gruppendynamik bot eine schöne Ablenkung vom aktuellen Zustand der Welt da draußen. Gerade wenn man Gruppendynamik zuletzt Anfang 2020 erlebt hat. 

Es ist ein seltsamer Kontrast. Zumindest für die Privilegierten, die die letzten 2 Jahre größtenteils im Home Office verbrachten und sich so vor einer Corona Infektion schützen konnten. Selbst schon lange nicht mehr Teil einer realen Gruppe, ist es umso reizvoller sich eine solche im Fernsehen anzusehen.

Meine Sympathien waren von Beginn an klar bei Tara Tabitha, die nach einer traurigen aber mitreißenden Romanze mit dem späteren Dschungelkönig leider schon früh aus der Show herausgewählt wurde. Mit der Regenbogenmaschine sorgte sie einst für einen Kult-Moment bei ATV. Ein Ausschnitt mit utopischer Strahlkraft. Die zweckfreie Regenbogenmaschine, die nur der Erschaffung von Schönem dient, als interpretatorisches Resultat der Begegnung mit der herrschenden Klasse. Die Reichen können sich echt alles leisten. Und Tara möchte ihnen ein bisschen gleichen. 

Wenn man sonst kaum deutsches Privatfernsehen schaut, ist Ich bin ein Star – holt mich hier raus in Verbindung mit der Lektüre der Wikipedia Einträge der Kandidat*innen die beste Zusammenfassung der letzten Jahre Reality TV. Aha, dieses Format gibt's auch. Und das ist die letzten 20-30 Jahre in dieser Karriere passiert. Spannend. 

Für die Medienwissenschaftler*innen im Publikum gab es ebenfalls reichlich Kost. Nicht nur die ständigen Streits zwischen den Kandidat*innen um die Frage, wer eine echter Star und wer nur einer dieser „Social Media Leute“ sei. Auch RTL legte mit der härtesten Schatzsuche ever nach, bei der die Kandidat*innen konsensual eine Reihung vornehmen mussten, wer von ihnen denn nun am authentischsten sei.

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