Sonntag, 30. Dezember 2012

Dinner for QI: "It's become a cult, it's unavoidable in Germany"

Im deutschsprachigem Raum seit Jahrzehnten eine Silvestertradition, in Großbritannien vollkommen unbekannt. Ein seltsamer Werdegang für einen Sketch, der in den 1920ern in England entstand.

Als den KandidatInnen der Promi-Quiz-Show QI (BBC) eine Frage, deren Antwort Dinner for One war, gestellt wurde, hinterließ die Geschichte mit der deutschen Rezeption primär Erstaunen. Lustig fand Dinner for One niemand. Interessante Zusatzinformation: Alle KandidatInnen verdienen ihr Geld als Comedians.

Bei der QI Ausgabe handelt es sich um ein Special zum Thema "Germany". Die KandidatInnen bekommen von Showmaster Stephen Fry mehr oder weniger kuriose Fragen mit Bezug zum deutschsprachigen Raum gestellt. Darunter auch die zu Dinner for One: "What is the most repeated TV show of all time?"

Jo Brand hat davon gerüchteweise gehört, errät aber nicht den Titel der Show. Fry löst und klärt auf. Nach einem kurzen Ausschnitt aus Dinner for One versucht Fry der allgemeinen Verwunderung mit "You know, alright, it's broad humor" entgegenzuwirken.

QI, G08, "Germany" (Frage zu Dinner for One ab 22:50)

Eine der größten Dinner for One-Kuriositäten ist jene Aufzeichnung, in der der Sketch am Beginn der Übertragung erklärt wird. Dem Publikum trauten die Sendungsverantwortlichen offenbar nicht zu, dass es in der Lage sei, sich diese vergleichsweise Wortkarge und noch dazu aus ständigen Wiederholungen bestehende, mimisch und gestisch untermalte Darbietung, beim Zuschauen zu erschließen.  

Dinner for One 
Die zweieinhalb Minuten lange Inhaltsangabe glänzt durch den einen oder anderen eigenen (gescheiterten) Humorversuch und ist ein gutes Beispiel für jenes Framing, das so typisch für deutschen Humor ist. Etwas witziges darf nicht einfach für sich selbst wirken, sondern das Publikum muss auf die Inhalte vorbereitet werden. "Es darf gelacht werden!" ist die Grundprämisse des deutschen Nachkriegshumors, die sich in der Anmoderation von Dinner for One allzu deutlich niederschlägt. Und man muss den Leuten Zeichen geben: Grimassen schneiden, breites Grinsen, übertriebenes Gestikulieren. "Dinner for One" bedient diese Humortradition insofern, als alle Gags dem Genre Physical Comedy zugeordnet werden können und selbst der Schlussdialog, quasi die finale Punchline, von entsprechender Mimik verdoppelt wird. Dem Publikum wird noch einmal nachdrücklich gezeigt: Das ist lustig!

Diese Art von Humor ist in Deutschland nach wie vor en vogue. Selbst bei vielfach gelobten Formaten wie Extra 3 (NDR) oder der heute-show (ZDF). Einen Auftritt Anke Engelkes beim Eurovision Song Contest in Düsseldorf kommentierte BBC Off-Stimme Graham Norton abfällig mit den Worten „She's a very physical comedian, as you can see“. Ein weiterer lustig gemeinter Dialog zwischen ihr und Stefan Raab entlockt ihm die Bemerkung: "It's gonna be a long night anyway, Stefan and Anke". Eine von vielen missglückten deutsch/britischen Humorbegegnung.

 

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