Samstag, 23. März 2013

Lachen und Weinen, Leben und Tod - Über Derek

Es ist schwierig, aus Ricky Gervais schlau zu werden. Da gibt es den verbal übergriffigen Twitter-Gervais, den schadenfrohen An Idiot Abroad-Gervais und den Karl Pilkington öffentlich mobbenden The Ricky Gervais Show-Gervais.

Dann gibt es noch den Ricky Gervais, der gemeinsam mit Stephen Merchant Serien wie The Office und Extras (beide BBC Two) erfunden hat. Die Betonung liegt auf "gemeinsam mit Stephen Merchant" - dachte ich bisher. Denn der im Vergleich zu Gervais zurückhaltend und nachdenklich wirkende Merchant, erschien mir als eine Art Korrektiv, ohne den die genannten Serien nicht werden hätten können, was sie wurden: Meilensteine jüngerer Fernsehgeschichte, in denen Themen wie Rassismus, Homophobie und die oftmals unerträglichen Dynamiken in Arbeitskontexten auf erstaunlich intelligente Weise behandelt werden.

Mit Derek (Channel 4) wird dieses Erklärungsmuster in Frage gestellt. Während Stephen Merchant mit der Serie nichts zu tun hat, findet sich der Name Ricky Gervais im Abspann so oft, wie kein anderer. Gervais hatte die Idee, schreibt die Drehbücher, führt Regie und verkörpert die Hauptfigur Derek, die in einem Altersheim als Hilfskraft arbeitet. Er und die anderen Hauptfiguren der Serie werden mit großer Empathie dargestellt. Die sympathische Altenpflegerin Hannah (Kerry Godliman) ebenso wie der sarkastische Hausmeister/Busfahrer Dougie (Karl Pilkington) und der verschrobene Kev (David Earl), von dem niemand genau weiß, was er eigentlich macht. Alle bis auf Derek hadern mit dem Verlauf ihrer Biographie, gehen aber jeweils unterschiedlich mit der Situation um.

Es ist schwer, Derek mit gängigen Genre-Begriffen zu kategorisieren. Für eine Sitcom ist die Serie zu nachdenklich, zu langsam und oftmals zu traurig. Teilweise hat sie Züge eines Melodrams, was nicht zuletzt auf die beständige Klavier-Untermalung zurückzuführen ist. Aufgebrochen wird dies durch den Mockumentary Stil und durch Dougies Statements, die stark an den Karl Pilkington erinnern, den man aus The Ricky Gervais Show (HBO) oder An Idiot Abroad (Sky1) kennt. Die englische Wikipedia entschied sich für die Begriffskette "Comedy-drama", um Derek zu beschreiben. Die Serie weiß dieses Spektrum allemal auszufüllen. Nicht wenige Szene treiben den ZuschauerInnen Tränen in die Augen, was nicht zuletzt daran liegt, dass es - Stichwort: Altersheim - im wörtlichen Sinne um Leben und Tod geht.

Link:
Ricky Gervais and Michael Haneke: Together at last


1 Kommentar:

  1. Ricky Gervais ist schon eine faszinierende Persönlichkeit, auf jeden Fall. Auf Twitter bin ich manchmal wirklich schon fast schockiert, was er da so von sich gibt, bei Derek hingegen geht es, wie du schon angesprochen hast, wirklich untypisch ernst zu.

    Mit Ricky Gervais würde ich gerne mal zu Abend essen!

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