Heißt es "Serienfigur" oder "Seriencharakter"? Ein Beitrag zur Begriffsklärung.
"Gift" (de.) und "gift" (en.), "pathetisch" (de.) und "pathetic" (en.) oder "bekommen" (de.) und "become" (en.) klingen gleich oder ähnlich, haben aber unterschiedliche Bedeutungen. Es handelt sich um so genannte "Falsche Freunde". Mit einem ähnlichen Phänomen haben wir es bei "Character" (en.) und "Charakter" (de.) zu tun.
Eine Figur hat einen Charakter bzw. wird er ihr durch die Drehbuchautor_in zugeschrieben. Sie ist allerdings kein Charakter. Dennoch wird sowohl in journalistischen als auch wissenschaftlichen Texten über Fernsehen in Anlehnung an den englische Begriff "Character", der im Bereich fiktionaler Texte dem deutschen Begriff "Figur" näher steht als dem Begriff "Charakter", häufig über "Seriencharaktere" geschrieben.
Es geht hier nicht nur um Wortklauberei, sondern auch um die mit den verwendeten Begriffen assoziierte Bedeutung. Der Begriff "Figur" verweist auf die Konstruiertheit; darauf, dass wir es eben nicht mit realen Personen, sondern mit von Drehbuchautor_innen geschaffenen zu tun haben. Von "Charakter" zu sprechen, bedeutet der Figur eine Innerlichkeit zuzuschreiben, die so nicht existiert und ihre Gemachtheit aus dem Fokus zu verlieren. Was eine Serien- oder Filmfigur tut oder zu sagen hat, resultiert eben nicht aus ihrem Charakter, sondern aus den Entscheidungen der Autor_innen, Produzent_innen und Regisseur_innen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen