Two and a Half Men und The Big Bang Theory (beide CBS) gehören zwar zu den erfolgreichsten aktuellen Sitcoms – sie sind aber ebenso die uninspiriertesten. Beide Serien eint, dass sie von Chuck Lorre entwickelt wurden.
In formaler Hinsicht erinnert Two and a Half Men an die typischen Familien-Sitcoms der 1990er Jahre. Vielleicht macht gerade das, ein allabendliches Wiedersehen mit dem aus der Kindheit bekannten, den Reiz der Serie für viele Mitt- und Endzwanziger aus. Dazu kommt - und das ist weniger erfreulich - der Faktor Sexismus. Denn die banalen bis konturlosen Figuren der Serie werden primär durch ein gemeinsames Programm zusammengehalten: die Reduktion der weiblichen Figuren auf Funktionen - wahlweise Sexobjekt, Mutter oder Hauspersonal.
Von Charlie zu Walden
Der Rauswurf von Charlie Sheen stellte Chuck Lorre vor ein Problem. Die Hauptfigur musste in Abwesenheit aus der Serie hinaus geschrieben werden und durch eine bisher unerwähnte, von Ashton Kutcher verkörperte, Figur ersetzt werden. Es gab eine Vielzahl von Spekulationen wie das nun genau geschehen würde. Lorres Lösung dieses Problems war um einiges platter und unplausibler als so manche Fan-Fiction, die sich der Problemstellung annahm: Ein reicher Internet-Millionär taucht aus dem Nichts auf, kauft das Haus und hat kein Problem damit, dass die Verwandten des verstorbenen Vorbesitzers - quasi als Ersatzfamilie - bei ihm wohnen bleiben. Denn der Millionär hat ein Schwäche: Er ist Frauen hilflos ausgeliefert und muss von 1 1/2 Männern vor selbigen beschützt werden.
Probleme von Endlos-Serien, wie das plötzliche Wegfallen von DarstellerInnen, wurden auch schon um einiges kreativer und vor allem selbstreflexiver gelöst. Die Tochter bei Roseanne wurde insgesamt zwei mal ausgewechselt und die plötzliche Veränderung ihres Aussehens von den anderen Familienmitgliedern jeweils ironisch kommentiert. In Till Death machte man daraus sogar einen Running Gag, wechselt die Tochter insgesamt vier mal aus und besetzte sie letztlich absichtlich mit der Schauspielerin Kate Micucci, die zuvor bereits mehrere Folgen lang eine völlig andere Figur verkörperte.
Nerds und ihre Freundinnen
Ähnlich holzschnittartig wie Two and a Half Men ist The Big Bang Theory, das bisher letzte große Sitcom-Projekt von Chuck Lorre. Die Serie ist keineswegs weniger sexistisch als Two and a Half Men - wenn auch in einer anderen Form.
Dem von der feministischen Medienkritikerin Anita Sarkeesian auf ihrem Feminist Frequency-Vlog anschaulich beschriebenem "Smurfette Principle" folgend, besteht der Main Cast zunächst aus männlichen Nerds und einer einzigen, schlumpfinen-haften, Frau (Kaley Cuoco). Ganz dem sexistischen Klischee entsprechend, wird sie als vergleichsweise dumm dargestellt. Diese Figurenkonstellation wurde in der zweiten Staffel zwar kurzzeitig um eine weitere Frau (Sara Gilbert), eine Wissenschaftlerin, erweitert - diese Figur wurde jedoch von den Produzenten mangels Ideen wieder aufgegeben. Erst am Ende der dritten Staffel entschloss man sich abermals andere Frauen neben Penny - wiederum zwei Wissenschaftlerinnen (Mayim Bialik und Melissa Rauch) – fix in die Handlung zu integrieren. Alle drei Frauen eint, dass sie primär deshalb in die Serie eingeführt wurden um an einem bestimmten Punkt entweder eine Beziehung mit einem der Nerds oder wenigstens eine kurze Affäre einzugehen.
Zu einem gewissen Grad erinnert The Big Bang Theory an die britische Nerd-Serie The IT Crowd[1]. Auch hier haben wir es mit einem männlichen Cast und einer einzigen Frau (Katherine Parkinson) zu tun – diese wird den beiden Nerds jedoch als Chefin vorgesetzt. Diese Position erlangte sich auf eine Art, in der sonst eher Männer Karriere machen. Die Serie ist zwar ebenfalls nicht frei von sexistischen Klischees, setzt aber auch viele gegenläufige Akzente und hinterfragt auf satirische Weise Männlichkeitskonzepte vom IT-Nerd bis zum Fußballfan. Ein einziges mal kommt es zu einer sexuellen Begegnung zwischen Jen und einem der Nerds. Doch selbst dabei handelt es sich nur einen Witz nach dem Abspann, der – wie die meisten Ereignisse in der Serie – keinerlei Auswirkungen auf den weiteren Verlauf hat.
Siehe auch:
One and a Half Man - über die Karriere von Chuck Lorre
Anmerkung:
[1] Chuck Lorre lässt sich anscheinend gerne von britischen Sitcoms inspirieren. So ist auch die Figurenkonstellation aus Cybill mit der von Absolutely Fabulous defacto identisch.
Also eigentlich finde ich beide Serien ganz gut. Natürlich ist es immer eine Geschmacksfrage, wobei dem einen die Serien gefallen und dem anderen nicht.
AntwortenLöschenSexistisch finde ich beide Serien auch als Frau nicht. Aber auch Humor ist eine Sache, die jedem anders liegt.