Sonntag, 1. April 2012

Star Trek: The Next Generation, "The Outcast" [Staffel 5, Folge 17]

Die Folge "The Outcast" (deutscher Titel: "Verbotene Liebe") zeigt eine Gesellschaft, in der die Kategorie Geschlecht nicht existiert. Trotzdem ist diese Gesellschaft repressiv. Ihre kollektiven Feindbilder: Männer, Frauen und Hetero-Pärchen.

"Commander, there are no 'he's' or 'she's' in a species without gender."
(Soren)

Die Folge stammt aus der Feder von Jeri Taylor, die viele Folgen für diverse Star Trek Serien geschrieben und Star Trek: Voyager mitentwickelt hat. Es ist eine der wenigen Star Trek Folgen, in denen Homosexualität thematisiert wird, wenn auch nur in Form einer Parabel.

Vor langer Zeit - wird uns erzählt - gab es auch bei den J'naii zwei Geschlechter. Aber man hätte sich weiterentwickelt und die Zweigeschlechtlichkeit überwunden. Die J'naii im Jahr 2368 sind nicht nur androgyn - sie haben auch alle den gleichen Friseur. Neben einer Schere dürfte ein Topf zu seinen primären Werkzeugen gehören.

Unterdrückte Heteros

Wird zu Beginn der Folge der Planet der J'naii noch als eine Art Utopia vorgestellt, bekommt dieses Bild schon wenig später Risse. Denn es sind nicht alle so geschlechtslos wie zunächst behauptet. Einige J'naii - so auch die von Melinda Culea gespielte Soren – wollen ein Geschlecht. Sie werden anders geboren, wie es heißt, und sehnen sich nach Zweigeschlechtlichkeit und heterosexuellen Beziehungen. In ihrer Gesellschaft werden sie dafür lächerlich gemacht, pathologisiert, fallweise verprügelt und Umerziehungsprogrammen unterzogen. Wie so oft bei Star Trek werden gesellschaftliche Probleme also in außerirdische Gesellschaften hineinprojiziert.

Im weiteren Handlungsverlauf beginnt Soren eine Affäre mit dem von Jonathan Frakes gespielten Macho-Offizier William Riker. Die Affäre fliegt auf und Soren wird festgenommen. Es folgt ein Gerichtsprozess, in dem sie sich mit den Worten "I am female. I was born that way!" der Anklage nach schuldig bekennt. Sie hält ein Plädoyer für Toleranz und wird - trotz Rikers Protest - verurteilt.

Wenig später versuchen Riker und Worf (Michael Dorn) sie zu befreien. Doch die Herren kommen zu spät. Dem Umerziehungsprogramm bereits unterzogen, wendet sich Soren von Riker ab und fordert ihn auf zurückzukehren. Die Folge endet auf der Brücke der Enterprise mit einer Großaufnahme von Rikers Gesicht. Traurig-enttäuscht blickt er in die Kamera.

Ambivalente Parabel

So bemerkenswert diese Folge auch sein mag, handelt es sich letztlich doch um eine eher unglückliche Zusammenführung zweier Thematiken. Eine Parabel über Homosexualität wird ausgerechnet anhand einer Gesellschaft erzählt, die den Anspruch hat, die Kategorie Geschlecht überwunden zu haben.

Es ist eine Fortschreibung eines Star Trek Tabus. Über Homosexualität darf - so scheint es - nicht offen gesprochen werden. Deshalb wurde wohl auch nicht die naheliegende Variante gewählt: Die Geschichte auf einem vermeintlich durchwegs homosexuellen Planeten spielen zu lassen, auf dem eine heterosexuelle Minderheit unterdrückt wird. Nicht, dass eine derartige Umkehrung gänzlich unproblematisch wäre. Sie wäre aber zumindest konsequenter.

Link:
Die J'naii im Memory Alpha Wiki.


1 Kommentar:

  1. Die Zusammenführung von der Gesellschaft ohne Geschlecht mit der Homophobie-Thematik ist wirklich etwas unglücklich. Aber bemerkenswert, dass eine Mainstreamserie wie "Star Trek" überhaupt solche Themen aufgreift.

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