Mit Beiträgen über Kottan ermittelt, Ein echter Wiener geht nicht unter, Die Piefke Saga, Vorstadtweiber u.v.m. sowie Interviews u.a. mit Karl Merkatz, Erika Deutinger und Ingrid Burkhardt.
Serielle Zustände – Annäherungen an die österreichische Fernsehlandschaft beginnt, das scheint naheliegend, mit einem Text über Serienvorspanne. Kirchtürme und Landschaften sind es, die das österreichische Fernsehen besonders gern in Szene setzt, wobei in Bezug auf die Serien selbst durchaus ein zeitlicher Wandel beobachtbar ist:
„Tatsächlich ergibt sich (...) die These, dass ab den 1990er Jahren verstärkt individualisierte Lebensentwürfe in Kombination mit (titelgebenden) Natur- oder Stadtlandschaften gezeigt werden und kaum mehr sozialrealistische Darstellungen im Fokus der erzählten Geschichten stehen. Es entstehen, ähnlich dem Heimatfilm der 1950er/1960er Jahre idealisierte Fernsehlandschaften, diesmal in touristisch bereits erschlossenen Orten, deren Figuren sich mit ihrer Umgebung auf besondere – heimatverbundene – Weise nahe fühlen.“ (Christine Ehardt, „Die Vermessung der Serienwelt. Fernsehtopographien und- utopien im österreichischen Serienvorspann“, S. 16)
Im ersten Kapitel, das angelehnt an die gleichnamige, im Buch aber nicht behandelte, Serie den Titel „Die liebe Familie“ trägt, finden sich Essays über die Serien Ehekrieg- und Frieden und Vorstadtweiber. Abgeschlossen wird das Kapitel mit ausführlichen Schauspieler*innen-Interviews aus den Casts von Ein echter Wiener geht nicht unter, Kaisermühlen Blues und Trautmann.
Im Kapitel „Ordnungen“ wird die österreichische Krimigeschichte aufgearbeitet. Der erste Beitrag beschäftigt sich mit Frauen- und Männerbildern in TV-Krimis der letzten 30 Jahre:
„Marginalisiert wird das Thema häusliche Gewalt, das meist in eine Nebenstory verpackt ist, um Ermittler_innenteam und Publikum auf eine falsche Fährte zu führen, oder gar auf eine Art und Weise uminterpretiert wird, dass das Bedrohliche und Brutale doch wieder – aus dem Inneren der Familie – in einen Außenbereich rückt (…) In den wenigsten Fällen jedenfalls gibt es eine Verbindung zwischen häuslicher Gewalt und dem Mord selbst. Damit steht die Aufbereitung des Themas in klarem Widerspruch zur Realität, denn die Mehrzahl der in Österreich begangenen Mordverbrechen stehen in unmittelbarem Zusammenhang zu Aggression und Gewalt in der Familie.“ (Claudia Paganini, „‘Wenn sie so fesch ist …‘. Frauen- und Männerbilder in 30 Jahren österreichischer Krimigeschichte“, S. 124)
Weitere Essays im Kapitel „Ordnungen“ befassen sich mit der Darstellung von Sexarbeiterinnen im Wiener Tatort und den drei Kottan ermittelt Hauptdarstellern.
Mit „Exotismus und Tourismus“ ist das nächste Kapitel überschrieben. Der Eröffnungsbeitrag widmet sich der in Jugoslawien gedrehten Aussteiger*innen-Serie Der Sonne entgegen, ergänzt durch ein Interview mit dem Drehbuchautor Gerald Gam. In weiteren Beiträgen geht es um Erbschaften und soziale Mobilität in Ein Schloß am Wörthersee sowie Postnazismus und Zivilisationskritik in Die Piefke Saga.
Im Unterkapitel „Humor und Abgrund“ findet sich ein weiterer Essay über Kottan Ermittelt sowie ein Text über das Kommissar Rex Spin-off Stockinger. Abgeschlossen wird der Band mit Fernsehabgesängen auf die Netflix Serie Freud ("Sigmund im Bann der Dämonen") und das Multimediaprojekt Endzeit.
Florian Wagner, Georg Vogt, Wolfgang Liemberger, Christine Ehardt: Serielle Zustände. Annäherungen an die österreichische Fernsehlandschaft, Wien: Sonderzahl 2022.
Links:Serielle Zustände beim Sonderzahl Verlag
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