Viel wurde geschrieben über die letzten Sendeminuten von MTV im deutschsprachigen FreeTV. Ob es sich um popkulturelle Subversion oder um einen kalkulierten Marketing-Coup handelt, wird sich nicht endgültig klären lassen. Die kalkulierbare Wirkung legt letzteres nahe.
Vielsagend war die Musikauswahl der letzten Sendeminuten von MTV Germany ohne Zweifel. Die Redaktion von MTV Noise - kann man hier überhaupt von einer Redaktion sprechen? - spielte zunächst „Don't look back in anger" von Oasis und beendete den redaktionellen Teil mit „Viva Forever" von den Spice Girls. Am Ende durften also die Spice Girls die momentane Konzernstrategie von Viacom vorsingen: VIVA für immer für den Pöbel. MTV bis auf Weiteres für zahlende Gäste. Danach gab's noch einen letzten Werbespot für Klingeltöne und dann war Schicht im Schacht.
Mit dem als postmodernen Protest inszenierten Abgang aus dem FreeTV bleibt MTV seinen Wurzeln treu. Denn was den Sender von Beginn an von der Konkurrenz unterschieden hat, ist sein avantgardistisch gestyltes, als Protest gegen alle Normen daherkommendes Marketing. Müsste man die Sendeminuten sowie den Platz den Print- und Online-Medien diesem finalen Marketing-Coup einräumten bezahlen, wäre das selbst für einen Medien-Großkonzern wie den deutschsprachigen Viacom-Ableger MTV Networks nicht leistbar.
Sogar ein vermeintlich kritischer Artikel wie dieser hämmert uns allen nur ein weiteres mal ein, dass MTV nun im PayTV zu empfangen ist. Also kauft endlich das blöde Premium-Paket, damit wir alle aufhören können gratis Werbung für Viacom zu machen!
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