Hello Ladies (HBO), die neue Sitcom von und mit Stephen Merchant, ist ziemlich deprimierend. Sie basiert auf seinem gleichnamigen Stand-Up-Programm, das von Merchants Versuchen, eine Frau zu finden, handelt.
Im Zentrum der Serie stehen der Webdesigner Stuart Pritchard (Stephen Merchant) und die erfolglose Schauspielerin Jessica Vanderhoff (Christine Woods), die bei Ersterem als Untermieterin wohnt. Stuarts bester Freund Wade (Nate Torrence) und seine Frau Marian (Crista Flanagan) machen gerade eine emotionale Scheidung durch. Stuart, der seiner Mission eine Frau zu finden, so ziemlich alles unterordnet, vergisst über weite Strecken, dass Wade nicht in der Stimmung ist, mit ihm von Party zu Party zu tigern.
Es ist quasi die Verlagerung von für britische Sitcoms typische Figuren nach LA. Niemand ist erfolgreich, niemand taugt als positive Identifikationsfigur und alle Beteiligen eint eine Grundstimmung, die sich als - über weite Strecken durchaus gerechtfertigter - "miserabilism" bezeichnen lässt. Jessica ist in ihrer Beziehung sogar mit noch mehr menschlicher Kälte konfrontiert als Stuart in seinem Single-Dasein. Ihr Freund teilt lediglich die positiven Momente mit ihr und ist chronisch abwesend, sobald sich eine der vielen Krisen in Jessicas Leben zu entfalten droht.
Wenn sich am Ende der vorletzten Folge dann plötzlich beruflicher Erfolg für Jessica und ein Date für Stuart anzubahnen scheint, aus dem Off "Oh Yeah" von Roxy Music erklingt und Stuart ausnahmsweise auf die Gefühlslage seines besten Freundes Rücksicht nimmt, sind wir an einem der wenigen Punkte der Serie, in der sich die depressive Grundstimmung in eine manische verwandelt. Allerdings ist zumindest in Bezug auf Stuart unklar, warum eigentlich. Zwar hat er ein Date mit einem Model (Heather Hahn) und damit sein lange verfolgtes Ziel erreicht. Allerdings hält er sie offensichtlich für dumm, was der Szene, die fast so wirkt, als wäre er gerade von der Frau seines Lebens aus der Einsamkeit errettet worden, einen bitteren Beigeschmack verleiht.
Hello Ladies ist eine Serie über die Einsamkeit einer Großstadt, die so viel Glück verspricht, wie wenig andere Städte auf der Welt. Die Serie würde in New York[1], Paris oder London wohl nicht so gut funktionieren wie in Los Angeles mit seinen Traumfabriken und nur in Ansätzen vorhandener öffentlicher bzw. sozialer Infrastruktur, die die Lebensumstände der vielen Vereinzelten, die sich durch einen Umzug in diese Stadt erhoffen, von wem auch immer entdeckt zu werden, noch isolierter und prekärer macht. Konkurrenz überlagert die meisten sozialen Interaktionen. Zwischenmenschliche Beziehung, ob sie nun auf Liebe oder FreundInnenschaft basieren, erscheinen in Hello Ladies so ausgehöhlt wie in nur wenigen anderen Serien, die sich dem Sitcom-Genre zurechnen lassen.
Anmerkung:
[1] New York hat mit How I Met Your Mother (CBS) eine Sitcom, die ebenfalls die Suche nach einer Frau fürs Leben als zentrales Thema hat. Allerdings mit einem ungleich höheren Wohlfühlfaktor. Gefilmt wird How I Met Your Mother in Los Angeles.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen