Mittwoch, 6. März 2013

Some Girls leben im Gemeindebau

Some Girls (BBC Three) ist eine von vier jungen Frauen handelnde Sitcom, die in einfachen Verhältnissen leben, zur Schule gehen und Fußball spielen. Dem modernen Brechstangenfußball können sie recht viel abgewinnen. Aber das rückt im Verlauf der Serie zunehmend in den Hintergrund. Klingt insgesamt nicht außergewöhnlich, ist es aber irgendwie doch.

Für eine Jugendserie schafft es Some Girls über weite Strecken auffällig gut, ohne Moralisierungen auszukommen, sondern macht sich ganz im Gegenteil implizit und explizit über Vorgaben der Erwachsenenwelt lustig. Der innere Monolog von Hauptfigur Viva (Adelayo Adedayo) rahmt die einzelnen Folgen. Im Zentrum der Handlung stehen sie und ihre drei Freundinnen Saz (Mandeep Dhillon), Amber (Alice Felgate) und Holli (Natasha Jonas).

Die Serie spielt nicht in einem Ober- oder Mittelschichtskontext und zeichnet dennoch ein empathisches Bild der Hauptfiguren. Positiv überraschend ist dies nicht zuletzt dann, wenn zum Vergleich deutsch/österreichische Repräsentationsformen herangezogen werden. Etwa das (Scripted?)-Reality-Format Wir leben im Gemeindebau (ATV). Some Girls versucht etwas ähnliches im Sitcom-Genre - abzüglich Menschenverachtung, zuzüglich Humor; abzüglich Männerdominanz, zuzüglich nicht-weißer Repräsentation.

Drehbuchautorin Bernadette Davis schreibt den Hauptfiguren eine hohe Dichte an One Linern und Feed Line/Punch Line/Topper-Konstruktionen ins Drehbuch. Trotzdem wirkt Some Girls nicht so schematisch wie viele andere Sitcoms. Es ist überraschend, was sich die Serie traut. Zum Beispiel wenn es beim Besuch eines ChristInnen-Treffens nach einiger Zeit zu diesem Wortwechsel kommt: "It isn't the Pedos? Isn't it?" - "It's the christians." - "Oh yeah. I always get them two muddeld up." Auch die dialogunabhängige Situationskomik geht für eine Jugendserie ungewöhnlich weit: Ein Hamster wird gegen eine Kühlschranktür geschleudert und stirbt. Zunächst wird versucht, seinen Tod zu vertuschen - inklusive einer kurzen Reminiszenz an den legendären Dead Parrot Sketch von Monty Python. In einer anderen Folge verteilt Amber durch eine schüttelnde Handbewegung unbedacht Spermaflüssigkeit auf einem Kinderspielplatz (und einem anwesenden Kleinkind). Die Reaktion der Teenager-Mutter (Sarah Hoare): "You got it on my baby! That's a fucking health hazard, that is."

Mein eigener Blick auf die Serie ist zweifellos biased, weshalb ich nicht in Anspruch nehmen möchte, bestimmen zu können, wie adäquat bzw. empathisch die Repräsentation tatsächlich ist. Mein Eindruck ist, dass sie - verglichen mit anderen Serien - positiv heraussticht. Eine Einschätzung, über die sich diskutieren ließe.




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