Montag, 27. Februar 2012

Roland Düringer im Club 2: Prolog

Seit seiner "Wutbürger"-Satire in der vorläufig letzten Ausgabe von Dorfers Donnerstalk (ORF eins) schwimmt der Kabarettist Roland Düringer auf einer Welle der Popularität. Er ist zu einer Art Galionsfigur der österreichischen Occupy-Bewegung avanciert. Zugleich wird er nicht Müde das konservativ-esoterische Buch Vom Systemtrottel zum Wutbürger von Eugen-Maria Schulak und Rahim Taghizadegan zu promoten.

Barbaba Tóth bezeichnet das Buch in einer Rezension als "arg esoterisch angehauchte[n] Lebensratgeber für Sinnsuchende"[1], dem der Charakter einer politische Analyse völlig fehlt. Die Autoren arbeiten "mit jenem bewährten Aha-Effekt, auf den Erlöserideologien genauso gerne zurückgreifen wie Instantcoaches, die nur ein paar Stunden Zeit haben, ihre Kunden umzudrehen"[2], schreibt Tóth. Als Erlöserfigur mit gar prophetischen Fähigkeiten wird auch Düringer seit einiger Zeit wahrgenommen. Nicht nur von sich selbst, sondern auch von vielen politisch aktiven Menschen, die sich darüber freuen, dass endlich einer ausspricht, was sie schon lange hören wollen.

Diese Erleichterung, dass jemand stellvertretend für eine/n selbst ein Unbehagen mit den gesellschaftlichen Verhältnissen artikuliert, führt zu nahezu ungebrochener Identifikation. Es ist kaum möglich mit Argumenten durchzudringen, trotz der offensichtlichen Widersprüche in die sich Düringer permanent verstrickt. Selbst an seiner Abneigung gegenüber emanzipatorischer Politik, aus der Düringer keinen Hehl macht, stoßen sich nur wenige.

Vor wenigen Monaten habe ich mich auf diesem Blog schon einmal mit der "Wutbürger"-Satire Düringers auseinandergesetzt (siehe "Game Over Donnerstalk"). Größtenteils finde ich den Text nach wie vor stimmig. In einem - eigentlich recht zentralen Punkt - muss ich mich jedoch korrigieren: Damals habe ich argumentiert, bei Düringers Auftritt handle es sich um "perfektionierte Selbstpromotion", die "jeder RezipientIn die Lesart anbietet, die ihr lieb ist". Das mag zwar Stimmen und dürfte auch auf seine jüngsten Auftritte zutreffen. Die ideologische Motivation hinter der Satire habe ich aber - wie sich mittlerweile herausgestellt hat - sträflich unterschätzt. Grund genug, sich noch einmal mit Düringer zu beschäftigen und seine Aussagen diesmal nicht primär unter dem Gesichtspunkt medialer Selbstvermarktung, sondern ideologiekritisch unter die Lupe zu nehmen.

Zuletzt war Düringer - mittlerweile eine Art medienübergreifender Fixstarter in "Wutbürger"-Angelegenheiten - am 15. Februar 2012 in der Diskussionssendung Club 2 (ORF 2) zu Gast. Wieder zogen seine dort getätigten Aussagen eine Art Internet-Hype nach sich. Ein Zusammenschnitt seiner Wortmeldungen landete unter dem Titel "Roland Düringer im CLUB2 - Aussagen eines Mutbürgers" auf Youtube und wurde mittlerweile über 100.000 mal angeklickt. Hochgeladen hat das Video ein unter dem Pseudonym "digitalresistance" firmierender User, der sich selbst als Teil der "Wahrheitsbewegung" bezeichnet. Mit der Wahrheit ist es aber nicht weit her, denn das Video ist extrem manipulativ geschnitten. Etwa wird durch einen Gegenschnitt suggeriert Maria Maltschnig würde Düringers Aussage bei Minute 4:04 zustimmen - dafacto hat sie ihm aber widersprochen[3].

Die folgende Artikelserie beschäftigt sich ausgehend von unterschiedlichen Fragestellungen mit Düringers Aussagen. Der erste Artikel thematisiert seine realpolitische Einschätzung, wonach die FPÖ "die einzige Linke" in Österreich sei. Ein weiterer Artikel widmet sich seiner Untergangsprophezeiung, die zwischen langsamem ökonomischem Abstieg und einer latent antisemitisch aufgeladenen Vorstellung eines nahenden Dritten Weltkriegs oszilliert. Der letzte Artikel versucht die Frage zu beantworten, was Düringer eigentlich will. Denn bei näherer Betrachtung propagiert er ein Gesellschaftsmodell, dass nichts anderes als einen Rückschritt in feudale Zeiten darstellt.

Quellen:
[1] Barbaba Tóth, "Nicht Wutbürger, sondern Gärtner", Falter: Wien 37/2011 vom 14.9.2011.
[2] Ebd.
[3] Der Club 2 in voller Länge findet sich hier - die entsprechende Stelle bei Timecode 0:24:40.


1 Kommentar:

  1. düringer ist ein fascho, er redet ständig von "selbstverantwortung", ganz so wie diejenigen die den sozialstaat demontiern wollen...
    ...hat aber keine lösungen bereit, ausser im garten die nahrung selbst anzubauen, was es nur für die reichen und reichsten spielt die sich ein grundstück leisten können aber ganz sicher nicht für die armen....

    düringer ist ein kleiner fascho der auf der CIA-gesteuerten "truth" oder "wahrheits" -welle schwimmt, fast alle seine anhänger (youtube comments) sind totale nazis.

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