Samstag, 26. April 2014

Schlechte österreichische Bands brauchen Quoten

Vor einem Jahr erzählte Ö3 Moderatorin Elke Lichtenegger auf Okto eine Anekdote über eine vermeintlich unbekannte, vermeintlich österreichische Band, von der sie glaubte, sie wolle sie mit einem mutmaßlich schlechten Lied bei der Arbeit stören. Vor einigen Tagen entwickelte sich auf Facebook ein nationalistischer Shitstorm gegen Ö3 und Lichtenegger selbst, die sich in weiterer Folge entschuldigen musste und wegen eines Nervenzusammenbruchs ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Nun springt die SPÖ auf den "Bandwagon" und will die ORF Radios zu mehr österreichischer Musik verpflichten.

So etwas wie Awareness für Online-Mobbing und eine Problematisierung dessen, was sich in den letzten Tagen in diversen Social Media Kanälen abgespielt hat, darf man sich von SPÖ-Kultursprecherin Elisabeth Hakel nicht erwarten. Statt zu betonen, dass es - gerade für eine Musikjournalistin - möglich sein muss, österreichische Bands schlecht zu finden, ohne dafür fertig gemacht und zu einer Entschuldigung genötigt zu werden, stimmt sie in den Chor der Bullys ein. Die Mindestquote von zehn Prozent für "europäische Werke" im ORF Fernsehen will sie auf das Radio ausgedehnt wissen. "30 bis 40 Prozent österreichische Musik" sei das Ziel, wird Hakel in der Tageszeitung Der Standard zitiert.

Interessant an der Forderung nach nationalen Musikquoten ist der Umstand, dass damit letztlich nur bestätigt wird, was Lichtenegger in ihrem Interview angedeutet hat: Österreichische Gegenwartspopmusik ist nicht nur zu schlecht, um sich auf dem internationalen Musikmarkt durchzusetzen. Sogar in Österreich selbst müssten Radiosender per Verordnung gezwungen werden, sie zu spielen.

Siehe auch:
Kulturindustrieller Standortnationalismus gegen "weitere 1.500 Arbeitslose"

1 Kommentar:

  1. Etwas undifferenziert, dieser Kommentar.

    Alle Einwände gegen diese Dame in einen Topf zu werfen mit jenen wenigen, die untergriffig sind, ist doch en bisserl billig.

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