Donnerstag, 27. November 2014

That's gay!

Über die Umverteilung von als "schwul" konnotierten Charaktereigenschaften in Happy Endings (ABC).

Die Sitcom Happy Endings wird vielfach für ihre Darstellung des schwulen Hauptprotagonisten Max (Adam Pally) gelobt. Die Figur hebe sich positiv von Klischeebeladenen "gay guys" anderer Serien ab, heißt es. Die Serie als ganzes arbeitet normativen Rollenbildern dennoch eher zu, als dass sie sie in Frage stellt.

Obwohl Happy Endings von Kritik und Publikum für ihren "fresh take on the gay guy" gelobt wird, ist der Umgang der Serie mit männlicher Homosexualität nicht unproblematisch. Happy Endings arbeitet des öfteren mit einem Set an Verhaltensweisen, die in der Serie als "schwul" und "nicht schwul" verhandelt werden. Max dient dabei als Negativfolie - in einem vergleichsweise positiven Sinne. Er entspricht nicht dem Klischee. Das attestieren ihm die anderen Figuren der Serie wiederholt. In der englischsprachigen Wikipedia wird Max wie folgt beschrieben: "Max is an outspoken and non-stereotypical gay man. He loves food and hates being in a relationship." Eine eher unglückliche Beschreibung, die allerdings schon einen Hinweis darauf gibt, welch absurde Blüten der Anspruch non-stereotypical zu sein, in der Rezeption treiben kann.

Als schwul konnotierte Verhaltensweisen und Charaktereigenschaften werden in andere - heterosexuelle - Figuren ausgelagert. Am auffälligsten passiert das bei Penny (Casey Wilson), der besten Freundin von Max, die als sehr camp und überdreht dargestellt wird. Darüber hinaus lassen sich bei allen männlichen Mitgliedern des Happy Endings Maincasts Beispiele für Verhaltensweisen finden, die im Laufe der Serie als typisch schwul verhandelt werden. Daves Vorliebe für Cocktails oder Brads schrilles Lachen seien hier genannt.

Es bieten sich zwei Interpretationen an: Im Sinne der Serienmacher_innen und wohlwollender Kritiker_innen könnte argumentiert werden, dass Happy Endings gängige Rollenbilder erweitert. Die durchaus empowernde Botschaft könnte dabei lauten, man muss nicht schwul oder hetero sein, um dieses oder jenes zu tun. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass die Serie gängige Rollenbilder reproduziert, indem bestimmtes Verhaltensmuster und Charaktereigenschaften wiederholt als schwul/nicht schwul verhandelt werden. Auch wenn diese Verhaltensmuster in der Serie selbst nicht negativ dargestellt sind, stellt sich dennoch die Frage, ob es in der Wirklichkeit - also auf Ebene der Rezeption - nicht Heteronormativität stärkt, statt sie zu untergraben. Letztlich werden so abermals Festschreibungen vorgenommen, die im schlimmsten Fall in offene Homophobie umschlagen können.

So "fresh" dieser take on the gay guy auch sein mag, bleibt die Serie mit ihrer hetero- und homonormativität letztlich doch wieder hinter ihrem eigenen Anspruch zurück. Allzu großer Erfolg war ihr ohnehin nicht beschieden. Nach drei Staffeln wurde Happy Endings vorzeitig abgesetzt.

Dieser Text ist aus der KritTFM-Lecture "A fresh new take on the gay guy?" heraus entstanden, die am 22. November 2014 im Rahmen des YOUKI Festivals in Wels stattfand.

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