Der zerbrochene Porzellanlautsprecher

Outtakes auszustrahlen ist keine gute Idee, wenn der Beitrag ein Produkt in ein positives Licht rückt, während das Outtake einen möglichen Mangel aufzeigt. Das gilt umso mehr, wenn es sich nicht um Werbung, sondern um einen redaktionellen Beitrag in einer Nachrichtensendung handelt. Bei Wien heute (ORF 2) sieht man das anders.

In einem mit "Seit 25 Jahren preiswürdig" betitelten Beitrag wird in der Wien heute Ausgabe vom 3. Jänner 2013 ein neuartiges Produkt vorgestellt: Eine Porzellankugel, in die ein Lautsprecher eingebaut ist. "Das gibt nicht nur optisch was her. Volle Lautstärke, kein Problem." Außerdem ist sie "die einzige ihrer Art weltweit"! Sind das Nachrichten oder ist es Werbung? Offensichtlich sind es Nachrichten, denn es werden auch kritische Fragen gestellt. Zum Beispiel zur Zerbrechlichkeit der Boxen: "Bestehen sie auch den Härtetest?" Promt lässt der Jungunternehmer eine Porzellankugel auf den Boden fallen. Sie zerbricht nicht. Kaufempfehlung!

Klüger sind all jene, die auch am 1. Jänner 2013 Wien heute geschaut haben. Im Beitrag "Jahresrückblick der anderen Art" werden dem Publikum diverse Pannen gezeigt, die Redaktion, Technik sowie InterviewpartnerInnen im vergangenen Jahr passiert sind. Teil der Outtake-Sammlung ist auch auch ein junger Mann, der eine Art Glaskugel bewirbt (ab 5:30). "Was halten die Dinger aus?", fragt die Reporterin. Mit cooler Geste schubst er eine Kugel vom Tisch, ein lautes Klirrgeräusch folgt. Seine Reaktion: "Normalerweise hält er."