Am Montag, den 27. August 2012, ist FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache in die Interview-Reihe Sommergespräche (ORF 2) eingeladen. In Anbetracht seiner jüngsten antisemitischen Entgleisungen sollte diese Einladung zurück genommen werden. Stattdessen könnte die Sendung einem anderen Konzept folgen, das mehr Erkenntnisgewinn über Strache und die FPÖ verspricht, als ein weiterer gut gemeinter, jedoch von vornherein zum Scheitern verurteilter, Interview-Versuch.
Statt einem Interview mit dem Parteichef, wäre eine Diskussionsrunde sinnvoll. Eingeladen werden sollte eine Antisemitismus-ForscherIn, eine ExpertIn für FPÖ-Kommunikationsstrategien, eine ExpertIn für die mediale Wirkung politischer Propaganda und KEINE PolitikerIn der FPÖ, keine ihr nahestehenden HistorikerInnen oder JournalistInnen und auch keine PolitikerInnen anderen österreichischen Parteien. Auch wenn Strache selbst nicht anwesend ist, hätte er trotzdem einen hohen Wortanteil: Aus den Sommergesprächen vergangener Jahre und anderen Interviews werden Ausschnitte gezeigt. Daran anschließend wird Straches Kommunikationsstrategie von den ExpertInnen gemeinsam mit Moderator Armin Wolf analysiert. Material gibt es genug.
Ein solches Konzept umzusetzen, wäre mutig. Dieser Mut - das ist leider anzunehmen - fehlt den verantwortlichen RedakteurInnen. Doch es wäre - nicht nur für den ORF, sondern auch für ATV, Puls 4 und andere österreichische Medien - höchste Zeit, den bisherigen Umgang mit der FPÖ zu überdenken.
Gespräche mit rechtsextremen PolitikerInnen machen wenig Sinn. Wann immer sie kritisiert werden, reagieren sie entweder mit Gegenvorwürfen an die KritikerIn oder wähnen sich als Opfer von Verschwörungen. Ein sachliches Gespräch über Rassismus oder Antisemitismus ist - wie viele bereits geführte Interviews zeigen - nicht möglich. Daraus sollte endlich die richtige Konsequenz gezogen werden. Kommenden Montag böte sich eine erste Gelegenheit.
Links:
Strache: Die Nase eines Bankers
FPÖ-Chef Strache - Ein antisemitischer Affront
Siehe auch:
Österreichs Medien und Rechtsextremismus
Vollste Zustimmung! - insbesondere zum vorgeschlagenen Alternativkonzept.
AntwortenLöschenIch würde zusätzlich zu den vorgeschlagenen Expert*innen auch eine*n Psychoanalytiker*in einlanden. Aus dieser Perspektive lassen sich zentrale Dynamiken von Antisemitismus und Kritikabwehr schlüssig darstellen.
AntwortenLöschenDer ORF wird sich auf sein Objektivitätsgebot, die anderen erwähnten Sender auf die guten Quoten bei Strache-Auftritten rausreden. Zivilcourage, wie du sie einforderst, ist weder bei den einen, noch bei den anderen zu finden. So richtig dein Ansatz ist - umgesetzt werden wird er weder vom ORF und schon gar nicht von ATV oder Puls 4.
AntwortenLöschenAlso Ich kann dem nicht zustimmen. Aus 2 Gründen:
AntwortenLöschen1) Strache würde dann sicherlich das ausnützen, dass ihn der "böse böse linkslinke" ORF mal wieder gemein behandelt hat, was bei seinen Wähler immer als Zeichen gedeutet wird, dass ER als Märtyrer für sie da ist.
Das sorgt nur für ein Stimmenplus für ihn.
2) Herr Wolf kann ihn sehr gut händeln. Die Gefahr dass das Interview nichts inhaltlches bringt, weil Strache mal wieder nach dem selben System arbeitet wie immer. Man fragt ihn etwas, er antwortet etwas komplett anderes, aber Personen mit nur einem HAUCH Hausverstand verstehen sofort dass er NICHTS zu sagen hat und nur ein Heißredner ist, was wiederum ein Stimmenminus ergeben kann.
also finde ich die idee mit Ausladen nicht gut. Jedoch, die Idee mit der Gesprächsrunde begrüße ich SEHR!
@Anonym/00:55
AntwortenLöschenStimmenplus gibts für ihn auch, wenn er gezeigt wird und reden darf. Durch die Bühnen, die ihm geboten werden, ist die FPÖ zu etwas absolut normalen geworden, ähnlich wie nun diese Zeichnung auch niemanden mehr wirklich aufregt.
In Deutschland wäre es unvorstellbar, rechtsextremistischen Parteien einen Platz im Hauptabendprogramm zu geben. Nach deiner Argumentation müsste die NPD die Märtyrerpartei schlechthin sein, und trotzdem kommt sie nicht über die 2% hinweg.
Und ja, Wolf schafft es sehr oft, Strache etwas zu entlarven. Das fallt dann auch vielen auf - aber nicht seinen potentiellen Wähler_innen, die ihn doch ohnehin geil finden, egal was er sagt. Notfalls ist der Wolf halt ein Arschloch, der Strache die Worte im Mund verdreht.
b2t: Auch wenn ich mich immer drüber freu sehen zu können, wie Wolf Strache zerlegt, ist Ausladen wohl die klügste Entscheidung.
Ich stimm fernseherkaputt hier voll zu.