Eine Teilnehmerin der Kuppelshow Schwer verliebt (Sat.1) geht an die Öffentlichkeit und zeigt damit einmal mehr auf, wie derartige Formate produziert werden. Sie berichtet von psychischem Druck, Knebelverträgen und erzwungener Nacktheit. Mit Androhung von Vertragsstrafen werden die KandidatInnen zur Ausführung von Handlungen gedrängt, die sie in dieser Form sonst sicherlich nicht setzen würden.
Viele Vermutungen bezüglich (vermeintlichem!) Reality-TV scheinen sich durch den Fall Sarah H. zu bestätigen. Ihren Schilderungen zufolge ist Schwer verliebt nicht nur teilweise gescriptet, sondern es existiert sogar ein Drehbuch, dessen Inhalte vor den TeilnehmerInnen geheim gehalten werden.
Knebelverträge sollen dafür sorgen, dass die ProtagonistInnen während den Dreharbeiten spuren und anschließend nicht den Mund aufmachen. "Der Vertragspartner wird über alle (...) Angelegenheiten (...) absolutes Stillschweigen bewahren", heißt es im Vertrag mit der Produktionsfirma, der dem Medienmagazin ZAPP (NDR) vorliegt. Den ZAPP-Beitrag kann man sich hier ansehen.
Derartige Verträge seien "absolut branchenüblich", bestätigt Sascha Naujoks von Sat.1. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass so wenige TeilnehmerInnen dieser Sendung und ähnlicher Formate den Gang an die Öffentlichkeit wagen. Ohne rechtlichen und publizistischen Beistand ist es nahezu unmöglich gegen finanzkräftige Medienkonzerne anzukommen – zumindest wird versucht, diesen Eindruck den KandidatInnen gegenüber zu erwecken.
Vera Müller, Redakteurin der Rhein-Zeitung, hat vor Ausstrahlung der Sendung im Sinne von Sat.1 berichtet und das Format in der lokalen Community beworben. Nachdem das Endprodukt im Fernsehen ausgestrahlt wurde, hat sie nach eigenen Angaben das schlechte Gewissen gepackt.
Müller wechselte sie die Seiten und unterstützte die Kandidatin bei ihrem Gang in die Öffentlichkeit. "Sarah wehrt sich jetzt zusammen mit der Rhein-Zeitung. Die bietet Unterstützung und bekommt dafür eine spannende Geschichte", fasst die Off-Stimme bei ZAPP die prekäre Ambivalenz dieser Unterstützung treffend zusammen.
Der Blog Auf Sarahs Seite, der ebenfalls von der Rhein-Zeitung betrieben wird, bietet einen Überblick zur bisherigen Medienberichterstattung. Die Rhein Zeitung hat auch einen Anwalt engagiert, dessen Ziel es ist, die Ausstrahlung weiterer Schwer verliebt Folgen, in denen Sarah H. zu sehen ist, zu verhindern.
Fernsehkritik-TV hat ein ausführliches Interview mit Sarah H. geführt. Darin schildert sie ihre Erfahrungen während der Dreharbeiten und erzählt von massivem Mobbing, das - sowohl an ihrem Wohort als auch auf Facebook - auf die Ausstrahlung der Sendung folgte. Eine ungeschnittene Fassung des Gesprächs kann man sich hier ansehen.
.....wird Zeit, dass sich ein paar mehr Leute dagegen zur Wehr setzen!
AntwortenLöschenEs gibt jetzt auch eine Facebook-Gruppe "Gegen Menschenverachtende TV-Formate à la "Schwer Verliebt"": http://www.facebook.com/pages/Gegen-Menschenverachtende-TV-Formate-%C3%A0-la-Schwer-Verliebt/248979385162405
AntwortenLöschenVor einigen Stunden lief ein Beitrag über Sarah H. im SWR: http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=8923678
Ich kenne Sat 1 gar nicht als Trash-Sender. In den 90ern war er verglichen mit von Soziopathen betriebenen Sendern wie Pro7 oder RTL2 recht seriös.
AntwortenLöschenEs ist ja schön sich darüber aufzuregen, aber man muss sich dieses Zeug nicht ansehen und man muss da auch nicht mitmachen!!! Einfach mal nein sagen! Viele Leute sind eigentlich nur geltungsbedürftig und lassen sich auf jeden Mist ein.
AntwortenLöschenUnd ignorieren bei diesem Trash ist das beste. Ich persönlich schaue nur die öffentlich rechtlichen (da mir die Werbung bei den anderen auf den Keks geht) oder DVD.